Erfolgreiches Projekt bringt ältere Arbeitslose wieder in den Job

Winsen. Das Projekt "Reife Leistung" für mehr Beschäftigung Älterer in den Landkreisen Lüneburg, Harburg und Stade ist im vergangenen Jahr so erfolgreich gelaufen, dass es seine eigene Zielvorgabe deutlich überschritten hat. 370 Menschen über 50 Jahre sollten über das Projekt eine neue Arbeit finden, 547 haben es getan.

Angesprochen sind alle Bezieher von Arbeitslosengeld II - dabei müssen sie nicht zwangsläufig langzeitarbeitslos sein, wie der für diese Kundengruppe verantwortliche Lüneburger Arbeitsvermittler Dieter Groppler, 51, sagt: "Es kann sich auch um geschiedene Frauen oder ehemalige Selbstständige handeln." Zwischen 50 und 64 Jahre alt ist die Zielgruppe der potenziellen reifen Leistungserbringer.

Für die hat das Jobcenter des Landkreises Harburg im vergangenen Jahr ein eigenes Team eingerichtet. Und deren Arbeit macht sich bezahlt. "Die Bildung eigener Teams brachte eine deutliche qualitative Verbesserung in der Vermittlung", sagt Groppler. "Die intensivere Betreuung führt zu besseren Ergebnissen."

In Zahlen: Allein im Landkreis Harburg haben im vergangenen Jahr 180 Menschen Arbeit gefunden, und zwar mehrheitlich unbefristet und sozialversicherungspflichtig. Denn 400-Euro-Jobs zu vermitteln, ist nicht Ziel des Projekts, sagt Groppler: "Dann sind die Betroffenen schließlich immer noch auf Arbeitslosengeld II angewiesen."

Wer weit weg ist vom Arbeitsmarkt und nach Einschätzung der Jobcenter-Mitarbeiter vermutlich nicht innerhalb von zwölf Monaten wieder eine Anstellung findet, dem schlagen die Betreuer die "Reife Leistung" vor. Die Teilnahme ist zwar freiwillig, "aber wir leisten auch Überzeugungsarbeit", sagt Groppler.

Insgesamt rund 15 Wochen dauert die Maßnahme, bestehend aus drei Teilen. Teil eins findet an acht Tagen jeweils von 8 bis 15 Uhr in der Grone-Schule statt. "Wir erarbeiten mit den Teilnehmern individuelle Profil-Pässe, die nicht nur den Beruf betreffen, sondern auch Ehrenamt, Familie und Hobby", sagt Michael Schmidt, 56, seit 2005 als Jobscout dabei. Stärken und Probleme werden analysiert, in Einzelgesprächen werden mögliche Lösungen gesucht.

Teil zwei dauert neun Wochen jeweils von 8 bis 17 Uhr. In der Grone-Schule entsteht eine Jobfirma, in der jeder eigene Aufgaben bekommt. Neben EDV-Unterricht und Bewerbungstraining gibt es Vorträge von Externen zu Rentenversicherung und Mitarbeiterauswahl, eine Finanz- und Schuldnerberatung wird angeboten ebenso wie Ernährungstipps, und dreimal die Woche wird Sport getrieben. Nach einer Farb- und Stilberatung mit anschließendem Friseurbesuch macht ein Fotograf Bilder für die Bewerbungsmappe, und je nach Bedarf können die Teilnehmer auch an externen Weiterbildungen teilnehmen wie etwa für Datev, Kassensysteme, die Betreuung Dementer oder das Bedienen eines Gabelstaplers.

Die Computerschulungen gibt übrigens unter anderem ein reifer Leister selbst: Sven von Alm, 51, war dreieinhalb Jahre arbeitslos, als er ins das Projekt einstieg. Am Ende blieb er, wo er war: als Softwaretrainer bei der Grone-Schule.