Nach zwei Jahren des Protestes gegen Raststättenausbau an der A 7 in Seevetal deutet sich Kompromiss an. Seevetal will Nachbesserungen.

Ramelsloh. Im Konflikt um den geplanten Autobahnraststättenausbau bei Ramelsloh und Ohlendorf deutet sich offenbar ein Kompromiss an, den die beiden Bürgerinitiativen akzeptieren können. Nach einem Treffen des sogenannten Runden Tisches im Rathaus der Gemeinde Seevetal, bei dem die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr neue Arbeitsentwürfe vorgestellt hat, bewerten die Bürgerinitiativen das Ergebnis mittlerweile als Erfolg. Die Seevetaler Gemeindeverwaltung und die Initiativen fordern allerdings noch zusätzliche Verbesserungen, um die Auswirkungen der Lkw-Rastplätze auf die benachbarten Siedungen zu mildern.

"Die vorliegenden neuen Planungsideen stellen eine ganz erhebliche Verbesserung dar", sagt der Sprecher der Bürgerinitiative gegen Rastplatzwahnsinn, Reinhard Crasemann aus Ramelsloh. Die ursprünglichen Pläne seien verhindert worden, an deren Stelle Planungen getreten, die die Einwände der Bevölkerung berücksichtigen. Vor etwas mehr als zwei Jahren hätten viele Menschen dem Protest wenig Chancen eingeräumt. Crasemann sei mit dem aktuellen Stand der Arbeit "sehr zufrieden". Nachbesserungsbedarf sieht er noch bei der Höhe des geplanten Suchtschutzwalls zur Siedlung. "Wichtig ist uns", so Reinhard Crasemann, "dass der Dialog konstruktiv fortgesetzt wird und sich das Ergebnis auch tatsächlich genauso im Planfeststellungsverfahren widerspiegelt."

Auf Ohlendorfer Seite kämpft von Anfang an Werner Görlich mit seinem Verein zur Erhaltung gesunden Lebensraumes gegen den Raststättenausbau an der A 7 in Seevetal. Das Ergebnis am Runden Tisch sieht er als "Minimalerfolg", den seine Bürgerinitiative wohl hinnehmen werde. Eine Klage vor Gericht gegen zusätzliche Lkw-Stellplätze hält er für wenig aussichtsreich. Werner Görlich erwartet von der Landesbehörde noch, dass sie Stromanschlüsse an den Raststätten schafft. So könne verhindert werden, dass Lkw nachts mit laufendem Kühlaggregat parken und Lärm von dem Platz ausgehe. Das Licht der Laternen solle so gebündelt werden, dass es nicht ständig in die Wohngebiete strahle. "Wenn es so realisiert wird", sagt Görlich, "dann können wir damit leben, dass die Rastplätze ein paar Stellplätze hinzubekommen."

Vor zwei Jahren noch standen sich die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, die den vom Bundesverkehrsministerium betriebenen Raststättenausbau mit Lkw-Parkplätzen konkret umsetzen soll, und die Bürgerinitiativen schein unversöhnlich gegenüber. Auch die Gemeinde Seevetal machte deutlich, dass jede zusätzliche Lärmbelastung ihrer Bevölkerung nicht mehr zumutbar sei.

"Wir halten es nach wie vor für falsch, dass Rastplätze so nah an Wohngebiete kommen", betont Seevetals Bauabteilungsleiter Gerd Rexroth. Bei den Gesprächen am Runden Tisch versuche die Gemeindeverwaltung aber, die Belange der Bevölkerung in die Planung einfließen zu lassen.

Ursprünglich wollten die Rastplatzplaner insgesamt 160 zusätzliche Lkw-Stellplätze an der A 7 in Ramelsloh und Ohlendorf schaffen. Nach Protesten der Bürgerinitiativen, der Gemeinde Seevetal und der beiden Bundestagsabgeordneten im Landkreis Harburg, Michael Grosse-Brömer (CDU) und Nicole Bracht-Bendt (FDP), speckte die Landesbehörde die Anzahl auf insgesamt 81 zusätzliche Lkw-Parkplätze ab. 33 davon sollen an der Raststätte Seevetal-Ost, die übrigen 48 an der Raststätte Hasselhöhe entstehen. Die Pläne sehen vor, dass die zusätzlichen Parkplätze auf dem jetzigen Gelände geschaffen werden, der Abstand zu den Wohngebieten also gewahrt bleibt.

Inzwischen hat die Landesbehörde in neuen Arbeitsplänen weitere Zugeständnisse gemacht, um die Auswirkungen auf die benachbarten Wohngebiete zu reduzieren. Die Behörde will Sichtschutzwälle, sogenannte Landschaftswälle, bauen lassen, um die Siedlungen von den Raststätten abzuschirmen: 4,50 Meter hoch vor dem Parkplatz Seevetal-Ost, 2,50 bis vier Meter am Rastplatz Hasselhöhe. Auf den Wällen werden zusätzlich Sträucher und Bäume gepflanzt. Die Lärmschutzwände an der A 7 sollen verlängert werden: 140 Meter zusätzlich und 3,60 Meter hoch an der Raststätte Hasselhöhe, 45 Meter mehr und 4,50 Meter hoch an der Raststätte Seevetal-Ost.

Die neuen Arbeitspläne will die Landesbehörde voraussichtlich erst in einem halben Jahr öffentlich machen. Dann etwa soll das Genehmigungsverfahren für den Raststättenausbau beginnen. Bis dahin werden die Vertreter der Landesbehörde, der Gemeindeverwaltung und der Bürgerinitiativen noch einmal am Runden Tisch zusammenkommen. Themen werden dann die Elektroanschlüsse und andere offene Details sein. Seevetals Planungsabteilungsleiter Fred Patzwaldt und Bauabteilungsleiter Gerd Rexrodt werden noch eine Tempobegrenzung auf der A 7 vor Ramelsloh und Ohlendorf fordern.

Obwohl der Konflikt entschärft scheint, beharrt Seevetal auf weiteren Nachbesserungen. Planungschef Fred Patzwaldt: "Die Gemeinde hält sich offen, die Pläne noch abzulehnen."