Die Gloria D. ist vielen Harburgern seit Jahren ein Dorn im Auge. Am 31. März läuft die Frist ab.Dann wird es teuer, denn ein Bußgeld droht.

Harburg. Nur noch eine Woche, dann ist die Frist abgelaufen. Harburg will der Gloria D. auf Nimmerwiedersehen sagen - spätestens am Sonnabend, 31. März. Bis dahin soll der Besitzer mit dem sogenannten Albtraumschiff den Harburger Binnenhafen verlassen haben. Ansonsten droht eine Bußgeldzahlung. Dazu sei angemerkt, dass der Rostkahn bereits seit sechs Jahren an den Dalben im Überwinterungshafen vertäut ist und der Besitzer von der damals zuständigen Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) Beseitigungsverfügungen und Zwangsgeldforderungen erhalten hatte.

Ob die diesmal gesetzte Frist eingehalten wird, bleibt abzuwarten. Harburgs seit zwei Jahren für die wasserrechtliche Genehmigung zuständiger Dezernent Jörg Heinrich Penner sagt: "Notfalls droht wieder eine Zwangsgeldzahlung". Wegen Eis auf der Elbe und eingestellter Schifffahrt gewährte das Bezirksamt dem Besitzer bereits einen Monat Aufschub. Ursprünglich sollte das Schiff Harburg schon Ende Februar verlassen. Der frühere Besitzer Gerhard Slupinski-Petzoldt aus Pampow bei Schwerin gibt an, nicht mehr Eigentümer der Gloria D. zu sein. Und der jetzige Eigentümer lässt über das Harburger Bezirksamt ausrichten, mit seinem Namen nicht öffentlich genannt werden zu wollen.

Nautische Instrumente an Bord sollen amtlich abgenommen worden sein

Der somit der Öffentlichkeit unbekannte Eigentümer lässt von Bezirksamtssprecherin Petra Schulz allerdings eine Erklärung in diesem Wortlaut abgeben: "Die Reederei ist zuversichtlich, dass das Schiff in naher Zukunft fahrtüchtig sein wird. Die nautischen Geräte sind vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie abgenommen worden. Deshalb ist geplant, die Maschine in Kürze in Betrieb zu nehmen."

Vielen Menschen im Harburger Binnenhafen ist die Gloria D. ein Dorn im Auge. Der Wohnungsbau-Projektentwickler Frank Lorenz, der Ende des Jahres das IBA-Wohnungsbauprojekt "Marina auf der Schloßinsel" bezugsfertig haben will, möchte künftigen Bewohnern den Anblick des Schrottkahns ersparen und sieht in dem Schiff auch einen Störfaktor zulasten des Wohnungsverkaufs oder der Vermietbarkeit. In Sorge um die Sicherheit seiner Firma Yachtzentrum Hamburg ist beispielsweise auch Hermann Friedemann. Er befürchtet, dass sich die Gloria D. bei starkem Westwind von den Dalben lösen, gegen seine Hafenanlage treiben und großen Schaden anrichten könnte. Er traut dem Besitzer nicht zu, eine ausreichende Versicherung abgeschlossen zu haben.

+++Entsorgung muss gesichert sein+++

Wer sich der Gloria D. mit einem Sportboot nähert, erkennt den starken Rostbefall am gesamten Schiffsrumpf. Und sollten die inneren Werte des Kahns vergleichbar sein, wäre es wohl nur noch der Klabautermann, der sich als Passagier bei der nächsten Reise an Bord traut. Immerhin: An Bord befinden sich noch zwei Rettungsboote.

Seit 2006 liegt die Gloria D. vertäut an Dalben des Überwinterungshafens

Ursprünglich hatte die Gloria D. als Wappen von Heiligenhafen und später auch als Atlantis III mit Ausflugs- und Butterfahrten auf der Ostsee ihr Geld verdient. Zum Fuhrpark des vorigen Besitzers gehörte auch das Schwesterschiff Gloria II, das 2004 auf der Ewer-Werft in Wischhafen seefest gemacht werden sollte. Damaligen Berichten zufolge mussten Geldforderungen gerichtlich eingeklagt werden. Die Ewer-Werft existiert inzwischen nicht mehr. Auch die Gloria D. sollte auf einer Werft seefest gemacht werden, lag nach Angaben von HPA im Jahr 2006 zunächst in Finkenwerder und fuhr anschließend in den Harburger Binnenhafen, wo das Schiff zunächst am Kanalplatz vertäut war. Weil am Kanalplatz das Binnenhafenfest gefeiert werden sollte, wurde die Gloria D. von ihrem Besitzer an ihren jetzigen Liegplatz in den Verkehrshafen gebracht. Rudolf Sommerfeld, der Seniorchef der Jöhnk Werft im Harburger Binnenhafen sagte damals: "Bevor wir als Werft tätig werden, würden wir 50 000 Euro Vorauskasse verlangen und die schriftliche Zusicherung, dass das Schiff notfalls an seinen alten Liegeplatz zurück gebracht werden kann." Es gab weder die vom Besitzer verlangte Vorauszahlung noch die Liegeplatzzusicherung der damaligen wasserrechtlichen Genehmigungsbehörde, der HPA.

Seit einem halben Jahr beobachten Nutzer des Harburger Binnenhafens, dass an Bord der Gloria D. gearbeitet wird, gelegentlich sogar nachts. Probeweise soll sogar die Hauptmaschine kurzzeitig gestartet worden sein. Wohin die künftige Reise gehen soll ist nicht bekannt. Der frühere Besitzer wollte mit seiner Flotte über den Atlantik nach Südamerika, nach Brasilien und träumte von Kaffeefahrten vor dem Zuckerhut von Rio de Janeiro.