Arbeiter montieren 26 000 Keramik-Elemente an Fassade der neuen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Fertig werden soll der Bau 2013.

Wilhelmsburg. Kunterbunt wird es in der neuen Mitte Wilhelmsburgs. Unweit des S-Bahnhofs Wilhelmsburg, den Arbeiter für die Internationale Gartenschau (igs 2013) umbauen, entsteht auf der anderen Seite der Gleise die neue Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Rund 1400 Mitarbeiter der BSU und vom Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV) werden ab Sommer 2013 in den BSU-Neubau an der Neuenfelder Straße in Wilhelmsburg umziehen.

Für Farbe sorgen jetzt Keramikplatten, die Arbeiter an der Außenfassade des BSU-Neubaus anbringen. "Wir installieren 26 000 Keramikplatten an dieser Landmarke für Wilhelmsburg", sagte Henning Tants, 63, Vorstandsvorsitzender des Bauherrn, der städtischen Sprinkenhof AG, dem Hamburger Abendblatt. Die Fassadenfläche ist 15 800 Quadratmeter groß.

Die Keramik für die bunten BSU-Platten wurde aus Ton hergestellt. Er kommt aus niederrheinischen Tongruben. Die Farbpalette reicht von Blau bis Gelb und Rot.

Henning Tants äußerte sich dem Abendblatt gegenüber sehr zuversichtlich über die Baufortschritte. "Der BSU-Bau befindet sich voll im Zeitplan", sagte Tants, der von 1997 bis 2004 für die CDU in der der Hamburgischen Bürgerschaft saß. "Wir werden den Kostenrahmen von 192 Millionen Euro mindestens einhalten."

Der Neubau in der neuen Mitte Wilhelmsburgs wird also vielleicht noch ein wenig günstiger als geplant - was in Hamburg, siehe Elbphilharmonie, keine Selbstverständlichkeit ist. Im Wilhelmsburger Neubau werden alle Ämter und Abteilungen der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt unter einem Dach vereint. Die Fertigstellung ist für Ende März 2013 geplant. Mittlerweile haben die Bauarbeiten die letzte Decke über der zwölften Etage erreicht. Auch das darauf liegende Technikgeschoss ist im Rohbau fertig. Somit kommt das BSU-Gebäude an seiner höchsten Stelle auf eine Höhe von 54 Meter - der höchste Kran hat eine Auslegerhöhe von 65 Metern.

"Ich freue mich, gemeinsam mit meinen Mitarbeitern nach Wilhelmsburg zu ziehen", hatte Senatorin Jutta Blankau (SPD) anlässlich des Richtfestes gesagt. Blankau hatte sich lange Zeit gegen einen Umzug ausgesprochen. Der Neubau der BSU sei ein "wichtiges Signal für unseren Sprung über die Elbe", so die Senatorin. Er stärke das neue Zentrum Wilhelmsburgs und gebe "positive und nachhaltige Impulse für den gesamten Stadtteil".

Bis zum Richtfest am 3. Mai hatten die Arbeiter 31 700 Kubikmeter Beton verbaut, das entspricht rund 3970 Betonmischern. 179 600 Meter Leitungen für die sogenannte Betonkernaktivierung haben sie verlegt und 1618 Bohrpfähle versenkt - davon 834 als sogenannte Geothermie-Pfähle. 38 000 laufende Meter Eiche natur werden die Arbeiter verbauen. Die BSU-Bruttogeschossfläche wird 61 000 Quadratmeter betragen.

Das BSU-Gebäude ist bereits in der Planungsphase mit einem Vorzertifikat in Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet worden. Der Primärenergiebedarf soll unter 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr liegen. In den Betondecken und Böden des BSU-Neubaus sind Heiz- und Kühlschlangen eingegossen und mit einer Geothermieanlage unter dem Haus verbunden. Im Winter soll die Erdwärme zum Heizen genutzt werden, im Sommer wird das Gebäude über dieses System gekühlt.

Die Wärme des Tages wird zurück in die Erde geleitet - Henning Tants spricht von einem "großen Wohlfühlfaktor" für die künftigen Bewohner. Eine unterirdische Zisterne im Innenhof wird das Regenwasser auffangen, das als Brauchwasser im Haus verwendet wird. Ein Blockheizkraftwerk ist schon fertig gebaut.

Das BSU-Gebäude besteht aus acht hintereinander liegenden ovalen Häusern mit zwei Gebäudeschenkeln. 300 Meter sind es vom Anfang des einen Gebäudeschenkels bis zum Ende des zweiten Schenkels. Verbunden werden die viergeschossigen Gebäude durch ein 13 Stockwerke hohes Mittelgebäude. Dorthin kommt der Haupteingang zur BSU, der über eine Brücke vom S-Bahnhof Wilhelmsburg erreichbar sein wird.

Keine Frage: Der BSU-Neubau, der im Dezember 2010 begann, wird ein Schmuckstück für die "neue Mitte Wilhelmsburgs". Stadtplaner haben die Hoffnung, dass hier ein Ensemble entsteht, das Zeichen für die Stadtentwicklung setzen wird. Denn auf der anderen Seite der Neuenfelder Straße entstehen Bauten der Internationalen Bauausstellung (IBA) wie das Wälderhaus, die Hybrid-Häuser und die "Water Towers", die Wassertürme.

Der BSU-Neubau war auf einem ökologisch sensiblen Bereich hochgezogen worden. Der Bezirk Mitte hatte nördlich der Neuenfelder Straße 476 Bäume fällen lassen. Besonders prekär: Viele dieser Bäume standen um einen Teich herum - in einem Biotop nach Paragraf 28 des Hamburgischen Naturschutzgesetzes.

Dieses Teich-Biotop wurde vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) zugeschüttet. Auf dem Biotop entstanden Teile des neuen BSU-Gebäudes und Wege, die zum Haupteingang der Internationalen Gartenschau führen, die am 26. April 2013 in Wilhelmsburg ihre Pforten öffnet.

Für das verschwundene Biotop gibt es Ausgleichsflächen auf Brachland im Wilhelmsburger Osten. Dort wurden Gräben renaturiert - es entstanden auch neue Lebensräume für Amphibien. Die abgeholzten Bäume wurden neu gepflanzt.

Im Biotop hatten Graureiher ihr Revier. Im kleinen Erlensumpfwald brüteten die Teichralle und die Blessralle. Und im Teich lebten viele Erdkröten. In einem Gutachten hieß es, dass die Brutvögel auch anderswo brüten können.