Vor zehn Jahren hat ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur jeden Arbeitslosen betreut - vom Schulabgänger bis zum Grauhaarigen. Unterschieden wurde höchstens nach dem Anfangsbuchstaben des Nachnamens. Es ist nachvollziehbar, dass eine differenzierte Beratung unter diesen Voraussetzungen kaum möglich ist.

Wer gleichzeitig einen 20-Jährigen ohne Gesundheitsprobleme und einen 55-Jährigen mit Rückenschmerzen betreut, wird seine Energie vermutlich auf den Jungen konzentrieren. Weil er einfacher zu vermitteln scheint und weil die mögliche Dauer der Arbeitslosigkeit größer ist als beim Älteren.

Wer sich aber ausschließlich mit Älteren beschäftigt, wird eher fragen: Welche Arbeit ist trotz Rückenschmerzen möglich? Das ist nicht nur für Volkswirtschaft und Staatskasse gut, sondern auch für die Arbeitslosen selbst.

Das zeigen die, die in dem jetzt auf die doppelte Fläche ausgedehnten Projekt für Arbeitslose 50+ eine reife Leistung erbringen. Das Projekt zeigt: Individuelle Betreuung ist bei der Arbeitsvermittlung der Schlüssel zum Erfolg. Und häufiger Kontakt: Während Vermittler und Kunde sich im Jobcenter sonst vielleicht alle drei Monate für eine halbe Stunde sehen, sind die Teilnehmer von "Reife Leistung" über Wochen täglich neun Stunden im Kontakt mit ihren Dozenten. Und die können entsprechende Rückmeldungen an die Arbeitsvermittler im Jobcenter geben. Besser geht es kaum.

Die Lüneburger Arbeitsagentur hat bereits vor zehn Jahren damit begonnen, gezielt für bestimmte Altersgruppen Teams zu bilden. Seitdem liegt ein Augenmerk auf der Vermittlung von jungen Menschen unter 25 Jahren. Seit einem Jahr gibt es nun das Team für die über 50-Jährigen. Das ist konsequent, hätte aber schon viel früher umgesetzt werden müssen. Die erfolgreiche Arbeit der vergangenen zwölf Monate ist dafür ein klarer Beleg.