Bezirksamtsleiter Markus Schreiber fordert gute Bildung für die Elbinseln, damit Familien mit Kindern in die südlichen Stadtteile kommen.

Wilhelmsburg/Veddel. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (49, SPD) will Wilhelmsburg, Veddel und Rothenburgsort "attraktiver machen, ohne die Einwohner zu verdrängen". Das sagte der Mitte-Chef in einem Gespräch mit der Harburger Rundschau. Der Sozialdemokrat zeigte sich erfreut darüber, dass Ende vergangenen Jahres 3678 Menschen mehr in Wilhelmsburg lebten als acht Jahre zuvor - der Stadtteil zählt jetzt 49 800 Einwohner. Gerade Wilhelmsburg werde bei jungen und kreativen Menschen ein immer beliebterer Wohnort. "Wichtig für Wilhelmsburg ist vor allem gute Bildung, dann kommen und bleiben auch Familien mit Kindern." Ein Baustein für gute Bildung sei das geplante Bildungszentrum "Tor zur Welt".

"Mit Sorgen" beobachtet Markus Schreiber, dass sich im Rahmen der Projekte der Internationalen Bauausstellung Hamburg 2013 (IBA) "noch zu wenig Privatinvestoren für Wilhelmsburg interessieren". Nur fünf Prozent der Investoren kämen bislang aus Hamburg, so Schreiber, "der Rest aus aller Welt, zum Beispiel aus Dänemark und Frankreich". So gebe es für das Wohnprojekt Haulander Weg (350 Wohneinheiten) noch gar keine Zusagen von Investoren. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen, dass verschiedene IBA-Projekte im Sande verlaufen", sagt der Mitte-Chef. "Dann wäre der Frust groß in Wilhelmsburg. Wir müssen noch mehr herausstellen, dass es sich lohnt, in Wilhelmsburg zu investieren."

Markus Schreiber teilt die Bedenken von Autobahn-Gegnern, eine "Hafenquerspange" im Wilhelmsburger Süden zu bauen: "Ich fordere eine ernsthafte Prüfung, ob die Trasse nicht besser über die Süderelbe geschwenkt und dann entlang der jetzigen Neuländer Straße an die A 1-Auffahrt Harburg herangeführt werden sollte. Das wäre eine Lösung, bei der weniger Bürger und weniger Natur geschädigt werden würden als bei der Wilhelmsburger Trasse."

Hingegen tritt Schreiber für eine Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße in Richtung Osten auf die Bahntrasse ein. "Damit einhergehen muss aber ein vernünftiger und effektiver Lärmschutz für die Anwohner. Für die Entwicklung Wilhelmsburgs ist die Verlegung eine Riesenchance, weil dann in der Mitte neuer Raum für die Internationale Gartenschau 2013 und für Wohnprojekte entstünde."

Auch die Veddel wird nach Schreibers Einschätzung "eine gute Entwicklung nehmen". Die Anwohner schätzten die Wohnungen in den Fritz-Schumacher-Bauten, die größtenteils unter Denkmalschutz stehen. Bei immer mehr Studenten seien die Wohnungen der SAGA GWG sehr beliebt. Schreiber: "Und der Hauptbahnhof ist mit der S-Bahn nur sechs Minuten entfernt."

"Erfreuliches" hat Schreiber für Rothenburgsort zu berichten: Der Rothenburgsorter Marktplatz wird nun endgültig umgestaltet. "Zurzeit ist das ja ein Geisterplatz mit verlassenen Geisterhäusern", sagt Schreiber. "Das ist eine Katastrophe, da hätte viel schneller etwas passieren müssen."

Jetzt hat die AVW Immobilien AG, Buxtehude, einen Vertrag mit der Stadt unterzeichnet und den Marktplatz gekauft. Nun sollen Wohnungen und Gewerbe in U-Form gebaut werden - darunter eine stationäre Pflege der Caritas (4400 Quadratmeter), Wohnungen (3900 Quadratmeter), Büros und Praxen 2400 Quadratmeter, betreutes Wohnen (800 Quadratmeter), eine Haspa-Filiale (500 Quadratmeter) und ein Kindergarten (400 Quadratmeter).

Auch das ehemalige Wasserwerk Kaltehofe, zwischen Norderelbe und Billwerder Bucht gelegen, soll umgebaut werden. Das werde sieben Millionen Euro kosten. Drei Millionen Euro kämen von Hamburg Wasser und vier Millionen aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung. Schreiber zufolge sollen zwei Drittel des Ensembles, in dem viele Kormorane brüten, "unberührt bleiben"; ein Drittel werde "vorsichtig für die Menschen geöffnet". Das "Schlösschen" am Kaltehofer Hauptdeich werde Restaurant und Tagungsstätte. Nördlich der Wasserbecken sollen 80 Parkplätze gebaut werden. Der Entenwerder Elbpark hingegen soll Schreibers Vorstellungen zufolge ein "Eventpark" mit Skateranlage und Badeschiff werden.

Auf die Frage, ob er Erster Bürgermeister der Hansestadt werden wolle, lächelt Markus Schreiber. "Es ehrt mich, diese Frage gestellt zu bekommen. Das spricht dafür, dass ich meinen jetzigen Job gut mache. Aber die Bürgermeisterkandidatur entscheidet die Hamburger SPD. Und den ersten Zugriff hat natürlich der Oppositionsführer Michael Neumann."