Der Betrieb von vier Gesellschaftern soll 2011 starten. Als Rohstoff für das Biokraftwerk sind 180 Hektar Maisanbau geplant.

Elstorf. Einen Proteststurm hatte der Landwirt Christian Cordes aus Wesel im vergangenen Jahr geerntet: Nach 130 Einwendungen aus dem 450-Seelen-Dorf bei Hanstedt begrub er schließlich den Plan, seine bestehende Biogasanlage um eine Heizung zu erweitern. Von Widerstand gegen den geplanten Neubau einer 500-Kilowatt-Biogasanlage in Ketzendorf dagegen keine Spur: Bei der freiwilligen Bürgeranhörung der Ardestorfer Bioenergie GmbH & Co. KG am Dienstagabend in der Gaststätte "Zum Florian" in Elstorf sorgten sich die 22 erschienenen Bürger nicht um Gestank und Tourismus, sondern um Lebensraum für Bienen und die Jagd auf Wildschweine.

"Es geht nur mit den Nachbarn", sagte hinterher Heiner Schönecke, einer der drei Gesellschafter der Ardestorfer Bioenergie. Deshalb hatte der CDU-Landtagsabgeordnete bewusst einen Moderator für diesen Abend gewählt, der unverdächtig ist, seiner Gesellschaft politisch nahe zu stehen: Nicht der CDU-Politiker, sondern der SPD-Fraktionsvorsitzende in Neu Wulmstorf, Uwe Gudowius, leitete die Anhörung. "Wir zoffen uns manchmal", beschreibt Gudowius sein Verhältnis zu Schönecke.

1300 Meter von den nächsten Wohnhäusern entfernt, ruft der Standort nahe dem Abfallwirtschaftszentrum des Landkreises Stade in Ketzendorf offenbar keine Proteste hervor. Insgesamt 28 Aktenordner mit einer Gesamtlänge von 2,80 Metern haben Heiner Schönecke und seine beiden Mitgesellschafter, die Landwirte Henning Wiegers und Peter Reese, bei der Genehmigungsbehörde eingereicht. "Wir hätten keinen besser geeigneten Standort finden können", sagt Schönecke. Der Landkreis Stade prüft noch.

2011 soll die Biogasanlage in Betrieb gehen. Ein Veto erwartet wohl niemand. Laut einem Gutachten der Ardestorfer Bioenergie gilt ihre Anlage nach den gesetzlichen Vorschriften als "irrelevant", also ohne Geruchsbelästigung. Das bedeutet nicht, dass Nachbarn nicht ab und an mal Gülle riechen werden. Der Gesetzgeber mute Menschen zu, 800 Stunden im Jahr Geruch zu ertragen, erklärt Claus Bohling von der Industrieberatung Umwelt GbR: "Es gibt keinen Anspruch auf null Geruch."

Die geplanten 180 Hektar Maisanbau, Rohstoff für das Biokraftwerk, sind für Reinhard Fuge vom BUND Neu Wulmstorf eine "Horrorvorstellung". Die Monokultur bedrohe die Bienenvölker, die lebenswichtig für die Obstwirtschaft im Alten Land seien. Reinhard Fuge regt deutlich mehr Ackerstreifen für Bienen an als geplant. Biowirt Henning Wiegers will deshalb darüber nachdenken, Schneisen für Jäger im Maisfeld mit Klee oder Sonnenblumen zu bepflanzen.

Jagdpächter sorgen sich, dass die gewaltige Maisfeldfläche zu einer Wildschweinplage führen könnte. Sie mahnen an, ausreichend Schneisen für Jäger zu schlagen.

Vorgesehen ist, dass 13 Höfe aus Neu Wulmstorf, Fischbek und Buxtehude die Rohstoffe liefern: 8100 Tonnen Maissilage, 2000 Tonnen Schweinegülle, 800 Tonnen Hühnermist und 700 Tonnen Rinderflüssigmist im Jahr. Die 13 Familien bewirtschaften insgesamt 1500 Hektar Ackerfläche, davon nur zwölf Prozent für Energiepflanzen. 18 Mitarbeiter der Höfe sind mit dem Betrieb der Biogasanlage beschäftigt.