Kreistag stockt Kapital für das Gründerzentrum in Buchholz um 400 000 Euro auf

Nenndorf. Für Wilfried Seyer ist die letzte Sitzung des alten Kreistages gut gelaufen. Der Geschäftsführer der Wirtschaftförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH) hat jetzt den Beschluss in der Tasche, um den ersten Spatenstich für sein Innovations- und Gründungszentrum in Buchholz planen zu können. Der Kreistag beschloss mehrheitlich, sein Kapital um 400 000 Euro aufzustocken. "Ich bin dem Kreistag dankbar, dass er heute diese Entscheidung gefällt hat. Mit diesen 400 000 Euro kaufen wir uns zwei Millionen Euro Fördergeld. Und wenn wider Erwarten wirklich alles schief laufen sollte, bleibt dem Kreis eine gut vermiet- oder verkaufbare Immobilie", sagte Seyer am Rande der Sitzung in Nenndorf. Vorsichtig geschätzt, so der Wirtschaftsförderer, könnten im Frühjahr 2013 die ersten Gründer ihre neuen Büroräume in dem Zentrum beziehen. Neun Anfragen seien bei ihm, so Seyer, bereits aufgelaufen.

Wie berichtet, soll im Buchholzer Gewerbegebiet ein Zentrum für Existenzgründer entstehen. Die Pläne dafür lagen schon auf den Tischen der Entscheider. Kostenpunkt war zu diesem Zeitpunkt rund 3,1 Millionen Euro. Die N-Bank in Hannover hatte bereits signalisiert, das Projekt mit rund zwei Millionen Euro fördern zu wollen - aus EU-Fördertöpfen.

Dann wurden die Pläne überarbeitet und erweitert. Zu dem Innovations- und Gründungszentrum soll eine Werkshalle für junge Handwerksbetriebe hinzukommen. Außerdem will die WLH aus ihren beengten Räumen in der Buchholzer Innenstadt ausziehen und neue Büroräume in dem Zentrum beziehen. Damit stiegen die Kosten um 500 000 Euro. Der Landkreis Harburg hält als Hauptgesellschafter der WLH 80 Prozent der Anteile der WLH, trägt somit den Hauptanteil an den zusätzlichen Kosten.

Dem Beschluss der Kreistages war eine kontroverse Debatte vorausgegangen, denn einige Mitglieder der Oppositionsparteien SPD und Grüne fühlten sich durchaus überrumpelt davon, dass es ohne Beschlussvorlage in dieser Sitzung schon zur Abstimmung kommen sollte. Für Jürgen Kempf, FDP-Fraktionschef und Aufsichtsratsvorsitzender der WLH, war es die letzte Kreistagssitzung, die er nutzte, um für das WLH-Projekt in die Bütt zu gehen. Kempf verliert wegen der desaströsen Wahlergebnisse der FDP bei der Kreiswahl sein Kreistagsmandat und damit auch seinen Sitz im WLH-Aufsichtsrat. "Die WLH dreht in unserem Sinne immer größere Räder. Wenn wir davon reden, Arbeitsplätze vor Ort schaffen zu wollen, dann müssen wir es auch tun", warb Kempf für diese Investition. Der Erfolg, dass der Landkreis Harburg in Niedersachsen "seit Jahren bei den Existenzgründungen an der Spitze liegt", sei so der FDP-Politiker, der WLH zuzuschreiben. Daher müsse die Politik ihre eigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft auch in diesem neuen Projekt fördern.

Auch Heiner Schönecke (CDU) warb bei der Opposition für die zusätzliche Finanzspritze: "Das Objekt ist sehr kaufmännisch und zurückhaltend gerechnet. Da kann man wirklich nur dafür sein", sagte Schönecke. Nach Plänen der WLH soll das neue Gründungs- und Innovationszentrum nach drei Jahren bereits eine schwarze Null schreiben. Zurückhaltender zeigte sich da SPD-Fraktionschef Prof. Jens-Rainer Ahrens: "Wir werden sehr genau darauf gucken, wie dieses neue Gründungszentrum sich entwickelt." Bei allen Vorteilen, so Ahrens, bleibe für den Landkreis Harburg immer noch ein wirtschaftliches Risiko bei dieser Investition. Innerhalb von drei Jahren eine schwarze Null schreiben zu wollen, so Ahrens, sei "eine ambitionierte Rechnung". In seiner Fraktion sei überaus kontrovers über das Thema diskutiert worden. Dennoch werde man mit einigen Vorbehalten der Investition zustimmen.

Rund 40 Existenzgründer werden nach den Plänen Seyers in dem neuen Innovations- und Gründungszentrum Büroräume finden. In der geplanten Werkshalle können nun auch Handwerker, die einen Betrieb gründen wollen, eine erste Werkstatt anmieten. "Im Nachhinein bin ich der Stadt Bucholz eigentlich dankbar für ihre Auflage, eine Werkshalle zu bauen, denn auch dafür scheint die Nachfrage große zu sein", sagt Wilfried Seyer. Ein Kooperationsvertrag mit der Hochschule 21 ist bereits geschlossen. Angehende Ingenieure und Physiotherapeuten können künftig in dem Buchholzer Zentrum studienergänzende Kurse belegen. Natürlich, so Wilfried Seyer, stehe und falle das ganze Projekt nun mit der endgültigen Zusage für die EU-Fördermittel. Der Bauantrag ist bereits gestellt.