Die SPD hat gegen Einzug eines Rewe-Marktes ins ehemalige Autohaus Rubbert gestimmt. Zieht nun ein Bordell in das Areal an der Cuxhavener Straße?

Harburg. Der Streit, ob aus dem ehemaligen Autohaus Rubbert an der Cuxhavener Straße ein Supermarkt oder ein Bordell werden soll, hatte es auf die Tagesordnung der Bezirksversammlung geschafft und sorgte dort für deftigen Zoff. Denn die SPD-Mehrheitsfraktion sprach sich - trotz aller Proteste aus den eigenen Reihen - gegen die Ansiedlung des Vollsortimenters aus. Hintergrund ist, dass Autohaus-Eigentümer Thorsten Rubbert einen neuen Standort für sein Unternehmen sucht, weil das Areal an der Cuxhavener Straße, Ecke Bauernweide zu groß für seine Bedürfnisse sei. Er würde gern an die Supermarkt-Kette Rewe vermieten. Doch SPD und Anwohnerinitiativen sind dagegen, befürchten, dass die Ansiedlung von Rewe dafür sorgen würde, dem maroden kleinen Nahversorgungszentrum samt Süderelbe-Einkaufszentrums-Ruine den Garaus zu machen. Auch die Besitzer kleiner Fachgeschäfte in Neugrabens Kern teilen diese Einschätzung.

Der Auffassung schloss sich während der Sitzung Bezirksamtsleiter Thomas Völsch an. "Das ist die richtige Entscheidung, denn zu viele Kunden würden aus dem Zentrum abgezogen werden." Ronald Preuß, Grünen-Fraktionsvorsitzender, gab außerdem zu bedenken, dass die Verkehrsanbindung ungenügend sei und es keine vernünftigen Lösungsvorschläge für dieses Problem gebe. Also wurde mit großer Mehrheit gegen einen neuen Rewe-Standort in Neugraben gestimmt. Weiterhin segnete die SPD einen Dringlichkeitsantrag ab, der beinhaltet, dass Gutachten für einen alternativen Standort für einen Supermarkt in Zentrumsnähe abgesegnet wird.

Doch einer aus den eigenen Reihen war dagegen. Überraschenderweise meldete sich Bezirksversammlungspräsident Manfred Schulz zu Wort. "Ich stimme nur aus Solidarität für die SPD-Anträge. Eigentlich bin ich für einen Rewe-Markt im ehemaligen Autohaus und werde mich in Zukunft entsprechend positionieren", sagte er. Es sei ihm, so Schulz gegenüber dem Abendblatt, eine Herzensangelegenheit, sich für den Vollsortimenter zu positionieren. "Ich bin sicher, dass viele Neugrabener dies genauso sehen und dort einkaufen würden. Dann wird endlich das Zentrum aufgewertet, weil sich Kunden, wenn sie bei Rewe parken können, bestimmt ins Neugrabener Zentrum spazieren werden. Deshalb halte ich den Beschluss für falsch." Im Übrigen sei er nicht bereit, sich von seiner eigenen Partei den Mund verbieten zu lassen. Diese Haltung brachte ihm Applaus von CDU und FDP ein, viele SPD-Abgeordnete schüttelten allerdings den Kopf.

"Niedergang des Neugrabener Zentrums"

Immo von Eitzen, FDP: "Das ist ein großer Tag für Neu Wulmstorf und den dortigen Einzelhandel. Wie bekannt ist, kaufen auch viele Neugrabener in den Supermärkten umliegender Ortschaften ein. Und in Neugrabens Innenstadt herrschen Leerstand, Planungsbrachen und Verwahrlosung, Glückwunsch, SPD." Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf Dieter Fischer schlägt in dieselbe Kerbe: "Die Innenstadt braucht dringend Frequenzbringer. Der Niedergang des Neugrabener Zentrums macht mir Sorgen. Es gibt schon keine Facharztpraxen mehr. Dann verschwinden bald auch die Apotheken." Weiterhin sei es Unsinn, weitere Gutachten für Supermarkt-Standorte anfertigen zu lassen. "Entsprechende Ergebnisse sind hinlänglich bekannt. Außerdem geht dann wieder kostbare Zeit ins Land. Das schreckt Investoren wie Rewe doch ab, sich für Standorte im Hamburger Süden zu entscheiden", so Fischer.

Fraglich sei, ob die SPD nun den Weg für ein neues Rotlicht-Quartier frei gemacht habe. Denn laut Bebauungsplan ist in diesem Gebiet Gewerbe, mithin auch ein Bordellbetrieb, zulässig. "Das werden wir zu verhindern wissen", so Muammer Kazanci, SPD. Wie das geht, darüber referierte Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner: "Stimmt, wir haben hier ein Gewerbegebiet, allerdings in der Nähe eines Zentrums. Das würde den Trading Down Effect, also die Verdrängung hochwertigen Handels durch Billiganbieter, Spielhallen und eben Rotlichtetablissements, verschärfen. - Ein wichtiger städtebaulicher Grund, einen entsprechenden Antrag aus dem Rotlichtmilieu abzulehnen.