Das Tier wurde 2007 während einer Jagd getötet. Der Wolf wurde vor 160 Jahren in Mitteleuropa ausgerottet und genießt seit 1990 höchsten Schutz

Dannenberg. Wölfe unterliegen in Deutschland nicht dem Jagdrecht, sondern stehen seit 1990 in Deutschland unter strengem Naturschutz. Dennoch erschossen Jäger 2007 im Wald bei Gedelitz einen frei lebenden Wolf. Der Jäger Heinrich W. wurde vor zwei Jahren wegen schweren Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz zu 50 Tagessätzen à 20 Euro verurteilt. Außerdem musste er die Tatwaffe abgeben.

Das Amtsgericht in Dannenberg brauchte fast ein Jahr, um alle Beweise zusammenzutragen. Fünf Sachverständige aus ganz Deutschland mussten angehört werden. Die tödlichen Schüsse konnten zwar nachgewiesen, aber nicht zweifelsfrei zugeordnet werden.

Trotz einiger Unklarheiten ergab sich aus der Beweisaufnahme folgendes: Während einer Gesellschaftsjagd am 15. Dezember 2007 hatte Heinrich W. gemeinsam mit dem Mitangeklagten Heinrich H. in der Forst Gedelitz einen streng geschützten, etwa zweijährigen gesunden Wolf getötet. Der erste Schuss, dessen Urheberschaft nicht geklärt werden konnte, riss dem Tier eine halbe Vorderpfote weg. "Dies war keinesfalls tödlich, das hätte der Wolf auskurieren können", konstatierte die Sachverständige Veterinärin damals. H. schoss dem Tier dann einen Teil seines Rückenmarks weg. Um ihn nach eigenen Angaben "von seinem Leid zu erlösen", schoss der Angeklagte W. dem Tier dann noch die halbe Schnauze weg. Bei Jagdende - nach über drei Stunden - lebte der Wolf immer noch und wurde erst dann mit zwei Schüssen getötet.

Der Verurteilte hatte den querschnittsgelähmten Wolf von seinem Leiden erlösen wollen. Doch da der Wolf nicht unter das Jagdrecht fällt, ist dieser Schuss unzulässig. Seine Tötung stellt einen schwerwiegenden Verstoß gegen den Artenschutz dar.

Jahrhunderte lang betrachteten die Menschen den Wolf als ihren Feind und verfolgten ihn mitleidlos. Das führte vor rund 160 Jahren zu seiner Ausrottung in Mitteleuropa. Seit 1992 genießen die Wölfe in der Europäischen Union höchsten Schutz. In vielen Ländern kehren nach und nach in ihr früheres Verbreitungsgebiet zurück. Mitte der 1980er Jahre gelang es einigen Wölfen sich in Westpolen niederzulassen. Im Frühjahr 2000, wurden dann auch im Nordosten Sachsens wieder Wolfswelpen geboren.

Weil Niedersachsen ein geeignetes Habitat für Wölfe vorweist, vor allem im Bereich der Lüneburger Heide, aber auch im Wendland, in Teilen des Harzes sowie des Weserberglandes, gilt es als Wolfserwartungsland. Bereits seit April hält sich ein weiblicher Wolf dauerhaft auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord auf.