Die SPD sieht aufgrund der aktuellen Finanzlage der Gemeinde weiteren Beratungsbedarf für das Acht-Millionen-Euro-Projekt in Fleestedt.

Fleestedt. Der neue Rat der Gemeinde Seevetal steht vor der ersten Nagelprobe. Entscheidet er sich für den Kauf der rund sieben Hektar großen Fläche am Mühlenweg zwischen Fleestedt und Beckedorf für das geplante Fleestedter Sportzentrum und erfüllt damit seine Zusage an die Fleestedter Sportler, oder lässt er die Pläne für das acht Millionen Projekt in der Schublade verschwinden? Die jetzt bekannt gewordene Finanzlage der Gemeinde, würde, so sieht es jedenfalls die SPD im Rat, eigentlich dafür sprechen, die Angelegenheit noch mal zu beraten. Wie berichtet, liegen die erwarteten Einnahmen aus der Gewerbesteuer um vier bis fünf Millionen Euro niedriger, als eingeplant. Das reißt ein Loch in die Gemeindekasse, das erst gestopft werden muss.

Das Pikante an der Sache: Die Gemeinde Seevetal würde die Fläche für etwa 1,1, Millionen Euro kaufen. Das ist der letzte Stand der Verhandlungen mit den vier Eigentümern. Die Summe hat der alte Rat bereits in den Haushalt für dieses Jahr eingeplant.

Laut Gutachter des Lüneburger Katasteramtes, ist diese Fläche allerdings nur die Hälfte wert. Zwei der Eigentümer sind die CDU-Ratsherren Walter Schulz und Adolf Wendt, der gerade von seinem Fleestedter Ortsrat als Ortsbürgermeister wieder gewählt wurde. Ein weiterer Teil der Fläche gehört einer Erbengemeinschaft. Ein vierter Eigentümer hat inzwischen sein Verkaufsangebot zurückgezogen, wodurch die Gesamtfläche auf etwa 6,3 Hektar schrumpfen würde. Auch eine abgespeckte Fläche dieser Größe wäre ausreichend für ein Sportzentrum.

Seevetals Gemeindesprecher Andreas Schmidt: "Der von uns ermittelte Grundstückpreis basiert auf den Bewertungsgrundlagen, die wir für alle Grundstücke in vergleichbarer Lage benutzt haben. Das Gutachten des Katasteramtes hat bei seiner Berechnung einen anderen Schlüssel angelegt. Und der von uns ermittelte Kaufpreis war natürlich in der Verhandlungsphase mit den Eigentümern die Grundlage der Verhandlungen." Die verbliebenen drei Grundstückseigentümer sollen bereits signalisiert haben, ihre Grundstücke nicht für die Hälfte des Preises verkaufen zu wollen. Die Gemeinde steckt im Dilemma.

In der jüngsten nicht öffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses hat sich die SPD mit ihrer Forderung durchgesetzt, vorerst keinen Ratsbeschluss für den Kauf der Fläche zu fassen. Der wäre jetzt eigentlich fällig gewesen, um mit den Planungen für das Sportzentrum beginnen zu können. Unter anderen wartet der TuS Fleestedt sehnlichst auf das Sportzentrum. TuS-Vorsitzender Walter Hagemann mag nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Er wolle sich zu der jüngsten Entwicklung nicht in der Öffentlichkeit äußern. "Trotz alledem bin ich optimistisch, was das Sportzentrum angeht", sagt Hagemann.

SPD-Fraktionschef Klaus-Dieter Kirchhoff sagt: Natürlich müssen wir irgendwann einen Beschluss fassen, damit die Planung, wie auch immer sie dann aussehen wird, weiter laufen kann. Wenn wir die aktuellen Haushaltszahlen dann auf dem Tisch haben, muss man sich fragen, wie man in Fleestedt baut. Die Diskussion darüber, ob wir ein so großes Sportzentrum zu dem Preis brauchen oder nicht, geht derzeit auch bei uns quer durch die Fraktion." Innerhalb der SPD, so Kirchhoff, bestehe in jedem Fall weiterer Beratungsbedarf. Da könne man nichts übers Knie brechen. Und Kirchhoff denkt auch schon über Alternativen nach, wie über den Abriss der etwa 60 Jahre alten Sporthalle bei der Fleestedter Grundschule und einen Neubau einer Sporthalle an dieser Stelle. Das hätte, so der SPD-Fraktionschef, auch den Charme, "dass wir dann Gelder aus der Kreisschulbaukasse und aus Fördertöpfen bekommen würden".

Im Verwaltungsausschuss hat CDU-Ratsherr Adolf Wendt bei der Abstimmung über das Sportzentrum nicht mit gestimmt. Als die Summe von 1,1 Millionen Euro vor etwa einem Jahr in den Haushaltsberatungen festgezurrt wurde, haben er und sein Fraktionskollege Walter Schulz mit der Fraktion allerdings für den Haushalt gestimmt. Im Nachhinein mögen dies manche Ratsmitglieder für problematisch erachten. Aber, so Jens Gardewischke von der Kommunalaufsicht des Landkreises Harburg: "Ein Haushalt ist eine Satzung, und ein einzelner Posten in diesem Haushalt ist ein Teil einer Satzung. Bei einer Satzung greift nicht das Mitwirkungsverbot." Wenn die beiden Ratsherren also bei diesem Haushalt abgestimmt haben, sei das in Ordnung.

Adolf Wendt selbst zeigt sich enttäuscht von dem Lauf, den die Dinge jetzt genommen haben. "Die Idee für ein Sportzentrum ist bestimmt 15 Jahre alt. Es wurden verschiedene Standorte geprüft, kein Eigentümer wollte verkaufen. Dann wurde die jetzige Fläche geprüft, und Walter Schulz, ich und die übrigen Eigentümer haben unsere Bereitschaft, mit der Gemeinde zu verhandeln, bekundet. Der TuS Fleestedt mit seinen 1700 Mitgliedern platzt aus allen Nähten, das ist bekannt. Dass da eine Lösung gefunden werden musste, ist ebenfalls bekannt." Er lege Wert darauf, dass diese 1,1 Millionen Euro für die Fläche keine Forderung der Eigentümer gewesen sei.

"Die Gemeinde hat kalkuliert und ist zu diesem Ergebnis gekommen", sagt der CDU-Politiker. Er sehe sich jetzt zwischen den Stühlen. "Wenn ich verkaufe, stehe ich in der Zeitung, verkaufe ich nicht, sind mir die Sportler böse. Ich setze mich dafür ein, dass für den Sport eine annehmbare Lösung gefunden wird, so Wendt. Er hätte kein Problem damit, so Fleestedts Bürgermeister, sich künftig bei den Beratungen heraus zu halten. Darüber müsse man, sagt Wendt, in der Fraktion noch beraten.