Ein Laden zum Klönen und zur gegenseitigen Hilfe würde auch Kunden in die City bringen, glaubt Anke Rowe.

Harburg. Die Eißendorferin Anke Rowe (68) ist bekennende Christin. Schon seit Jahrzehnten ist sie in der Apostelkirchengemeinde aktiv. Das soziale Gefüge, die gesellschaftliche Situation in Harburg macht sie traurig. "Hinter sozialer Isolation, Gewalt, Vandalismus, Drogen- und Alkoholproblemen steckt oftmals der Verlust von Nächstenliebe und Geborgenheit", sagt sie. Die Vermittlung christlicher Werte könne dabei helfen, dass sich gesellschaftliche Probleme nicht verfestigen. Da jedoch immer weniger Menschen den Weg in die Kirchen finden würden, "muss man eben zu den Leuten kommen."

Anke Rowe ist sich deshalb sicher: "Zu einem guten Branchenmix in der Harburger Innenstadt gehört ein christlicher Treffpunkt. Es kann nicht immer nur um Konsum gehen." Dort soll nicht nur gemeinsam gebetet, sondern auch konkrete Lebenshilfe geboten werden. "Bei uns könnten Eltern ihre Kinder während des Einkaufens abgeben. Senioren werden zu Klönrunden eingeladen, und wir könnten vielleicht Rechts- oder Schuldnerberatung leisten."

Sogar einen Träger gibt es schon. Der Verein Treffpunkt Kirchencenter (KIC), ein Zusammenschluss von Christen aus verschiedenen freien Kirchengemeinden, betreut mit ehrenamtlichen Mitgliedern bereits ähnliche Anlaufstellen im Hamburger Stadtteil Steilshoop, in Wismar und in Salzgitter.

Wichtig für Rowe und ihren Kollegen ist, dass die Räumlichkeiten in Harburgs City nicht kostenpflichtig sind. "Da werde ich oft für meine naiven Vorschläge belächelt. Ich glaube aber, dass Harburger Bürger glücklich wären, wenn es in der jetzt so trüben Innenstadt eine Anlaufstelle für sie gibt." Und Rowe lässt sich nicht einfach als Träumerin abtun, engagiert sich für ihr Anliegen. Auch bei BID und City-Management hat sie ihr Projekt schon vorgestellt.

"Ich halte den Treffpunkt für eine sehr gute Idee. Jedoch wird es bestimmt schwierig, einen kostenfreien Laden zu finden", sagt Matthias Heckmann vom Citymanagement. Auch BID-Manager Peter Kowalski ist skeptisch. "Ich könnte mir diese Anlaufstelle eher als Zwischenlösung vorstellen. Wenn etwa ein Laden irgendwo auszieht und eine Wiedervermietung erst in einigen Monaten ansteht. Das ist allerdings nicht der Fall." Möglich sei eher ein Bezug von Flächen im Obergeschoss eines Gebäudes. "Wir wollen aber eine geringe Hemmschwelle für unseren Laden. Ideal wäre ein Geschäft direkt an der Lüneburger Straße", sagt Anke Rowe. Oder in den Harburg-Arcaden. Auch dort will man die Ehrenamtler nicht. "Die haben mitgeteilt, dass man entsprechende Flächen lieber kommerziell vermieten will." Bei den Arcaden wollte man sich dazu nicht äußern.

Fast ein wenig neidisch blickt Anke Rowe auf das Treffpunkt-Projekt in Salzgitter. Dort beteiligen sich die KIC-Ehrenamtler sogar an Stadtteilfesten und Aktionen des Citymanagements. "Das könnten wir hier doch auch machen. Ich bin mir sicher, dass unser Treffpunkt auch zusätzliche Kunden in die Geschäfte zieht." Rowe will nicht aufgeben. "Wir möchten eine Bereicherung für unsere Harburger Innenstadt werden."