Nach der Bürgerinformation zur Südvariante der Nordeuropäischen Erdgasleitung in Handorf: Antworten auf wichtige Fragen.

Handorf. Bedenken ja, aber grundsätzlichen Widerstand gegen die neu vorgestellte, 34,2 Kilometer lange Südvariante der Nordeuropäischen Erdgasleitung (NEL) haben die betroffenen Grundstückseigentümer noch nicht geäußert. Mehr als 150 Menschen haben am Dienstagabend die erste freiwillige Bürgerinformation der E.on Ruhrgas im Gasthof Benecke in Handorf besucht, insgesamt 320 Grundeigentümer gelten als von dem Bau betroffen.

Sicherheitsbedenken, die Auswirkungen auf die Umwelt und Landwirtschaft sowie die ihrer Meinung nach zu geringe Entschädigung bewegen Landwirte und Umweltschützer. Das Abendblatt gibt Antworten auf wichtige Fragen zur neuen Erdgas-Route im Süden von Winsen.

Wo könnte die Südvariante der Gasleitung auf Widerstand stoßen?

Die neue Erdgas-Route im Süden von Winsen führt durch zusätzliche Schutzgebiete, die eigentlich umgangen und nicht beeinträchtigt werden sollten. Mit der Luhe und der Seeve quert die NEL Gewässer, die EU-Schutzstatus haben. Auch das Naturschutzgebiet Rethmoorsee wäre betroffen.

Die Wirtschaft könnte Bedenken haben, dass die Leitung das Sandabbaugebiet bei Pattensen queren soll. In einer Tiefe, die den Abbau nicht beinträchtige, versichert der Transportnetzbetreiber der E.on, die Open Grid Europe.

Auch der bekannte Golfplatz Green Eagle würde auf 350 Metern Länge betroffen sein. Ein Konflikt könnte sein, dass die Erdgasleitung Land queren soll, auf dem die Golfplatzbetreiber Wohnungsbau realisieren möchten. "Konflikte gibt es dort, wo potenzielle Gewerbegebiete beeinträchtigt werden", sagt der Vorsitzende des Landvolkverbandes Lüneburger Heide, Rudolf Meyer.

Fallen im Kleckerwald Bäume dem Bau der Erdgasleitung zum Opfer?

Die Einwohner der Gemeinde Rosengarten sind überrascht, dass die E.on bislang dazu schweigt. Die Planung für den Bereich Eckel-Süd sei noch lange nicht so weit, dass sie vorgestellt werden könnte, sagt Projektmanager Franz-Josef Kißing von der Open Grid Europe. "Aber wir haben eine Idee, wie es lang gehen könnte", verrät er bisher nur.

Akzeptiert die E.on nun den 350-Meter-Mindestabstand zu Wohnhäusern?

Die Südvariante hält den Orientierungswert von mindestens 350 Metern Abstand zu Wohnsiedlungen ein, den das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg vorgegeben hat. "Wir halten den Beschluss des OVG grundsätzlich für falsch", sagt aber Projektmanager Franz-Josef Kißing. Das Unternehmen verfolge deshalb zusätzlich die Nordvariante weiter und versuche, eine gütliche Einigung herbeizuführen.

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Was wäre der größte denkbare Unfall beim Betrieb der Erdgasleitung?

Brand, Explosion und Trümmerwurf seien denkbare Risiken. Der für die NEL zuständige Sicherheitsexperte Jochen Stratmann hält einen vollständigen Leitungsabriss für praktisch unmöglich. Innere Bodenbewegungen könnten eine Ursache dafür sein, seien aber nur bei Hanglagen denkbar, die im Verlauf der Südvariante gar nicht existieren.

"Ein Bagger", sagt Jochen Stratmann, "kann die NEL mit seiner Schaufel nicht durchdringen." Die Röhren liegen auch mindestens einen Meter tief im Boden.

Wie will E.on die Grundeigentümer entschädigen?

Eine Gewinnbeteiligung wie in der Windenergiewirtschaft sehe das Gesetz nicht vor, sagt Rechtsanwalt Tobias Wendt. Das würde E.on auch teurer kommen. Die 320 betroffenen Grundstückseigentümer erhalten eine Entschädigung. Für landwirtschaftliche Grundstücke will E.on 0,70 Euro pro Quadratmeter Schutzstreifen zahlen, für Waldgrundstücke 0,30 Euro pro Quadratmeter. Mit Zuschlägen könnten 1,50 Euro pro Quadratmeter Landwirtschaftsfläche herausspringen, sagt E.on. Tatsächlich, sagte ein Landvolkfunktionär dem Abendblatt, kann eine höhere Entschädigung ausgehandelt werden. Die E.on versucht dem vorzubeugen und weist immer wieder auf eine mögliche Enteignung hin.

Wird die Erdgasleitung irgendwann mal wieder rückgebaut?

Wird die NEL stillgelegt, erhalten die Grundeigentümer Kenntnis darüber. Ob die Rohre dann wieder aus dem Boden geholt werden, kann Rechtsanwalt Tobias Wendt "nicht hundertprozentig" sagen. Sollten dann aber Bauvorhaben beeinträchtigt sein, würde die Leitung mit Sicherheit aus der Erde geholt werden.