Die neue, schreckliche Dimension des Lebensmittelskandals um das Darmbakterium Ehec sind 48 tote Menschen. Das lässt den Verbraucher offenbar langsamer als üblich vergessen.

Eine neue, andere Dimension der Ehec-Krise ist aber auch, dass staatliche Behörden gesunde Lebensmittel zu Unrecht an den Pranger gestellt haben. Obwohl die Verzehrwarnungen des Robert-Koch-Instituts längst aufgehoben sind, tun sich Verbraucher nach wie vor schwer, Gurken, Tomaten und Salate zu essen.

Wie sollen Deutschlands Gemüsebauern glaubhaft machen, dass diese Gemüsesorten gesunde Lebensmittel sind, die niemanden krank machen? "Klar sagen die das", heißt es dann, "die wollen ja verkaufen."

Die Rücknahme einer Verzehrwarnung ist nur ein Freispruch zweiter Klasse. Vielleicht hätten die Personen, die Verzehrwarnungen ausgesprochen haben, besser öffentlichkeitswirksam verkünden sollen, dass Gurken, Tomaten und Salate bedenkenlos gegessen werden können. Dann hätten sie aber zugeben müssen, sich geirrt zu haben.

Fürchten Minister und Robert-Koch-Institut nach einer solchen Geste haftbar gemacht zu werden? Geben sie einfach nur ungern Fehler zu und halten deshalb am Nimbus der Unfehlbarkeit fest? Dass Bauernhöfe und Gasthäuser, die zu Unrecht als Quelle der Todesseuche abgestempelt wurden, nie rehabilitiert sein werden, dürfte auch daran liegen, dass die Medien längst andere Krisen gefunden haben: den Euro, die Frauen-Fußballnationalmannschaft, den Terror. Schwein gehabt, Frau Aigner und Herr Bahr!