Seit drei Jahren ist der Schlauchturm der alten Feuerwache eingerüstet, ohne dass saniert wird

Harburg. Die Elbphilharmonie steht drin, das Kreuzfahrtterminal im Hafen, die Ostbake auf Neuwerk und bald wohl auch der marode alte Schlauchturm der ehemaligen alten Feuerwache an der Hastedtstraße: Der Bund der Steuerzahler erwägt, den Turm aufgrund er hohen Kosten für das Gerüst und der kuriosen, seit drei Jahren laufenden Verkaufsverhandlungen zwischen dem katholischen Schulverband und der Finanzbehörde in sein Schwarzbuch aufzunehmen. In diesem Buch werden besonders herausragende Beispiele von Verschwendung von Steuergeldern aufgeführt. "Hier wird besonders fahrlässig gehandelt. Verkaufsverhandlungen müssen schneller laufen und dürfen nicht dazu führen, dass der Steuerzahler dermaßen belastet wird", sagt Marcel Schweitzer, Geschäftsführer des Bundes für Steuerzahler in Hamburg im Gespräch mit dem Abendblatt.

Hintergrund: Der historische Schlauchturm befindet sich im Eigentum der Finanzbehörde. Und die möchte das Gebäudeensemble am liebsten loswerden. Darüber verhandeln Behördenmitarbeiter allerdings bereits seit drei Jahren mit dem katholischen Schulverband, der die alte Feuerwehrwache für das katholische Niels-Stensen-Gymnasium ankaufen will. Aber wenn es um den Turm geht, kommen Schulverband und Behörde auf keinen gemeinsamen Nenner. Da die Zeit nicht spurlos an der Bausubstanz vorübergegangen ist, ließ ihn die Behörde aus Sicherheitsgründen vor drei Jahren einrüsten. Das kostet pro Jahr 31 000 Euro. Unterdessen wird gefeilscht. Wie berichtet, schätzt die katholische Schule den Kaufpreis als zu hoch ein. Außerdem stehe nach der möglichen Besiegelung des Vertrages das Denkmalschutzamt auf der Matte, das die teure Sanierung des historischen Turmes verlangen könnte.

Die Fronten sind verhärtet, keiner der beiden Verhandlungspartner scheint derzeit von seinen Standpunkten abzurücken. "Wir sind gehalten, den Preis durchzusetzen. Wir werden denen nichts schenken", sagt Behördensprecher Daniel Stricker. Wie hoch der Kaufpreis ist, und ob man dem Schulamt nicht doch aufgrund der anstehenden Sanierungskosten entgegenkommen könnte, dazu wollte sich Stricker nicht äußern. "Anfang des Jahres gehen wir in eine neue Gesprächsrunde, dann werden wir ja sehen", so der Sprecher. Dass nun ein Eintrag ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler droht, stört ihn nicht. "Sollen die doch, die sagen ja viel."

Dass die Stadt bei der Renovierungsfrage in der Tat auf den neuen Eigentümer setzt, zeigt eine Anfrage der SPD Harburg an den Senat. Dort heißt es: "Im Hinblick auf die beabsichtigte Privatisierung des Objektes sollen keine Mittel zur Sanierung mehr aufgewendet werden. Insoweit muss der gegenwärtige Zustand durch einen neuen Eigentümer behoben werden."

CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer wertet die "Affäre Schlauchturm" als Skandal: "Für diese Verschwendung und für die verbohrte Haltung der Behörde habe ich kein Verständnis." Die Kosten für die Sanierung sollten vom Kaufpreis runtergerechnet werden. "Was soll die katholische Schule mit einem Schlauchturm? Die brauchen doch eher eine Turnhalle und Unterrichtsräume. Klar, dass die sich quer stellen, wenn Baumaßnahmen auf sie abgewälzt werden sollen." Das sieht die SPD ähnlich. "Dass sich drei Jahre lang nichts getan hat und die Kosten für das Gerüst so hoch sind, sind Zeichen dafür, dass die Behörden handlungsunfähig sind und nicht adäquat mit der Sachlage umgehen können", sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion.