Die ersten Gödenstorfer Profi-Weihnachtsmänner wurden schon im Sommer gebucht. Zwei Männer gründeten eine Weihnachtsmann-Agentur.

Gödenstorf. Schon viele Wochen vor dem Heiligabend haben uns Christstollen und Spekulatius vor den Regalen der Supermärkte verweilen lassen. Irritiert blickten wir auf die unpassende Ware vor uns. Draußen waren es noch milde 20 Grad und gleichzeitig sollte man sich schon über Weihnachtsbäume, Lebkuchen oder die Befüllung des Gabentisches Gedanken machen.

Was völlig absurd klingt, ist für manche Menschen normaler Arbeitsalltag. "Manchmal stehe ich noch in kurzer Hose neben dem Telefon und notiere mir die ersten Aufträge für Weihnachten", erzählt Werner Kilian von skurrilen Weihnachtsvorbereitungen im August.

Der Pinneberger betreibt zusammen mit seinem Kollegen Niels Hansen eine Weihnachtsagentur. Neben ihren normalen Jobs vermitteln sie in der Weihnachtszeit in Hamburg und dem gesamten Umland Weihnachtsmänner für Unternehmensfeiern, Kindergärten und natürlich Privatpersonen. "Wir haben neben der Ausbildung angefangen als Weihnachtsmänner aufzutreten, und irgendwann hat sich das zu einem kleinen Unternehmen entwickelt", erinnert sich Kilian an die Anfänge.

Heute sind fast zwei Dutzend Weihnachtsmänner für die Agentur unterwegs, das heißt für die beiden Chefs natürlich inzwischen einiges an Arbeit. "Wir sitzen in der heißen Phase oft bis Mitternacht vor dem PC und planen unsere Touren. Ausgebucht sind wir meistens gegen Mitte Dezember, die letzen Anrufe bekommen wir trotzdem buchstäblich am Weihnachtsabend." Die Wünsche der Kunden gehen dabei häufig weit über eine normale Bescherung hinaus, gerade Unternehmen lassen sich bei der Planung der Weihnachtsfeier nicht lumpen. Deshalb umfasst das Angebot auch musizierende Weihnachtsmänner mit Gitarre oder Weihnachtsfrauen. Sind diese Feste meist schon viele Tage vor dem Weihnachtsabend gefeiert, beginnt die Hauptarbeit und so etwas wie die erklärte Herzensangelegenheit der beiden an Heiligabend.

Denn wie in den ersten Tagen ihres Nebenjobs ziehen beide noch selbst los, um für eine Bescherung zu sorgen.

"Ich mache mir Weihnachtsmusik im Auto an und dann fahre ich zu den Familien. Für mich ist das kein Stress, sondern eine große Freude", erzählt Kilian. Dass er selbst meist erst um 23 Uhr zurück bei der eigenen Familie ist, stört ihn nicht. "Klassische Weihnacht kennen wir gar nicht. Bei uns wird dafür am ersten Feiertag intensiver gefeiert."

Arbeiten an Heiligabend, das kennt auch Rolf Meyer. Auf seinem Hof in Gödenstorf ziert bereits Weihnachtsdekoration die Einfahrt und der Duft von Tannen liegt in der Luft. "Seit September haben wir die ersten Bestellungen. Gerade die Gemeinden und einige Händler sind schon immer etwas früher dran", erzählt der Tannenbaumhändler.

Inzwischen machen sich auch die ersten Familien auf die Suche nach dem perfekten Baum und läuten damit eine stressige Zeit ein. "Wir haben die ruhige Adventszeit aufgegeben", sagt Meyer und zuckt mit den Schultern. Bis 14 Uhr am Heiligabend wird er noch auf dem Hof stehen und bei der Suche nach dem perfekten Baum helfen. Dass es um ihn herum wunderbar weihnachtlich nach Tannen riecht, nimmt er kaum noch wahr. "Erst wenn der ganze Stress vorbei ist, kann ich den Hebel umlegen und Weihnachten genießen." sagt der Familienvater und gibt lachend zu, "Manchmal bin ich vor der Bescherung vor Erschöpfung schon fast eingeschlafen."

Das Problem, den Hebel umzulegen, kennt auch Miriam Willer. Die Hamburgerin macht die Pressearbeit für Kinderliedermacher wie Rolf Zuckowski oder Mai Cocopelli. Da gerade Kinderlieder zur Weihnachtszeit Hochkonjunktur haben, heißt das ab Ende August Weihnachtsplanung pur. "Ich muss die Familien- und Kinderzeitschriften anschreiben und dafür sorgen, dass meine Produkte auch wahrgenommen werden. Natürlich muss man dabei aufpassen, dass man keinen Redakteur schon zu früh mit Weihnachtsliedern nervt." Denn auch bei ihr selbst kommen manchmal die festlichen Gefühle etwas zu früh.

In solchen Momenten hilft es, sich nur auf die freie Zeit zu freuen, denn die kommt zu Weihnachten garantiert. Wie alle anderen ist auch bei Willer die Vorfreude auf das Fest noch nicht geschrumpft, denn spätestens, wenn man Heiligabend mit der Familie feiert, gesellt sich auch die Besinnlichkeit dazu.