Mäzen Harald Falckenberg erläutert, warum seine Kunst-Sammlung aus den Phoenixhallen an die Deichtorhallen geht

Harburg. Süffisant und liebevoll zugleich bekennt sich Dr. Harald Falckenberg, 67, zu dem Standort seiner preisgekrönten Kunstsammlung im Hamburger Süden: "Ich bin viel lieber in Harburg als am Rathausmarkt", sagt er am Ende seines Vortrags an der Technischen Universität (TU) Harburg. Die mehr als 100 Besucher applaudieren lautstark. Er sammle kritische Kunst - und die sei in einer Fabrik ideal aufgehoben, erklärt der Kunstsammler und Unternehmer hinterher seine Aussage.

Die Kooperation zwischen Deichtorhallen und Falckenberg-Sammlung hatte zum Jahresende zu Spekulationen geführt. Harburg befürchtete, die renommierte Privatsammlung zeitgenössischer Kunst zu verlieren. Vereinbart ist nun: Die Falckenberg-Sammlung geht als Dauerleihgabe an die Deichtorhallen. Die Sammlung wird in den Phoenixhallen, dem bisherigen Ausstellungsort, gezeigt, wie auch in den Deichtorhallen. Die Phoenixhallen werden für die Dauer der Vereinbarung bis voraussichtlich Ende 2023 als Dependance der Deichtorhallen betrieben und kuratiert.

Wegen der Neuwahl der Hamburger Bürgerschaft sei das letzte Wort aber noch nicht gesprochen: "Der Vertrag ist noch nicht durch", sagt Falckenberg, "der Senat und die neue Bürgerschaft können noch anders entscheiden."

Zum Abschluss der öffentlichen Ringvorlesung "Vom Nützlichen und Schönen - Begegnungen von Technik und Kunst" an der TU Harburg spricht Harald Falckenberg von der Kommerzialisierung des Kunstbetriebs - mit der Folge, dass die Bedeutung der Museen geschwunden sei. Deshalb sei es die einzig richtige Lösung gewesen, seine Sammlung an ein Ausstellungshaus, die Deichtorhallen, und nicht an ein Museum anzuschließen.

Kunstsammlungen, so Harald Falckenberg, stünden Museen nur im Wege. Die Betreiber von Museen, Städte und Länder, gäben den Direktoren derart hohe Besucherquoten vor, die nur mit Wechselausstellungen erreichbar seien. Mit Dauerausstellungen könnten Museen in Hamburg, die auch noch vom Wetter abhängig seien, die Zielvorgabe von 300 000 Besuchern im Jahr nicht erreichen. Unrealistisch, sagt Falckenberg: "Hamburg war immer Kulturprovinz."

Museen hätten abgedankt, so Falckenberg weiter, weil im Kunstbetrieb das Kunstwerk an sich in den Hintergrund getreten sei. Der Künstler und seine Selbstinszenierung seien heute wichtiger als das Kunstwerk. Die Zeit des Museums als Bewertungsinstanz von Kunstwerken sei vorbei. Heute, so Falckenberg, sei der Markt das einzig zuverlässige Kriterium von Kunst.

Der Bohemien, der ein Leben lang an seinem Opus arbeitet - für den Kunstsammler Falckenberg eine ausgestorbene Spezies. Heute werfen sich Künstler dem Markt an den Hals. Dazu erfinden sie Legenden zur Selbstinszenierung. Warum Falckenberg dann Werke gerade von Popstars der Kunstszene sammle, will ein Besucher wissen. Hamburgs wichtigster Kunstsammler bekennt Erstaunliches: "Ich mag Kunstwerke nicht besonders gern. Ich sammle Kunst als Beobachter einer gesellschaftlichen Entwicklung und um einen Diskurs zu haben."

So geht es weiter in Falckenbergs Phoenixhallen: 62 Künstler werden ab dem 18. Februar die Geschichtensammlung "Le capitaine Pamphile" von Alexandre Dumas in einer Art Bildroman umsetzen. "62 Künstler, die in einem Raum machen dürfen was sie wollen", sagt Harald Falckenberg. Wer könne sich das in einem Museum vorstellen?

Die TU Harburg will laut Pressesprecherin Jutta Katharina Werner eine weitere Veranstaltungsreihe zum Thema "Wissenschaft und Kultur" organisieren - Details noch unbekannt.