Landesbetrieb für Straßen zieht in neue Umweltverwaltung nach Wilhelmsburg. Was aus Plänen anderer Ämter und Behörden wurde.

Wilhelmsburg. Sie sind zuständig für Bau und Erhaltung von Straßen, Brücken, Ampeln, Tunneln und Schleusen: Noch sind die 550 Mitarbeiter des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) am Sachsenfeld in Hammerbrook angesiedelt. Im April 2013 wird das städtische Unternehmen, das der Wirtschafts- und Verkehrsbehörde unterstellt ist, in den Neubau der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Wilhelmsburg ziehen. Das sagte Henning Tants, Chef der für den Bau zuständigen städtischen Sprinkenhof AG, dem Abendblatt.

Neben dem Umzug der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) von der Stadthausbrücke nach Wilhelmsburg wurde auch immer wieder über einen Umzug der Wirtschaftsbehörde und des Bezirksamts Mitte nachgedacht. Vor allem der Verkauf des Grundstücks des Bezirksamts in zentraler Lage am Hauptbahnhof könnte der Stadt einiges einbringen. Bisher gibt es für das Areal laut Finanzbehördensprecher Daniel Stricker aber keine Ausschreibung. Nur für den Fall, dass sich für das derzeit in Bau befindliche Überseequartier keine privaten Mieter finden, könnte das Bezirksamt in den Neubau in der HafenCity ziehen. Grund: Die Stadt hatte dem Bauherrn des Überseequartiers versprochen, die Flächen bei Leerstand selbst zu mieten.

+++ Baubehörde zieht in den Hamburger Süden +++

+++ So soll die neue Umweltbehörde aussehen +++

2014 soll das Gebäude im zentralen Teil der HafenCity fertig sein. Stricker: "Priorität ist es, einen Mieter für das Objekt zu finden." Eine "Standortveränderung" für das Bezirksamt Mitte sei noch offen. Auch gebe es "keine konkreten Überlegungen, irgendetwas zu verändern", sagt Stricker.

Die Entscheidung über den Standort der Wirtschafts- und Verkehrsbehörde ist gefallen: Sie bleibt am Alten Steinweg in der Neustadt.

Der Neubau in Wilhelmsburg soll im April 2013 fertig sein. Läuft alles nach Plan, kann das Gebäude pünktlich zum Start der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der internationalen Gartenschau (igs) an die Behördenmitarbeiter übergeben werden. Es ist ein Gebäude gigantischen Ausmaßes - rund 61 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und 19 000 Quadratmeter Fassade. Mit dem Einzug des LSBG wird das Gebäude, das Platz für 1371 Mitarbeiter bietet, laut Sprinkenhof AG zu 100 Prozent ausgelastet sein.

Damit ist auch die letzte Hürde für den Behördenneubau in Wilhelmsburg genommen. Monatelang hatte die SPD-Regierung darüber diskutiert, ob sie das von CDU und GAL in Auftrag gegebene Gebäude selbst nutzen oder ob es privat vermietet werden soll. BSU-Senatorin Jutta Blankau (SPD) sprach sich bis zuletzt gegen den Umzug aus. Eines ihrer Argumente war die Größe. Das Problem: Seit dem Regierungswechsel hat sich die BSU verkleinert. Der Bereich Verkehr - und damit auch das dazugehörige Personal - wechselte zur Wirtschaftsbehörde. Ein Teil des neuen BSU-Gebäudes hätte also unter Umständen leer gestanden. Durch den Einzug des LSBG ist diese Lücke nun offenbar geschlossen worden.

"Wir wollen das Haus am 1. April 2013 übergeben, und im Moment sind wir exakt im Zeitplan", sagte Tants. Anders als bei anderen städtischen Bauprojekten liegen auch die Kosten im geplanten Rahmen. Insgesamt werden 192 Millionen Euro investiert. Ein externes Qualitätsmanagement, das schon seit den ersten Planungen über Rechtsfragen, Kosten und Zeit wacht, sorgt dafür, dass das so bleibt. "Wir wollen beweisen, dass öffentliche Bauvorhaben nicht immer aus dem Ruder laufen", sagt Tants, und sagt bewusst nicht das Wort "Elbphilharmonie".

Anders als das Konzerthaus wird der BSU-Neubau zwischen Neuenfelder Straße und Dratelnstraße wohl nicht zu einem neuen Hamburger Wahrzeichen werden. Trotzdem ist das Haus nicht weniger beeindruckend: So besteht das Gebäude quasi aus acht hintereinanderliegenden und ineinander übergehenden ovalen Häusern mit zwei Gebäudeschenkeln. Vom Anfang des einen Gebäudeschenkels bis zum Ende des zweiten Schenkels sind es mehr als 300 Meter. Verbunden werden die viergeschossigen Schenkel durch ein 13-stöckiges Mittelgebäude. Dort wird später der Haupteingang zur BSU sein, der über eine neue Brücke vom S-Bahnhof Wilhelmsburg erreichbar sein wird. Von dort ist schon zu sehen, wie derzeit die Außenwände geschlossen werden.

Auch das Innenleben ist etwas ganz Besonderes: In den Betondecken und Böden sind Heiz- und Kühlschlangen eingegossen und mit einer Geothermieanlage unter dem Haus verbunden. Im Winter wird die Erdwärme zum Heizen genutzt, im Sommer das Gebäude über dasselbe System gekühlt. Dafür strömt über Atrien nachts kalte Luft ins Gebäude. Die Wärme des Tages wird zurück in die Erde geleitet. Zusätzlich fängt eine unterirdische Zisterne im Innenhof das Regenwasser auf, welches dann als Brauchwasser im Haus verwendet wird.

Das Blockheizkraftwerk, das das Gebäude später versorgen wird, ist schon gebaut und unter Sandmassen verschwunden. Ziel der Sprinkenhof AG ist es, das Zertifikat in Gold der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) zu bekommen. Im Erdgeschoss und im ersten Stock wird es einen öffentlichen Bereich geben - für das Hamburger Stadtmodell sowie Lesungen und Veranstaltungen.

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