“Wir werden es nicht hinnehmen, dass rund 500 Eltern leer ausgehen“, sagt Jens-Rainer Ahrens, Vorsitzender der SPD-Fraktion.

Nenndorf. Die Verwaltung des Landkreises Harburg wird prüfen, ob eine dritte Integrierte Gesamtschule (IGS) im Landkreis Harburg Sinn macht. Als möglicher Standort für eine neue IGS ist die Gemeinde Seevetal genannt worden. Mit dem einstimmigen Beschluss zu diesem Prüfauftrag an die Verwaltung hat der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung in Nenndorf eine neue Runde in Sachen IGS eingeläutet.

Ob die Eltern allerdings ernsthaft mit der Einrichtung einer dritten Gesamtschule nach Buchholz und Winsen rechnen können, ist zweifelhaft. Auch wenn SPD und Grüne mit möglichen "kleinen" Koalitionspartnern künftig im Kreis Harburg die Mehrheit stellen und sich auf Kreisebene mit ihrer Forderung nach weiteren Gesamtschulen durchsetzen, das Land Niedersachsen als genehmigende Schulbehörde bleibt vorerst von der CDU regiert. Und die sieht lieber die Gründung von Oberschulen, als weitere Gesamtschulen.

Die Hürden des Landes für neue Gesamtschulen sind hoch. Genehmigt würde eine dritte IGS nur dann, wenn die zu erwartenden Anmeldungszahlen eine Fünfzügigkeit erlauben. Das heißt, eine neue IGS müsste mit fünf Klassen an den Start gehen. An dieser Hürde würden auch veränderte Mehrheitsverhältnisse im Landkreis Harburg nichts ändern.

Die Opposition aus SPD und Grünen hatte den Antrag an den Kreistag noch vor der Kommunalwahl gestellt. CDU und FDP, noch haben sie die Mehrheit im Kreistag des Landkreises Harburg, hatten in einem Ergänzungsantrag gefordert, gleichzeitig die Auswirkungen weiterer Gesamtschulen auf die bestehende Schullandschaft im Kreisgebiet zu untersuchen.

"Wir haben eine funktionierende Schullandschaft. Und ich möchte daran erinnern, dass es auch Eltern gab, die gegen die Einrichtung einer IGS in Winsen demonstrierten, weil sie Angst um den Bestand der Realschulen haben, die ihre Kinder besuchen", sagte Schulausschussvorsitzende Martina Oertzen (CDU) in der Kreistagssitzung. In den letzten fünf Jahren sei die Schullandschaft im Kreis Harburg bereits stark verändert worden, nun müsse erst mal abgewartet werden, bevor weitere Veränderungen geplant würden, machte Oertzen den Standpunkt ihrer Fraktion gegenüber weiteren Gesamtschulen klar. "Wir sollten uns nicht mit irgendwelchen Prüfaufträgen hinter der Verwaltung verstecken. Der Bedarf für eine dritte IGS ist unstrittig", sagt der Freie Winsener Oliver Berten. Und dafür komme, so Berten, nur ein Standort in Frage, nämlich Seevetal. Und auch die SPD sieht den Bedarf an weiteren Gesamtschulen als unstrittig. SPD-Fraktionschef Prof. Jens-Rainer Ahrens sagte: "Wir werden es nicht hinnehmen, dass rund 500 Eltern, die ihre Kinder bei den Gesamtschulen in Winsen und Buchholz angemeldet haben, leer ausgehen mussten, weil die Anzahl der vorhandenen Plätze nicht ausreichte."

Der Bedarf, so Ahrens weiter, liege weit über dem Angebot. Es müsse geprüft werden, wo eine IGS installiert werden könne, ohne dass der Landkreis viel Geld in die Hand nehmen müsse für einen Neubau. Ahrens weiter: "Bei einem optimalen Standort lassen sich auch die Schülertransporte reduzieren und damit die Kosten." Klar sei, so der SPD-Politiker, dass der Landkreis Harburg mit dem "bestehenden Angebot unterversorgt ist".

Dr. Monika Dicke, Mitglied der Fraktion der Grünen, forderte, der Bedarf müsse auch in Bezug auf eine mögliche Vier- und Dreizügigkeit hin überprüft werden. Mit ihrem Ergänzungsantrag konnte die CDU ohne Gesichtsverlust und ohne einen möglichen Partner in einer großen Koalition zu düpieren für den Antrag der Sozialdemokraten stimmen.