Rieckhof-Chef Jörn Hansen sorgt in Zusammenarbeit mit den Elbe-Werkstätten für Sauberkeit im Seeveviertel. Die Bevölkerung lobt den Einsatz.

Harburg. Kaum ist der Rieckhof renoviert, kümmert sich Jörn Hansen, Chef des Kulturzentrums, auch darum, wie es rund um Harburgs Veranstaltungszentrum an der Rieckhofstraße aussieht. Jahrelanges Dauerbrennerthema ist der Müll, der ein Verweilen am Seeveplatz und in den benachbarten Straßen unmöglich macht und auch Gästen des Rieckhofs immer wieder unangenehm auffällt. "Da hatte ich eine Idee", so Hansen.

In Kooperation mit den Elbe-Werkstätten engagierte er die beiden "Kümmerer" Jens Irmer und Hermann Quast, die jeweils montags bis freitags mit Besen und Mülltüten durchs Viertel ziehen und für Sauberkeit sorgen. Die Elbewerkstätten bieten Menschen mit Behinderung und in schwierigen Lebenssituationen Arbeitsgelegenheiten sowie individuelle Hilfen.

+++ Hansen greift durch +++

Bereits seit Januar sind Irmer und Quast unterwegs, befreien auch Laternenmasten und die Scheiben des Harburg-Centers von Plakaten und Aufklebern. Pro Tag, so Hansen, kommen immerhin drei bis vier große Tüten, randvoll mit Abfall, zusammen. Irmers und Quasts Job zeigt Erfolg: "Es ist schon merklich sauberer geworden", sagt Polizeioberkommissar Stefan Weber, der als Bürgernaher Beamter von vielen Harburgern oft auf die vermüllten Zustände angesprochen worden war.

Ist das nicht eigentlich die Aufgabe der Stadtreinigung? "Das stimmt. Aber viele Bereiche, wie die Galerie oberhalb des Seeveplatzes bei der Volkshochschule ist Privatgebiet, da dürfen die Mitarbeiter nicht ran, sagt Hansen. Irmer und Quast schon, denn Hansen hat sich um eine Zusammenarbeit mit VHS, Saga, Citymanagement und Bezirksamt bemüht.

Und die beiden Männer teilen sich den Arbeitstag so ein, dass sie zwölf Stunden lang das Pflaster kontrollieren. "Wir erhalten viel Lob von der Bevölkerung für unseren Job, das tut richtig gut", sagt Irmer. Denn die Ekel-Arbeit ist nicht immer einfach für die "Kümmerer", die im Rahmen einer Reha-Maßnahme bei den Elbe-Werkstätten beschäftigt sind. Quast zeigt auf die prall gefüllte Mülltüte: "Da ist alles dabei, Verpackungen von einem Schnellrestaurant, Papier, Zigarettenkippen - alles, was die Leute achtlos wegwerfen, obwohl alle zehn Meter ein Papierkorb steht." Dank seiner orangeroten Weste ist er deutlich für Passanten zu erkennen. In schwarzen Lettern ist der Aufdruck "Gemeinsam fürs Seeveviertel" aufgeprägt. "Die Jacken mit dem Mottodruck habe ich ebenfalls auf den Weg gebracht", sagt Hansen.

+++ Im Rieckhof ist alles brandneu +++

Thomas Völsch, Leiter der Bezirksverwaltung, ist begeistert vom Engagement des Rieckhof-Chefs. "Das ist eine Initiative aus dem Stadtteil für die Menschen hier, einfach toll", sagt er. Deshalb wird das Projekt für die Dauer eines Jahres aus dem Haushaltstopf der Harburger Sicherheitskonferenz mit 12 000 Euro gesponsert. "Das ist ein Drittel unseres Etats, uns ist eben die Sauberkeit sehr viel wert", sagt Christian Diesener von der Lawaetz-Stiftung, der die Sicherheitskonferenz, in der sich Vertreter aller Parteien befinden und bei der Völsch den Vorsitz führt, koordiniert. Danach ist geplant, dass sich Geschäftsleute um die Anschlussfinanzierung kümmern. "Am liebsten hätten die Kaufleute, deren Geschäfte sich an der Lüneburger Straße befinden, wenn die beiden Kümmerer auch in der Innenstadt aufklaren. Das geht aber nicht", sagt er. Laut Hansen wollen die Mitglieder des Business Improvement District (BID) ebenfalls Kontakt mit den Elbe Werkstätten aufnehmen und "Saubermänner" engagieren.

Unterdessen will Hansen es mit den "Kümmerern" fürs Seeveviertel nicht belassen, will "seinen" Innenstadtbereich beleben. Er hat eine Internet-Präsenz entwickelt. Wer mag, kann unter der Adresse www.SeeveViertel.de nachlesen, was rund um den Rieckhof los ist. "Schon der Begriff Seeveviertel dürfte vielen Harburger unbekannt sein. Er wurde geprägt, als das Quartier 1984 neu überplant wurde", berichtet Hansen. "Aber seit 15 Jahren hat sich hier nichts getan, jetzt wird der Gloriatunnel aufgehübscht. Das erzeugt Aufbruchstimmung." Hansen hat, um sein Projekt anzuschieben, indes nur acht Wochen von der Planung zur Realisierung benötigt. "Da war ich selber überrascht, wie fix das ging", sagt er und hofft, dass auch die Tunnelpläne schnell realisiert werden.

Wie berichtet, hatte die SPD-Mehrheitsfraktion im Rahmen der Bezirksversammlung beschlossen, dass der Tunnel nicht zugeschüttet, sondern grundlegend umgeplant wird. 300 000 Euro steckt der Bezirk in Harburgs Problemtunnel. Der Rieckhof-Chef setzt darauf, "denn schließlich gehen viele Gäste, die unsere Veranstaltungen besuchen, durch diese Unterführung."