Eltern wollen die Unterbringung ihrer Kinder in Containern der DRK-Kita nicht länger hinnehmen. Das Provisorium war für zwei Jahre gedacht.

Winsen. Zwischen acht und halb neun Uhr morgens wird es besonders eng im schmalen Vorraum des Kita-Containers. 25 Kinder der Sonnengruppe werden dann von ihren Eltern durch die Tür geschleust, viel zu viele Menschen für den kleinen Raum, der nicht nur eine Sitzbank für die Kinder und eine Kommode mit Wechselwäsche, sondern auch die Teeküche beherbergt. Dann landen schon mal kleine Kinderschuhe zwischen bunten Plastiktassen auf dem Teewagen.

Als Provisorium für ein, zwei Jahre waren die zwei schmucklosen Container gedacht. Fünf Jahre später stehen die grauen Kästen noch immer neben dem Hauptgebäude der DRK-Kita. 50 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren werden in den Containern betreut. Die Eltern wollen sich nicht länger mit der Übergangslösung abfinden, sie fordern einen Neubau, haben dafür 175 Unterschriften gesammelt. Doch der Winsener Rat hat bei seiner jüngsten Sitzung einen Neubau für dieses Jahr aus Kostengründen abgelehnt. Allerdings soll die Verwaltung nun Gespräche aufnehmen, um den Kauf des Grundstückes, auf dem die angemieteten Container derzeit stehen, zu prüfen.

Die Eltern weisen auf zahlreiche Dinge hin, die aus ihrer Sicht lästig, hässlich oder sogar gefährlich sind. "Bei schlechtem Wetter liegen die Sachen der Kinder kreuz und quer auf den Fensterbänken", sagt Nina Kurschat, deren Sohn Lian, 3, die Kita besucht. "Wollen die Kinder in die Teeküche oder zur Toilette, müssen sie immer durch den Dreck im Eingangsbereich gehen." Auch die Akustik sei schlecht, sagt die Biologin. "Die Kinder müssen hier enorm schreien."

Mittags schlafen die Kinder auf einem abgenutzten blauen Spielteppich in einer Ecke des Gruppenraums. In der Geistergruppe nebenan gibt es zumindest große Matten, die für die Mittagsruhe ausgelegt werden. In der Sonnengruppe liegen die Kinder auf Stuhlauflagen, auch Decken gibt es laut Mutter Ina Beecken nicht genug. Zudem sei es in den Containern sehr zugig.

Denn die provisorischen Räume sind schlecht gedämmt. 8000 Euro zahlt die Stadt jährlich für den Betrieb der elektrischen Heizungen, weitere 2000 für das Licht in den dunklen Containern. "Im Sommer herrscht glühende Hitze und im Winter ist es kalt und es zieht durch die Wände", sagt Janina Schneider, Mutter von Tom, 3. Im vergangenen Winter sei sogar die Wasserleitung für die Toiletten eingefroren. Nun würden die Heizungen bei Kälte voll aufgedreht. Die heißen Heizkörper jedoch seien eine Gefahr für die Kinder, die daneben auf dem Boden spielen.

Derzeit zahlt die Stadt jeden Monat 3000 Euro Miete für die Container. Dass diese mittlerweile einige Mängel haben, ist bekannt. Nach dem Ratsbeschluss sollen nun die Heizkörper verkleidet, die Hohlräume unter den Containern, in denen sich immer wieder Mäuse einrichten, abgedichtet und einige Türen mit einem Klemmschutz ausgerüstet werden - und zwar "so schnell wie möglich", sagt Stadtsprecher Theodor Peters. Innerhalb von zwei Monaten sollen die Reparaturen erledigt sein.

Bei der Leitung des Kindergartens, in dem 115 Kinder betreut werden, stoßen die Eltern zwar auf Verständnis. "Man kann sich sicher bessere Bedingungen für Kinder und Mitarbeiter vorstellen", sagt die kommissarische Leiterin Gaby Bießler. Doch sie versteht auch die Stadt, deren Priorität derzeit im Ausbau der Kinderbetreuung liegt. "Es fehlen ja immer noch Krippenplätze." Deshalb sei es verständlich, dass die Stadt zuerst "in Quantität statt in Qualität" investiere.

DRK-Geschäftsführer Roger Grewe begrüßt es, wenn Raumnot kurzfristig durch Container beseitigt wird. Zur Dauerlösung dürfe das jedoch nicht werden. "Ich bin auch für einen Neubau. Aber die Kommune hat wohl Angst vor Leerstand, wenn in einigen Jahren doch weniger Kinder betreut werden müssen." Stichwort demografischer Wandel. "In der Praxis sieht das allerdings oft anders aus", sagt Grewe. Im Rathaus wird diese Kritik abgewiesen. "Wir rechnen weiterhin mit 300 bis 350 Kindern pro Jahrgang", sagt Sprecher Peters. Angesichts des Rechtsanspruchs, der ab August 2013 gelten wird, habe aber zurzeit der Ausbau der Kitaplätze Priorität vor einer Verschönerung der bestehenden Kitas.