Während das Insolvenzverfahren läuft, wartet der Trägerverein “Jugend in Arbeit“ auf ein Wort des Sozialsenators

Harburg. Das Insolvenzverfahren läuft. Und wenn nichts passiert, ist im August Schluss mit dem Harburger Verein "Jugend in Arbeit". Gestern war der vom Amtsgericht Hamburg bestellte Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder wieder auf der Werft des seit 28 Jahren aktiven Trägervereins für Beschäftigung und Berufsausbildung am Lotsestieg 4. Mit dem stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Dr. Claus Kemmet und dem Geschäftsführer Rudolf Ehrenthal besprach er die nächsten Schritte. "Das ganze Insolvenzverfahren hier ist ein Sonderfall", sagt Schröder, "hier geht es nicht darum, einen zahlungsunfähigen Betrieb durch Kostensenkung und Umsatzsteigerung im klassischen Sinn wieder in die Gewinnzone zu bringen. Für die Fortführung von Jugend in Arbeit geht es allein darum, dass eine politische Entscheidung getroffen werden muss. Auf die warten wir dringend." Und dabei ist Hamburgs neuer Sozialsenator Detlef Scheele (SPD), der früher Geschäftsführer des städtischen Beschäftigungsträgers Hamburger Arbeit (HAB) war, einer der wesentlichen Entscheidungsträger.

Kemmet und Ehrenthal berichten, dass die vom Bundesarbeitsministerium getroffenen Kürzungen bei den Ein-Euro-Jobbern bereits seit längerer Zeit die Zahl der bezahlten Beschäftigten bei "Jugend in Arbeit" schrumpfen ließ. Schon seit Jahresbeginn werde über eine Neuorientierung nachgedacht. Derzeit sind nur etwa 170 Jobber auf der Werft. Dafür gibt's vom Ministerium pro Mann und Monat durchschnittlich 250 Euro. Um den Werftbetrieb finanziell am Laufen zu halten müssten aber 400 Jobber beschäftigt werden. Allein an Miete für die Werftanlage sind monatlich rund 20 000 Euro zu bezahlen. Hinzu kommen die Gehälter und Löhne für sechs Verwaltungsangestellte, zwei Sozialpädagogen sowie 20 Meister und Gesellen. 45 Lehrlinge werden zu Bootsbauern, Tischlern, Lackierern, Elektrikern oder auch Konstruktionsmechanikern ausgebildet. Insbesondere die Bootsbauer sind nach Abschluss der Lehre gefragte Leute. Jugend in Arbeit war bislang größter Bootsbau-Ausbilder in Deutschland, brachte Bundes- und Landessieger hervor.

Die angestrebte Neuausrichtung von Jugend in Arbeit setzt den Schwerpunkt auf Berufsausbildung und erst in zweiter Linie auf Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen (Jobbern), deren Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt als insgesamt schwierig gilt. Kemmet: "Wir haben für die Neuausrichtung ein fertiges Konzept. Und der städtische Träger Hamburger Arbeit sollte dabei die Dachorganisation sein." Der Verwaltungsrat der HAB, dem auch Harburgs Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg angehört, hatte dem Konzept und der Fortführung des Werftbetriebs bereits zugestimmt. Kemmet: "Aber die notwendige politische Zustimmung blieb aus. Der Sozialsenator sagte, dass es von der HAB keinen Cent für Jugend in Arbeit gebe. Er sagte nur, er sei zu einem Gespräch mit uns im Juni bereit. Der Monat ist nun auch schon zur Hälfte um und wir haben noch immer keinen Termin mit ihm."

Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder: "Unsere nächsten Schritte werden Gespräche mit der HAB und dem Sozialsenator sein. Jugend in Arbeit steht für die erklärten Ziele von Bürgermeister Olaf Scholz, sich für Jugend und Ausbildung einsetzen zu wollen. Dieser Betrieb darf ganz einfach nicht fallen gelassen werden."

Jugend in Arbeit war vor 28 Jahren gegründet worden, um Jugendlichen einen Schulabschluss und eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche historische Schiffe restauriert wie der Staatsdampfer Schaarhörn oder der Hochseekutter Landrath Küster. Hamburgs Maritimes Erbe das zu touristischen Attraktionen auch bei den Hafengeburtstagen beiträgt wäre ohne Jugend in Arbeit nicht denkbar. Die Stiftung Hamburg Maritim, der Museumshafen Övelgönne und nicht zuletzt die Stiftung Hamburger Admiralität sind Partner des Vereins. Die Werft leistet unter anderem Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an historischen Schiffen.