SPD und CDU machen im Gemeinderat eine Kehrtwendung

Otter. Das Projekt "Bioenergie Wümmegrund" ist geplatzt. Nachdem der Rat der Gemeinde Otter im April dieses Jahres noch einstimmig einen Planfeststellungsbeschluss gefasst hatte und den Bebauungsplan für die Erweiterung der Biogasanlage des Landwirtes Arne Bliwenitz ändern wollte, hat der Rat jetzt mehrheitlich eine Kehrtwende eingeschlagen. Mit fünf Ja-Stimmen zu vier Nein-Stimmen hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auf Antrag von CDU und SPD den Beschluss vom April aufgehoben. Landwirt Bliwenitz darf seine Biogasanlage nicht erweitern.

Auf seinen Kosten von 20 000 bis 30 000 Euro für die bisherige Planung und mehrere Gutachten bleibt der junge Landwirt sitzen. Bliwenitz wollte auf eigene Kosten eine Leitung nach Tostedt bauen, um beispielsweise das Rathaus, eine Schule und das Freibad mit Wärme zu beliefern.

CDU-Bürgermeister Herbert Busch begründet die Meinungsänderung in seiner Fraktion mit der Angst der Milchvieh-Landwirte vor einem Preiskampf um die Pachtflächen, die für die Belieferung der Anlage benötigt würden. Der eigentliche Meinungsbildungsprozess, so Busch, habe erst nach dem Beschluss im April eingesetzt. Ein weitere Aspekt sei die Angst vor der "Vermaisung" der Flächen. Zwar sei die Forschung derzeit damit beschäftigt, Alternativen zu Mais als Energielieferant für Biogasanlagen zu testen. Aber bis jetzt werde hauptsächlich mit Mais gespeist.

"Abgesehen von dem Geld, der Zeit und der Arbeit, die ich bisher in das Projekt gesteckt habe, bin auch sehr darüber enttäuscht, dass mir jetzt solche Scheinargumente entgegengehalten werden. Nachdem monatelang Funkstille herrschte, ich dann Kompromisse, was die Größe der Anlage angeht, angeboten habe, ist diese plötzliche Kehrtwende natürlich eine herbe Enttäuschung", so der Landwirt.

Seit April hatten sich mehrere Landwirte gegen die Pläne ihres Kollegen gestellt und unter anderem Unterschriften gegen die Erweiterung der Biogasanlage gesammelt. Mit seinem Kompromissvorschlag, die Erweiterung seiner bestehenden Anlage auf eine Maximalgröße von 800 Kilowatt, hätte, so Bliwenitz, "kein Milchbauer in der Gemarkung Otter Angst um seine Milchviehflächen haben müssen. Ich hätte dafür keine weiteren Flächen gebraucht". Das Argument, die Milchviehbauern würden einen Preiskampf um ihre Pachtflächen befürchten, dem sie, weil der Maisanbau für Biogas subventioniert wird, nicht standhalten können, sei lediglich vorgeschoben.

Hinter der plötzlichen Absage von CDU und SPD, so vermutet Gesa Sasse von der Unabhängigen Wählergemeinschaft Otter (UWO), stehe vielmehr die Vermutung, "dass viele Landwirte dem Herrn Bliwenitz das einfach nicht gönnen". Die Konkurrenz unter den Landwirten sei sehr groß, da komme leicht Neid auf, so Sasse. Noch größer aber sei die Konkurrenz unter den Landwirten aus Otter und denen in Todtshorn, "und die meisten Landwirte, die gegen die Erweiterung unterschrieben haben, kommen aus Todtshorn".

Auch zwei Informationsveranstaltungen, in denen die Pläne vorgestellt worden sind, konnten die Gegner nicht umstimmen.