Ohne schnelle Hilfe steht der Beschäftigungsträger mit seinem Harburger Werftbetrieb im Juli vor dem Aus

Harburg. Der Hamburger Beschäftigungsträger "Jugend in Arbeit" funkt SOS, steht mit seinem Werftbetrieb im Harburger Binnenhafen, Lotsestieg 4, kurz vor der Insolvenz und hofft mit seinem Notruf, dass noch im letzten Moment von einer helfenden Hand die dringend notwendige Rettungsleine zugeworfen wird.

Auslöser der finanziellen Schieflage des seit 28 Jahren existierenden Trägervereins und seiner Werft in Harburg, sind die Kürzungen des Bundes im Bereich des zweiten Arbeitsmarktes und der eingeschrumpften Finanzierung der Ein-Euro-Jobber.

Gestern machten der Jugend in Arbeit-Vereinsvorsitzende Winfried Schwehn, sein Stellvertreter Dr. Claus Kemmet und Geschäftsführer Rudolf Ehrenthal auf die Notlage aufmerksam. Schwehn: "Uns steht das Wasser bis zum Hals, wenn jetzt keine Taten folgen, müssen wir im Juli das Insolvenzverfahren beantragen und werden voraussichtlich im August untergegangen sein." Dr. Claus Kemmet, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, weist auf die Bedeutung des Trägervereins Jugend in Arbeit und seines Werftbetriebs für das Ansehen Hamburgs und den wachsenden Tourismus hin.

Das Maritime Erbe der Stadt, die vielen von Jugend in Arbeit restaurierten historischen Schiffe, die 50er-Schuppen, die alten Ladekräne oder die aufbereiteten alten Brücken in der HafenCity sorgten auch beim jüngsten Hafengeburtstag wieder dafür, dass Hamburg seinen Besuchern Sehenswertes zu bieten hat. Kemmet: "Es ist zu befürchten, dass in der Stadt die Tragweite eines Untergangs von Jugend in Arbeit noch nicht richtig erkannt worden ist. Wir haben bislang viele Worte zur Unterstützung gehört. Aber wir brauchen jetzt belastbare Zusagen zur Lösung des finanziellen Problems."

Schwehn macht deutlich, dass der Vorstand im eigenen Geschäftsbereich von "Jugend in Arbeit" bereits alle Register zur Kostensenkung gezogen habe und auch Stiftungen als Geldgeber ins Boot holte. Aber er sagt auch: "Der laufende Werftbetrieb verursacht monatliche Kosten von bis zu 150 000 Euro. Dafür benötigen wir etwa 400 Ein-Euro-Jobber und die Finanzierung des Bundes. Derzeit haben wir aber nur 228 Beschäftigte."

Bereits seit etwa drei Jahren greift der Trägerverein wegen sinkender Beschäftigungen seine Rücklagen, die Notfallreserve, an. Die ehemals vorhandenen 1,2 Millionen Euro gehen jetzt auf die Neige. Der Finanzpuffer ist unter anderem notwendig, weil der Verein auch junge Leute handwerklich und kaufmännisch zu Bootsbauern, Tischlern, Elektrikern und Bürokräften ausbildet und ihnen vertraglich die dreijährige Ausbildung und die Bezahlung zusichert. Im Falle einer Insolvenz würde voraussichtlich die Stiftung "Berufliche Bildung Hamburg" die rund 50 Auszubildenden übernehmen.

Schwehn berichtet von Gesprächen mit Sozialsenator Detlef Scheele, der auch für den städtischen Beschäftigungsträger "Hamburger Arbeit" (HAB) zuständig ist. Ursprünglich sei ein Sanierungsplan entwickelt worden mit dem Ziel, "Jugend in Arbeit" mit seinem Werftbetrieb bei der HAB unterzubringen. Schwehn: "Es gibt aber nur das Signal von Politik und Behördenleitung, keinen Cent von der HAB auszugeben. Das ist der jetzige Stand." Im Falle einer Insolvenz könnte der Werftbetrieb - vorausgesetzt es findet sich ein Investor zur Übernahme - als GmbH weitergeführt werden. Schwehn: "Der Betrieb würde weit und breit seinesgleichen suchen.