Harburg bunkert 1200 Tonnen Salz, Lüneburg 1000. Nach den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre wollen Kreise gerüstet sein.

Winsen/Lüneburg. Die Winterdienste in den Landkreisen Harburg und Lüneburg stellen sich auf einen Winter mit viel Schnee und Eis ein. Nach den Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre wollen die Kreise und Städte gerüstet sein, um ein erneutes Winterchaos zu verhindern. Damals war das Streugut im ganzen Norden teilweise ausgegangen, Firmen waren mit der Nachfrage überfordert und konnten kein Salz mehr liefern. Zeitweise wurde nur noch auf den wichtigsten Hauptstraßen gestreut, Grundstücksbesitzer versuchten mit Kochsalz, die Gehwege vor ihren Häusern zu sichern.

"Wir rechnen mit einem strengen Winter und wollen sichergehen, dass wir gut aufgestellt sind", sagt Björn Hoppenstedt, Kreisrat im Landkreis Harburg und Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt. Dabei verlasse sich die Verwaltung vor allem auf die Vorhersagen von Meteorologen. "Aberich habe auch schon von vielen Landwirten gehört, dass sie mit einem harten Winter rechnen." Auch an der Wikingerweisheit könnte etwas dran sein: Strenge Winter zögen immer mindestens zwei weitere nach sich. Auf jeden Fall will der Landkreis in den kommenden Monaten nicht aufs Glatteis geraten.

Die Vorbereitungen für diesen Winter seien bereits abgeschlossen, so Hoppenstedt. Das Salz habe der Kreis bereits im Sommer gekauft, um die steigenden Preise im Herbst zu umgehen. Seitdem lagern in einer großen Halle in Hittfeld und drei kleineren Silos im Landkreis insgesamt 1200 Tonnen Salz im Wert von 70 000 Euro. Zurzeit koste das Salz etwa 10 bis 15 Euro mehr als vor zwei Jahren. "In den beiden vergangenen Wintern ist der Preis allerdings zeitweise auf bis zu 120 Euro gestiegen."

+++Hamburg verdoppelt Streusalzvorräte+++

Sollte die eingelagerte Menge nicht reichen, stehen dem Landkreis weitere 1500 Tonnen zu, die als Reserve in einem zentralen Lager für den Norden Niedersachsens liegen. Dafür waren etwa 125 000 Euro - einschließlich Miet- und Transportkosten - fällig, für die der Kreis und das Land gemeinsam aufkommen. Und wenn selbst dieser Vorrat knapp werden sollte? "Dann gelten selbstverständlich die normalen Lieferbedingungen, nach denen die Hersteller innerhalb von ein bis zwei Tagen nachliefern müssen", sagt Hoppenstedt.

Den Winterdienst für die Kreis-, Landes- und Bundesstraßen im Kreisgebiet - Autobahnen ausgenommen - übernimmt die Betriebsgemeinschaft Straßen. In diesem Verbund haben sich vor einigen Jahren der Kreis und das Land Niedersachsen zusammengeschlossen. "Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht", so Hoppenstedt. Die Mitglieder der Betriebsgemeinschaft stellen auch die 47 Mitarbeiter, von denen 37 auf der Straße im Einsatz sind.

Der Winterdienst kann auf sieben Großfahrzeuge des Landkreises zurückgreifen, weitere sieben halten vom Kreis beauftragte Unternehmen bereit. "Außerdem haben wir drei besonders kleine Radwegeunterhaltungsfahrzeuge", sagt Hoppenstedt. "Damit werden zum Beispiel Radwege und Schulwege geräumt."

Die Stadt Winsen hat sich gleich in mehrfacher Hinsicht auf den Winter vorbereitet. Bereits im Mai wurde extra ein weiteres Räumfahrzeug für diesen Winter angeschafft. Zu den nun vier Großfahrzeugen kommen zwei Schlepper und fünf Transporter, von denen aus per Hand gestreut werden kann.

Die Fahrzeuge werden aus einem ebenfalls neuen Silo befüllt. Eingelagert wurden insgesamt 600 Tonnen Salz, je 50 Tonnen Splitt und Streusand sowie 25 Tonnen Blähton, ein salzfreies Material in Kugelform. "Wir haben etwa 20 Prozent mehr Streugut als in den Vorjahren gelagert", sagt Stadtsprecher Theodor Peters.

Auch in der Stadt Buchholz hat sich die Verwaltung bereits im Sommer mit Streugut eingedeckt. 500 Tonnen - teilweise ein Sandgranulat, teilweise eine Sand-Salz-Mischung - lagern bei den beauftragten Firmen, auf dem Bauhof lagern zurzeit je 20 Tonnen Sand und Salz. "Je nachdem, wie viel Streugut wir benötigen, fordern wir die Menge beim Hersteller an", sagt Stadtsprecher Heinrich Helms. Just in time nennt sich die Methode, die Lagerkosten spart.

Die Stadt stellt sich zwar auf einen Winter ein, der strenger wird als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. "Wir erwarten aber keinen extremen Winter", sagt Helms. In Buchholz sind 40 Männer und Frauen in zwei Schichten im Winterdienst tätig.

Auch die Lager in Stadt und Landkreis Lüneburg sind prall gefüllt. "In unseren Hallen in Embsen, Breetze und Neuhaus liegen 1000 Tonnen Streusalz", sagt Robert Ruth, Leiter des kreiseigenen Betriebs für Straßenbau und -unterhaltung in Embsen. Dazu kommen 250 Tonnen Sole. In einem durchschnittlichen Winter werden laut Ruth 1500 bis 1800 Tonnen Salz verbraucht, um die 385 Kilometer Kreisstraßen und 115 Kilometer Radwege abzustreuen, von Eis und Schnee zu befreien.

Nicht ganz so viel wird in der Stadt benötigt. "Wir haben 1400 Tonnen eingelagert und hoffen, damit über den Winter zu kommen", so Stadtsprecher Daniel Steinmeier. Denn die Stadt habe aufgrund der Erfahrungen der beiden vergangenen strengeren Winter 200 Tonnen mehr geordert als im Vorjahr.

Robert Ruth berichtet, dass der kreiseigene Betrieb je nach Bedarf schrittweise Streusalz nachbestellen könne, um die Lagerstätten kontinuierlich aufzufüllen. "Salz hält sich zwei bis drei Jahre. In der aktuellen Kapazität befinden sich auch Reste von Nachlieferungen aus dem vergangenen Winter, die im März geliefert, aber dann nicht mehr benötigt wurden."

Die Preise für Streusalz haben Ruth zufolge um rund 16 Prozent angezogen, nachdem in den beiden vorangegangenen Wintern mehr Streusalz nachgefragt wurde. "Für eine Tonne mussten wir 86,30 Euro zahlen", so der Betriebsleiter. Er rechnet mit Gesamtausgaben für Streumittel von 150 000 bis 200 000 Euro, wenn der kommende Winter ein durchschnittlicher wird. Obwohl gut gerüstet, sagt er: "Ich hoffe, dass es für unsere 31 eigenen Mitarbeiter und die sieben von unseren Subunternehmen, die im Winterdienst eingesetzt werden, ruhiger als in den beiden vergangenen Jahren wird." Die Stadt Hamburg hat in diesem Jahr die Streusalzvorräte für ihre Bezirke verdoppelt. Der Preis dafür: Es gibt keine Nachliefer-Option. (abendblatt.de)