Das Haus von Boxlegende Max Schmeling soll verkauft werden. Die Suche nach einem Investor für öffentliche Nutzung ist gescheitert.

Wenzendorf. Drei Jahre lang hat Manfred Cohrs versucht, dem Haus der verstorbenen Boxlegende Max Schmeling in Wenzendorf neues Leben einzuhauchen. Doch jetzt gibt der Bürgermeister der Gemeinde auf. Er wolle den Ratspolitikern vorschlagen, das 1949 von Schmeling erworbene Gebäude zu verkaufen, sagt Cohrs. In großer Runde habe er immer wieder versucht, ein öffentliches Nutzungskonzept anzustoßen. Doch letztlich vorangekommen sei er damit nicht. Jetzt soll ein seriöser Käufer die Sache richten.

Die Erwartungen waren aber auch groß. Schmeling, der im Jahr 2005 im hohen Alter von 99 Jahren starb, hatte drei Jahre vor seinem Tod einen Erbvertrag mit der Gemeinde Wenzendorf geschlossen und ihr das Wohnhaus inklusive des 8,7 Hektar großen Grundstücks vermacht. Viele alte Bäume und Teiche gehören zum Areal.

Die Gemeinde musste einiges in die Unterhaltung des Wohnhauses investieren, nachdem die Krankenschwester, die Schmeling bis zuletzt pflegte und nach seinem Tod dort weiterhin lebte, im Jahre 2007 ebenfalls starb. Schmeling selbst hatte in den letzten Jahrzehnten seines Lebens offensichtlich wenig bis keine Neuerungen an dem Haus in Angriff genommen. "Er hat sehr bescheiden gelebt", drückt es Cohrs aus. So hing nach seinem Tod immer noch die alte Blümchentapete aus den 1970er-Jahren im Wohnzimmer, die Fenster waren noch einfachverglast, und das Gäste-WC seit Jahrzehnten nicht modernisiert worden.

60.000 bis 70.000 Euro habe die nur 1300 Einwohner zählende Gemeinde insgesamt in die Unterhaltung gesteckt, sagt Cohrs - immer hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung, doch noch eine gute Lösung für das Erbe des einzigen deutschen Boxweltmeisters im Schwergewicht zu finden, und der Sorge, sich irgendwann finanziell zu übernehmen. Immer wieder sei er gefragt worden, wie lange er denn noch nach Investoren und einem Nutzungskonzept für das Haus suchen wolle, sagt er. Aber Cohrs wollte nicht irgendwas aus dem Gebäude machen, sondern etwas, das Schmelings würdig gewesen wäre. "Schade, dass uns das nicht gelungen ist."

Die Rolle der Max-Schmeling-Stiftung, mit der alle Aktivitäten auf dem Wenzendorfer Grundstück abgestimmt werden, ist dabei schwer zu durchschauen. Er wolle nicht Kritik üben, denn die Stiftung tue viel für den Ort und die gesamte Samtgemeinde Hollenstedt, zu der Wenzendorf gehört, sagt Cohrs. Aber eigentlich sei es ja auch ihre Aufgabe gewesen, etwas aus dem Haus zu machen.

+++ Baugrundstücke auf Gelände von Boxlegende Max Schmeling +++

Stattdessen hat sich Cohrs drei Jahre lang regelmäßig mit anderen Mitstreitern getroffen, um nach Nutzungsmöglichkeiten zu suchen. Zu dieser Arbeitgruppe gehörte der in Hollenstedt lebende Werner Marnette, langjähriger Vorsitzender des Vorstandes der Norddeutschen Affinerie AG (heute Aurubis) und ehemaliger Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Frank Jäschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, Harburgs Erster Kreisrat Rainer Rempe und der Künstler Gerhard Kopke aus Apensen, der lange Jahre mit Schmeling befreundet war und ihn auch im Porträt verewigt hat.

Eine Überlegung sei etwa gewesen, das Gebäude in eine Tagungsstätte zu verwandeln, erzählt Cohrs. In einer musealen Ecke hätte man an die Legende erinnern können, in Form von persönlichen Dingen oder Fotos, die ihn mit allen Größen des vergangenen Jahrhunderts aus Sport, Politik und Kultur zeigen. "Mit einem guten Architekten hätte man auch etwas anbauen können."

Doch alle Überlegungen und Konzepte endeten im Nirvana, zumal sich laut Cohrs auch die Stiftung immer sehr reserviert zeigte. Dem Verkauf des Hauses werde sie aber sicherlich zustimmen. Dazu erklärt Heiko Stöhr vom Stiftungsvorstand: "Solange nicht Schindluder mit dem Haus getrieben wird, ist es in Ordnung." Zugleich betont er, dass die Zuständigkeit generell eben nicht bei der Stiftung liege. Schmeling habe das Haus bewusst der Gemeinde vermacht. Warum sich jahrelang kein Investor fand, erklärt er sich mit der eingeschränkten Nutzung.

Wie hoch der Kaufpreis für das Gebäude jetzt sein soll, ist offen. "Es geht ja nicht nur um den materiellen, sondern vor allem um den ideellen Wert", sagt Cohrs. Er sei aber optimistisch, zügig einen Käufer zu finden, denn bereits in der Vergangenheit habe es mehrere Anfragen gegeben. Cohrs betont aber, dass die Gemeinde nur das Wohnhaus und einen kleinen Grundstückteil verkaufen werde. Der Großteil mit den Wald- und Teichanlagen gehört weiterhin der Gemeinde und ist durch einen Bebauungsplan geschützt. Auch das Neubaugebiet mit zwölf Bauplätzen, das in diesem Jahr in die Vermarktung geht, bleibt unberührt.