Die Anwohner der Großen Straße in Eißendorf fühlen sich durch den Ausbau eingeengt und werfen der Behörde eine Fehlplanung vor.

Harburg. Die Große Straße in Eißendorf ist eigentlich eine ganz kleine Straße. Was hier einzig groß ist, das ist der Ärger, den die Anlieger mit der Harburger Verwaltung haben. Es geht um den sogenannten endgültigen Ausbau der Straße, der 2007 vom Landesrechnungshof bei der Finanzbehörde mit einer Liste weiterer unausgebauter Straßen in allen sieben Hamburger Bezirken angemahnt worden war.

Schon während der Planungszeit vor zwei Jahren hatten Anwohner der Große Straße andere Vorstellungen vom Straßenausbau, wünschten eine sanfte Formgebung ohne Bordsteine und Ausschilderung als "Spielstraße" mit maximalem Durchgangstempo in Schrittgeschwindigkeit. Daraus wurde nichts. Die Verwaltung pochte auf Straßenausbau nach Bauvorschrift und als Tempo-30-Zone. Seit März wird nun gebaut und voraussichtlich noch im August sollen die Arbeiten beendet sein. Doch so, wie sich der Ausbau nun kurz vor Fertigstellung darstellt, bringt es die Anwohner wieder auf die Palme. "Da stimmt mit der Planung, wie sie uns damals vorgestellt worden war, überhaupt nicht mehr überein", schimpft Brigitte Ketels, zusammen mit ihrem Mann Werner Bewohner des Einfamilienhauses mit der Nummer 106. "Wir haben durch den Ausbau gegenüber früher erhebliche Nachteile und sollen dafür künftig an die Stadt auch noch einen hohen Straßenbaubeitrag bezahlen", ergänzt sie. Die Summe lässt sich nur erahnen. Vermutlich ein fünfstelliger Betrag.

Der endgültige Ausbau der Große Straße erfolgt ab Hausnummer 104 auf etwa 1,2 Kilometer Länge bis zur Einmündung in den Hainholzweg. Auch Dr. Winfried Bouche, Hausnummer 125, und das benachbarte Ehepaar Klaus und Gudrun Fischer, Hausnummer 127, schütteln nur mit dem Kopf, über das straßenbauliche Flickwerk, das vor ihren Grundstücken entsteht. Der neu angelegte Gehweg endet vor einer Parkbucht in Höhe Hausnummer 131. Fußgänger müssen dort auf die Fahrbahn ausweichen, um an geparkten Autos vorbeizukommen. Bouche: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier jemand bei der Planung wirklich nachgedacht hat.

Ebenso wenig Verständnis bringen Winfried Bouche und das Ehepaar Fischer für den Straßenverlauf vor ihren Grundstücken auf. Vor dem Ausbau war die Straße dünn asphaltiert und reichte bis an die Zäune der gegenüberliegenden Grundstücke. Nun wird Rücksicht genommen auf einen großen Baum, der auf einem der Grundstücke steht. Der neue Bürgersteig macht einen Bogen und hält sechs Meter Abstand vom Stamm. Wegen des Bogens ist die Straße schmal geworden und die Zufahrt zu den Grundstücken von Bouche und Fischer eingeengt. Lieferfahrzeuge werden die Grundstückszufahrt nicht befahren können. Selbst mit ihren normalen Autos sei der Abbiegewinkel schon sehr knapp bemessen.

Fischer: "Ich will ja nicht nur schimpfen. Es wurde beim Bau auch versucht, auf unsere Einwände einzugehen. Der Bogen um den Baum erhielt vor unserer Einfahrt eine kleine Delle, damit wir etwas mehr Platz haben. Aber das Ganze ist Kleinkram und Stückwerk und unserer Meinung nach hätte man auf den Straßenbogen vor dem Baum komplett verzichten können, denn der Baum ist über Jahrzehnte mit der asphaltierten Straße vor seinem Stamm groß geworden."

Und auch Werner und Brigitte Ketels, Große Straße 106, leiden nun darunter, dass die Straße wegen drei auf der gegenüberliegenden Fahrbahnseite stehenden Eichen nun einen großen Bogen macht und ihre Grundstückszufahrt dadurch deutlich einengt. Der Bogen hat eine Länge von 25 Meter und von der Grundstückszufahrt ist nun eine Tiefe von zwei Metern futsch. Da reicht der Platz nicht mehr aus, um wie bisher in einem Rutsch in die Grundstückseinfahrt und in die Garage fahren zu können. Rangieren ist angesagt. Anhalten auf der Straße ist notwendig, wenn das Garagentor aufzuschließen ist. Dann kommt kein anderes Auto mehr vorbei.

Werner Ketels: "Wir meinen, dass dieser Straßenbau eine von Sachzwängen geprägte Fehlplanung ist. Die ursprüngliche Planung sah keinen Straßenbogen um die Bäume vor. Da wurde der Gehweg gerade hinter den Bäumen vorbei geführt, und wir hätten auf unserer Grundstückszufahrt keine Beeinträchtigung gehabt. Wir haben uns wegen des geänderten Plans beim Oberbauleiter des Bezirksamts beschwert. Er sagte nur, wir könnten uns eine Klage vor Gericht und den Weg zum Anwalt sparen. Unser Anwalt bestätigte, dass eine Klage gegen die Verwaltung wenig Aussicht auf Erfolg habe."

Nun wollen die Anlieger die vermutlich schon bald eintreffende Abrechnung der Straßenbaugebühr miteinander vergleichen.