Wirtschaftssenator Horch verspricht beim Start des bike-Verleih ein Verkehrskonzept für den Süden

Harburg. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) steigt aufs Channel bike und dreht mit dem hellgrünen Flitzer eine kleine Runde auf dem Hof der Firma HC Hagemann an der Blohmstraße. Firmen-Chef Arne Weber hatte Horch zur Einführung des Fahrrades eingeladen. Wie berichtet, stellt Weber im Schulterschluss mit Sponsoren wie unter anderem der Hamburger Sparkasse und der IBA 300 Fahrräder zur Verfügung. 50 Räder stehen schon bereit, der Rest wird noch geliefert. Betriebe können Räder kaufen, mit Reklame ausstatten und sich am Channel bike-Verleih beteiligen.

"Jenseits der Elbe hat die Stadt das StadtRad eingeführt, auch eine tolle Idee. Da diese Möglichkeiten allerdings nicht umweltbewussten Harburgern zur Verfügung stehen, weil StadtRad nicht im Hamburger Süden eingeführt wird, habe ich gehandelt", sagt Weber. Er will den Menschen in Harburg und den Mitarbeitern, die bei Firmen im Binnenhafen beschäftigt sind, etwas bieten, was sie woanders nicht bekommen. So ist die Ausleihe kostenlos. Radler leihen sich die Drahtesel bei den Kooperationsfirmen aus, hinterlassen dort die Kopie ihres Personalausweises, erhalten ein Schloss und können losfahren. Abgabeschluss ist spätestens dann, wenn die Firmen Feierabend machen.

Ebenfalls per Pedalkraft unterwegs sind TU-Studenten. Für Seminare im Channel können sie die Universitätsräder BikeIng nutzen. Beide Initiativen stehen für Eigeninitiative. "Es sind Katalysatoren, die in Harburg aktiv Tempo machen und den Stadtteil voranbringen", sagt TU-Präsident Garabed Antranikian. Harburg in Aufbruchstimmung, das kommt offenbar gut an: "Die Resonanz bei Sponsoren und Bürgern ist toll", sagt Arne Weber zu Horch. Der nickt. "Wenn doch Akzente für Verkehrspolitik immer so einfach zu setzen wären", sagt der Wirtschaftssenator. Die Koordination und Fortentwicklung der Infrastruktur sei schwierig.

Immerhin, verrät er dem Abendblatt, hat er sich gegen Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in Sachen Verkehrskonzept Süd durchgesetzt. Während Scholz die Verkehrspläne für den Hamburger Süden als nicht vordringlich ansieht und sich eher den großen Wurf für die Stadt wünscht, hält Horch am Verkehrskonzept Süd fest. "Es wird realisiert werden. Aufgrund des starken Verkehrsaufkommens aus dem Hafen, der Entwicklung des Wohnraums im Hamburger Süden und der hohen Frequenz des Güterverkehrs ist es notwendig, die Infrastruktur anzupassen", betont Horch. Von einem Entwurfpapier hat das Abendblatt Kenntnis.

Darin heißt es unter anderem, dass die A 26 eine nicht allzu große Entlastung für die B 73 bringt. Statt wie heute etwa 39 000 Fahrzeuge werden dort immerhin trotzdem noch 32 000 Fahrzeuge durchrauschen. Das liegt unter anderem daran, dass für die A 26 keine Anschlussstelle im Süderelberaum vorgesehen ist. Dementsprechend könne man sich auch von den Rückbauplänen für die B 73 verabschieden. Weiterhin sieht das Konzept eine Güterbahntrasse durch die Haake vor. Sie könnte 90 Prozent des Hafenabflussverkehrs aufnehmen, haben die Gutachter errechnet. Alternativen für den starken Lkw-Verkehr, der durch Rönneburg führt, um in die Gewerbegebiete Seevetals zu gelangen, sieht das Papier nicht vor.

Nach wesentlichen Verbesserungen hören sich diese Planspiele nicht an. "Es wird schwierig, weil immer die Balance zwischen Lebensqualität und wirtschaftlichen Ansprüchen gefunden werden muss. Bürger müssen in diese Diskussionen miteinbezogen werden", sagt Horch. Nichtsdestotrotz sei die A 26 ein großer Schritt in Richtung dauerhafter Entlastung.

"Außerdem muss die Hafenquerspange her", so Horch. Nimmt der Wirtschaftssenator dafür das Ende Moorburgs in kauf? "Alle Varianten werden geprüft, auch die Schleife, die um Moorburg herumführt. Es ist zu früh, sich festzulegen." Es sei schwer, eine Lösung zu finden, die alle Ansprüche befriedigt. "Viele Aspekte einer Großstadt müssen miteinbezogen werden", sagt Horch.