Das Harburger Veranstaltungszentrum wird zurzeit feuersicher gemacht. Der aufwendige Umbau kostet 665 000 Euro

Harburg. Vier Monate lang war der Rieckhof wegen Sanierungsarbeiten geschlossen - am Dienstag, 1. November, soll es wieder losgehen, dann startet das Programm von Harburgs Veranstaltungszentrum an der Rieckhoffstraße. "Das haben mir die Handwerker zugesichert", sagt Jörn Hansen, Geschäftsführer des Vereins Kulturzentrum Rieckhof. Aber noch spielen Elektriker und Zimmerer die Hauptrolle im großen Saal. Staub zieht durch die 2272 Quadratmeter großen Räume, aus vielen Wänden ragen Kabel, es riecht nach frischer Farbe.

Wie berichtet, musste im Rieckhof in Sachen Sicherheitsmaßnahmen kräftig nachgebessert werden. Gutachter der Dekra stellten viele Mängel fest, unter anderem war der Feuerschutz nicht mehr ausreichend. 200 000 Euro wurden im Sommer 2010 für Rauch- und Wärmeabzugsanlagen aufgewendet. "Und danach dachte ich: Was kommt denn jetzt noch, dass der Rieckhof so lange dichtmachen muss", so Hansen. Schnell stellte er fest: "Hier bleibt kaum ein Raum so, wie er mal war." Denn die gesamte Elektrik musste erneuert werden. Außerdem mussten die Leitungen für Heizung und Strom mit einer feuerfesten Schüttung versehen werden.

Hansen zeigt im großen Saal an die Decke. "Die Holzverkleidung ist weg, stattdessen werden hier feuersichere Verkleidungen angebracht." Oberhalb der Bühne wurde ein - ebenfalls flammensicherer - Raum für die Ton- und Lichttechnik gebaut. "Die Power Packs, also unter anderem Starkstromleitungen für Scheinwerfer, müssen in einem speziell isolierten Raum untergebracht werden. Das ist Gesetz", sagt Hansen. Außerdem werden die Büro- und Veranstaltungsräume durch neue, rauchdichte Türen gesichert. Vo einigen Tagen wurde eine Lautsprecheranlage installiert. "Hundert Detektoren prüfen, ob sich Qualm und ungewöhnliche Hitze entwickelt. Ist ein Wert erreicht, schaltet sich das System ein, und es werden automatisierte Durchsagen gemacht." Die Feuerwehr kann sofort den Brandherd ausmachen. Und dank moderner LED-Technik verfügt der Rieckhof über Notfallbeleuchtung, die sich im Unglücksfall aktiviert. Sogar die Bestuhlung muss in einem feuersicheren Raum untergebracht werden. "Vorher hatten wir sie hinter Vorhängen versteckt."

Gewerkelt wird auch in der Kneipe. Hier sind die Wände schon verputzt. Maler sorgen für einen frischen Anstrich.665 000 Euro - Geld aus öffentlichen Kassen - kostet es, den Rieckhof brandsicher zu machen. "Privat könnte so ein Veranstaltungszentrum nicht betrieben werden. Das führt in den Ruin", sagt Hansen.

So modern sein Rieckhof bald sein wird - "In Sachen Brandschutz sind wir Hamburgweit ganz weit vorne", sagt Hansen -, altbekannte Probleme bleiben. "Wir erhalten 655 000 Euro aus öffentlicher Hand, davon zahlen wir 286 000 Euro Mietkosten an die Stadt. Letztendlich bleibt uns fürs Programm genauso viel Geld, wie wir es in den 1980er-Jahren zugebilligt bekommen haben. Das ist knapp. Politik und Verwaltung kennen das Problem, verändert hat sich nichts", so der Geschäftsführer.

Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg ist damit nicht zufrieden. "Der Bezirk hat von diesen Mietkosten nichts, sie gehen in den Staatsetat. Von diesem Geld wird außerdem das Gebäude nicht instand gesetzt. Es gibt keine Rückstellungen für eventuelle Reparaturen", sagt der Verwaltungschef. Ursprünglich sei damit der Kredit für die Bezahlung des Hauses getilgt worden. "Ich habe aber nie Abrechnungen gesehen. Da werde ich mich für mehr Transparenz einsetzen", sagt Meinberg.

In einem Bezirksversammlungsbeschluss fordert die Politik ein Veranstaltungskonzept. "Da arbeiten wir mit dem Rieckhof dran", sagt Meinberg.

Für Hansen ist indes klar: "Wir bieten das, was die Leute wollen." So garantieren unter anderem Konzerte von Lotto King Karl (28. Januar 2012) und Bon Scott (26. November 2011) ein volles Haus. "Da sind die 1000 Steh- und 326 Sitzplätze sehr gut ausgelastet", so Hansen.

Wie üblich bietet der Rieckhof auch Raum für Nachwuchsgruppen. "Wir haben mehr als 60 verschiedene Programmpunkte. Das ist ganz ordentlich", sagt Jörn Hansen. Das zeige ihm der Kartenvorverkauf für die Veranstaltungen. "3000 Tickets sind schon weg."

Er hofft nun, dass am Dienstag, 1. November, zum Musikabend "Salsa Feelings" ab 19 Uhr, der Eintritt ist frei, wirklich alle Löcher verputzt und alle Pinselstriche gemacht worden sind. Die Arbeiten beschäftigen ihn auch in seiner Freizeit. "Wenn meine Frau und ich mal zu einem Konzert gehen, schaue ich immer zuerst an die Decke, ob auch ja die Brandschutztechnik stimmt. Das ist inzwischen schon zum Automatismus geworden."