Schüler der Marckmannstraße greifen zum Pinsel, Tesa-Mitarbeiter helfen

Rothenburgsort. "Ohne Matthias wäre ich nicht bis an die Decke gekommen", sagt Abdullah mit strahlenden Augen. "Und Franz hat mir ganz toll beim Spachteln geholfen", berichtet Sandra. Der 14 Jahre alte Abdullah und seine Mitschülerin, 17, erlebten in der Schule Marckmannstraße etwas Außergewöhnliches. Und das soll schon etwas heißen, schließlich bezeichnet sich die 1967 aus der "Heilpädagogischen Tagessschule Grabenstraße" hervorgegangene Lerneinrichtung selbst als "Die besondere Schule".

15 geistig behinderte Jungen und Mädchen im Alter zwischen neun und 18 Jahren arbeiteten jetzt zum ersten Mal in ihrem Leben wie Erwachsene. Das Ergebnis können sie nun jeden Tag betrachten - live und in Farbe.

Im Rahmen der ehrenamtlichen Initiative "Das macht Schule", die bundesweit Hilfe zur Selbsthilfe bietet, hatte sich die Förderschule Marckmannstraße im Sommer um Unterstützung bei erforderlichen Renovierungsarbeiten beworben.

Mit Erfolg. Das Unternehmen Tesa stellte für einen Tag acht Mitarbeiter ab, die den Jugendlichen zeigten, wie man beispielsweise Löcher in den Wänden zuspachtelt, Fußleisten und Fensterbänke sauber abklebt sowie Farbe gleichmäßig aufträgt. "Es war für mich eine wertvolle Erfahrung, junge 'Malerlehrlinge' anzuleiten, die sehr viel Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen", erklärt Matthias Schumacher.

Normalerweise kümmert sich der Manager um die internationalen Großkunden des Klebeband-Konzerns. "Ich war erstaunt, wie konzentriert und ausdauernd die meisten Schüler bei der Sache waren", ergänzt Franz Fastermann, Produktentwickler aus der Forschungsabteilung. "Einige haben von 8 bis 17 Uhr eifrig mitgemacht." Wie auch ihre anderen Kollegen würden sich beide sofort wieder für ein sogenanntes Corporate-Volunteering-Projekt melden, an dem die Mitarbeiter ehrenamtlich während der Arbeitszeit teilnehmen können - weltweit.

Mit den Ergebnissen der kreativen Teamarbeit ist Schulleiterin Gabriele Schepers überaus zufrieden: "Der Pausenraum erstrahlt nun in schönem Türkis. Aus beigefarbenen wurden schneeweiße Heizkörper. Und der große Wunsch unserer Schüler nach einem witzigen Wand-Tattoo wird in Kürze auch noch erfüllt werden", sagt die Pädagogin, die seit nunmehr drei Jahren das engagierte Kollegium in Rothenburgsort leitet.

Neben dem Schüler-Café brachten die jungen "Marckmänner" gemeinsam mit den erwachsenen Renovierungsexperten ihren Besprechungsraum für Schülerratsversammlungen auf Vordermann. Thomas Bocke, Lehrer der Klasse A 1, konnte der erfolgreichen Verschönerungsaktion zusätzlich großen pädagogischen Wert abgewinnen: "Wir haben nicht nur viele gute Ideen und tolle Unterstützung durch die 'Helfenden Hände' erhalten. Für die Kinder war es wichtig, ihren Raum selbst gestalten zu dürfen. Jetzt identifizieren sie sich noch viel stärker mit ihrer Schule."