226 Bürger in Ashausen wehren sich mit einer Petition gegen die Gas-Pipeline und wollen klagen. Sie befürchten eine tickende Zeitbombe.

Ashausen. Quer über das Schulgelände der Ashausener Grundschule soll die neue Norddeutsche Erdgasleitung (NEL-Gaspipeline) verlaufen - entlang des Ashausener Neubaugebiets. An einer Stelle soll die Gasleitung gerade noch etwa 25 Meter Abstand zum Schulgebäude haben. Tagsüber ist das Gelände mit 150 bis 200 Schul- und, wenn denn der Ashausener Kindergarten hier gebaut ist, auch mit Kindergarten-Kindern bevölkert. Geht es nach dem Zeitplan von E.on, sollen im Sommer die Erdarbeiten für die neue Gasleitung beginnen. Ist die NEL-Pipeline erst mal verlegt, wird in 1,20 Meter Tiefe das Erdgast aus Russland mit 100 Bar durch die Leitung mit einem Durchmesser von 1,40 Meter in Richtung England gepumpt.

Die reinste Zeitbombe, befürchten einige Anwohner, die in dem Neubaugebiet neben der Schule wohnen. Sie wollen gegen den Planfeststellungsbeschluss klagen. Während der öffentlichen Auslegung haben sie ihre Einwendungen gegen die Trasse eingereicht. Die Rohre sollen direkt unter dem Schulhof der Ashausener Grundschule verlegt werden.

Einer der aufgebrachten Bürger, Gerhard Meier, war auch in Rotenburg beim Erörterungstermin, und hat dort die Bedenken der Ashausener vorgebracht. "Es war wirklich ermüdend. Dort saßen 15 Fachleute von E.on und haben uns immer wieder erklärt, dass nichts passieren kann", sagt Meier. Die Gasleitungen seien sicher, habe es geheißen, allerdings, ein Restrisiko bleibe immer.

"Und was das heißen kann, sehen wir ja gerade in Japan bei den Atomkraftwerken", so Meiers Nachbar und Mit-Kläger Jochen Büllesbach.

Büllesbach hat recherchiert: "2004 ist in Belgien eine Gasleitung explodiert, und die war kleiner, als die, die jetzt hier verlegt werden soll. Dort sind die Häuser abfackelt. Wenn das hier passiert, dann ist das eine Katastrophe. Und die Ankündigung, dass sie auf die neue Pipeline zur Sicherheit Betonplatten legen wollen, ist doch lächerlich. Wenn es knallt, fliegt uns dann nicht nur die Leitung um die Ohren, sondern auch noch die Betonplatten", sagt Büllesbach.

Die Einwendungen der Anlieger gegen die Pipeline-Trasse wurden abgelehnt, wie auch die der Gemeinde Ashausen. Der Planfeststellungsbeschluss steht. Für E.on bedeutet das grünes Licht für den Bau. Die Bürger haben jetzt nur noch die Möglichkeit, den Klageweg zu beschreiten. Und sie sind nicht allein mit ihren Bedenken. Die Stadt Winsen hat eine Klage gegen die Pipeline angekündigt, und auch die Gemeinde Stelle will gegen die Trasse der NEL klagen.

Das Landesamt für Berbau, Energie und Geologie (LBEG) ist federführend verantwortlich für die Trassenplanung. Anette Meier-Eberhard: "Unserer Meinung nach liegt hier ein Abwägungsfehler vor. Denn es gibt eine Alternativ-Trasse. Die ist etwa sieben Kilometer länger und führt durch ein Waldgebiet. Außerdem wäre sie für den Betreiber auch kostenintensiver. " Jochen Büllesbach: "Wir fragen uns natürlich, was schwerer wiegt, die Sicherheit von Menschen oder Wald. Die haben es sich sehr einfach mit ihrer Trassenführung gemacht. Sie haben einfach ihre Karten aus den 70er Jahren benutzt. Dabei wurde schlichtweg übersehen, dass hier inzwischen ein Wohngebiet entstanden ist. Das ist schon makaber."

Unter dem Schulgelände der Ashausener Grundschule liegt bereits eine Gaspipeline. Und die Planer haben die neue Trasse parallel zur alten Leitung geplant. Die drohende neue Gaspipeline verunsichert viele der Menschen in Ashausen.

Gerhard Meier und Anette Meier-Eberhard haben sich mit einer Petition an den Niedersächsischen Landtag gewandt. Darin schreiben sie: "Was uns aber besonders befremdet ist, dass es für diese Megaleitung keine gesetzlichen Vorschriften gibt, die die Sicherheitsabstände zu Wohngebieten regeln." Am 5. März haben die Meiers ihre Petition nach Hannover geschickt. 226 Unterschriften haben sie zuvor gegen die neue NEL-Leitung in Ashausen gesammelt, aber die Unterschriften scheinen keinen Eindruck auf die Mitglieder des Petitionsausschusses gemacht zu haben. Bis heute haben sie keine Antwort bekommen.

Die Pipeline-Betreiber jedenfalls wollen ihr Projekt zügig vorantreiben. Jochen Büllesbach: "Für die Trasse braucht E.on auch Teile unseres Grundstücks. Es ist schon beachtlich, mit welcher Arroganz die hier bei uns auftreten. In jedem Brief, den sie uns schicken, wird unterschwellig damit gedroht, dass man uns notfalls enteignen wird. Jedes Argument, das wir gegen die jetzt beschlossene Trassenführung anbringen, wird einfach abgebügelt."

Jetzt bleibe ihnen nur noch der Schritt, gegen den Planfeststellungsbeschluss und die Ablehnung ihrer Einwendungen zu klagen. Katrin Büllesbach: "Wir werden eine Sammelklage einreichen, denn wir werden uns weiterhin gegen die Trasse vor unserer Haustür und quer über das Schulgelände wehren. Mich wundert nur, dass die Schule diese Trassenführung wortlos hinnimmt. Je mehr Menschen sich unserer Sammelklage anschließen, um so besser."