Muss man wissen, dass eine Baugenehmigung nötig ist, auch wenn man gar nichts bauen will? Liegt es nahe, dass man eine Behörde fragt, wenn man auf einem Bauernhof (!) Land pachtet, um Gemüsebeete anzulegen?

Kann man erahnen, dass Politiker gefragt werden müssen, wenn fünf bis zehn Menschen mehr am Tag in ein Stadtviertel kommen, um Radieschen zu ernten?

Nein, die Betreiber des "Urban-Gardening"-Projektes "Erntezeit" hätten nicht wissen müssen, wie viel bürokratischen Gegenwind Gemüsebeete entfachen können. Vielleicht müssen sie sich vorwerfen lassen, sich zu sehr darauf verlassen zu haben, dass ihre Idee gut. Dass Selbsternte-Projekte von Berlin bis New York im Trend und kein Problem sind.

Nach zwei Monaten Genehmigungsphase hat sich Harburg nun doch durchgerungen, dem neuen urbanen Lifestyle des Bürgertums Einlass zu gewähren.

War es nötig, die blühende Stadtschaft so lange zu prüfen, um sie beinahe in die wirtschaftliche Sinnlosigkeit zu verzögern? Nein, den Schuh als Bremser müssen such Harburgs Verwaltung und Politiker anziehen. Was hätte gegen eine schnelle Genehmigung gesprochen? Nichts. Denn hätte der Gemüsegarten wider Erwarten die Anwohner doch unzumutbar belastet, hätte die Verwaltung die Genehmigung wieder entziehen können. Der Garten wird mit der Forke umgegraben - und fertig. Ist ja kein Atomkraftwerk, das "Erntezeit" da errichtet!