Der vom Insolvenzverwalter gelenkte Verein hofft unter anderer Trägerschaft demnächst mit neuem Konzept weitermachen zu können.

Harburg. Die Weichen sind in Richtung Zukunft gestellt. Doch noch steht der seit sechs Wochen von Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder geleitete Harburger Beschäftigungsträger-Verein "Jugend in Arbeit" mit seinem Werftbetrieb am Lotsestieg 4 auf dem Abstellgleis. "Viele schätzen den Verein Jugend in Arbeit", sagt Schröder, "aber es fehlt noch an dem nötigen Impuls, der uns die Gewissheit gibt, dass es im kommenden Jahr mit dem Betrieb weitergehen kann." Das grüne Signal für das Verlassen des Abstellgleises ist seinen Worten nach noch nicht in Sicht.

Allerdings gibt es bis Jahresende eine gewisse Verschnaufpause, denn Jugend in Arbeit wird sich als Trägerorganisation - wie in den zurückliegenden 28 Jahren seit Vereinsgründung - noch weiter um die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen, Ein-Euro-Jobbern, kümmern und damit finanzieren können. Grundsätzlich hält das Bundesarbeitsministerium die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen aber für nicht effektiv zur Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt. Es streicht die Unterstützung deshalb seit einem Jahr drastisch zusammen, weshalb Jugend in Arbeit durch weniger Jobber und geringere Geldeinnahmen in finanzielle Not geraten war. Immerhin verschlingt allein die monatliche Miete für den Werftbetrieb rund 20 000 Euro. Hinzu kommen Personalkosten, darunter auch die Ausbildungsvergütung für 45 Lehrlinge.

Die Zahl der Ein-Euro-Jobber konnte bis Jahresende soweit gesichert werden, dass der Werftbetrieb mit den Einnahmen noch über die Runden kommen wird. Danach, ab 2012, ist dann aber Schluss und ein neues Konzept muss greifen. Eigentlich steckt dieses Konzept bereits im Namen "Jugend in Arbeit", denn der Verein war im August 1983 von Mitgliedern der Hamburger Handelskammer, des damaligen Arbeitsamts und des Arbeitgeberverbands AV Nord mit dem Ziel gegründet worden, benachteiligte Jugendliche zu unterstützen, ihnen zu einem Schulabschluss und einer Berufsausbildung zu verhelfen.

Jens-Sören Schröder: "Die Situation vieler Jugendlicher hat sich nicht geändert. Jugend in Arbeit will deshalb nicht mehr Beschäftigung sondern Ausbildung zu seinen Aufgaben machen." Dafür ist dann nicht mehr die Sozialbehörde sondern die Schulbehörde der zuständige Partner.

Bootsbauer, Tischler, Elektriker, Konstruktionsmechaniker oder auch Bürokauffrau waren bisher Ausbildungsberufe bei Jugend in Arbeit. Im Bereich Bootsbau gilt Jugend in Arbeit gar als größter Ausbildungsbetrieb Deutschlands, brachte bereits mehrere Bundes- und Landessieger hervor. Die Bootsbauer sind wegen ihrer vielfältigen handwerklichen Fähigkeiten und ihrer Kenntnisse im Umgang mit unterschiedlichen Werkstoffen gefragte Leute im In- und Ausland. Auch im Flugzeugbau können sie eingesetzt werden. Jens-Sören Schröder: "Jugend in Arbeit ist zu einem Begriff geworden und wird hoffentlich zumindest als Name weiter existieren können. Damit verbunden wäre auch der Erhalt des Harburger Werftbetriebs, der für den Fortbestand von Hamburgs maritimem Erbe und seinen historischen Schiffen unerlässlich ist."

An einer Sitzung des Vorstands von "Jugend in Arbeit" nahmen vor wenigen Tagen neben dem Insolvenzverwalter auch Vertreter zweier Trägerorganisationen der Berufsausbildung teil. Laut Schröder gibt es vielversprechende Ansätze für eine Fortführung von Jugend in Arbeit als Ausbildungsbetrieb unter dem Dach der neuen Träger. Aber noch ist die Schulbehörde, über die letztlich auch die Finanzierung laufen würde, nicht in die Pläne einbezogen worden. Schröder: "Im August, nach den Sommerferien, wollen wir mit dem Staatsrat der Schulbehörde, dem Schulsenator und Industriepartnern über das neue Konzept zur Rettung von Jugend in Arbeit sprechen."

Dabei wird es wohl auch schon um die Frage nach Geld gehen, denn für die Ausbildung würde eine Anschubfinanzierung benötigt werden.