Nach seinem Austritt aus der CDU lässt Schneverdingens Bürgermeister ein Türchen offen

Schneverdingen. Wenn ein amtierender Bürgermeister - zumal kurz vor der Kommunalwahl - seine eigene Partei verlässt, dann ist meist ein mittleres politisches Erdbeben die Folge. In Schneverdingen herrscht nach dem Austritt von Fritz-Ulrich Kasch (61) aus der CDU weitgehend Ruhe. Möglicherweise ist das aber die Ruhe vor dem Sturm, denn Kasch erwägt, auch ohne Parteirückhalt wieder für das höchste Amt im Rathaus zu kandidieren.

Wenngleich Kasch versichert, dass ihm die Arbeit, auch die Zusammenarbeit mit dem Rat, "Spaß macht", so sind manche Gräben doch nicht mehr zu überbrücken. Mobbing, Inkompetenz und "moralische Korruptheit" wirft Kasch einigen seiner ehemaligen "Parteifreunde" vor.

Der gegenwärtige CDU-Vorstand in Schneverdingen habe gerade mal 20 Kandidaten für 32 zu vergebende Ratssitze zusammenbekommen. Die dörflichen Wahlbezirke hätten "immer die Basis der CDU-Stimmen" gebracht, heute habe man "nicht einmal für alle Dörfer einen Kandidaten".

Kasch war seit 1990 in der CDU, wurde 1996 ehrenamtlicher und 2003 hauptamtlicher Bürgermeister. In der Zusammenarbeit mit der örtlichen CDU gab es schon frühzeitig Risse. Kasch sagt, er sei "nicht auf Krawall gebürstet", sei kompromissbereit und versuche, Probleme durch Gespräche zu lösen. Doch 2006 hatte er sich öffentlich gegen den damaligen CDU-Bewerber um den Landratsposten ausgesprochen und dafür sogar ein Parteiausschlussverfahren gegen sich ausgelöst.

Das wurde damals zwar wieder eingestellt, doch zwischen Kasch und mehreren Vertretern der örtlichen CDU-Spitze ist inzwischen das Tischtuch zerschnitten. Und das, obwohl er versichert, inhaltlich nach wie vor mit der CDU - insbesondere mit der Landesregierung unter David McAllister - konform zu gehen.

Doch die Liebe zu seiner ehemaligen Partei ist eine unglückliche. Bislang letzter Akt des Rosenkrieges ist Kaschs Austritt aus der CDU.

Bei der Kommunalwahl am 11. September will der gelernte Diplom-Ingenieur nun auf jeden Fall als Parteiloser für den Stadtrat, möglicherweise auch erneut für das Bürgermeisteramt kandidieren. Als Amtsinhaber müsste er dafür keine Unterschriften von Unterstützern beibringen.

Bereits nominiert haben die Parteien ihre Kandidaten: Cosimo Palomba tritt für die CDU an, Meike Moog-Steffens für die SPD und Dr. Christopher Schmidt für Bündnis 90/Die Grünen. Mit seiner Kandidatur könnte Kasch die Wahlchancen des CDU-Bewerbers erheblich schwächen, und "das wäre mir nicht recht".

So antwortet Bürgermeister Kasch auf die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer eigenen Kandidatur momentan mit einem "eher nein". Auch seine persönliche Lebensplanung spreche dagegen, doch andererseits sollte man sich nun auch nicht zu sicher sein, dass er nicht wieder antritt, verrät Kasch lachend: "Ich habe immer noch etwas im Köcher".