Bei sommerlichen Wetter lockt es tausende Menschen zur Erfrischung ins kühle Nass. Retter mahnen beim Baden aber zur Vorsicht.

Harburg. 438 Menschen sind 2010 deutschlandweit ertrunken. Mehr als 75 Prozent von ihnen verlor in Flüssen, Seen und Kanälen ihr Leben. In Hamburg sind im selben Jahr sechs Menschen ertrunken, zwei von ihnen waren Kinder.

Traurige Nachrichten wie "Die Elbe holt sich schlafenden Felix", sind dann zu lesen und erst gestern: "14-jähriges Mädchen im Allermöher See ertrunken". Obwohl die Ursache des Ertrinkens noch nicht geklärt ist, stellt sich jetzt die Frage nach der "gefühlten Sicherheit" an unseren Badeseen im Landkreis. Und woran liegt es, dass vor allem Kinder und Jugendliche Opfer von Badeunfällen werden?

Der Student Louis Michley, 20, und die Auszubildende Sarah El Yazgi, 19, aus Meckelfeld sind oft am Baggerteich Neuland in Harburg. Unsicherheit oder gar die Angst, selbst Opfer eines Badeunfalls zu werden, ist bei den beiden jedoch nicht zu spüren. "Es ist echt schön hier und ich will einfach meine freie Zeit in der Sonne genießen", so die Auszubildende. "Wir fühlen uns generell sehr sicher hier", so der Student der Wirtschaftspsychologie. Zum Bahnenziehen gehe man eben woanders hin, und dass Familien mit Kind auch an den Baggerteich kämen, wäre ein Anzeichen für gutes Klima und Sicherheit.

Nicole Silvester, 43, aus Meckelfeld ist so eine Mutter, die für gutes Klima und Sicherheit sorgt. Sie ist sich bewusst, dass das Baden in Baggerseen Gefahren mit sich bringt, reagiert deswegen aber nicht strenger als sonst. Sie ist heute mit ihren beiden Kindern Benedikt, 11, und Viktoria, 8, an den Baggerteich Neuland gekommen. Beide Kinder haben auch noch Freunde mitgebracht.

Aber selbst bei der Aufsicht über vier Kinder bleibt Nicole Silvester gelassen. "Ich bin immer beim Baden dabei und stelle Regeln auf. Und die Kinder halten sich daran." Außerdem haben alle Kinder das Schwimmabzeichen "Bronze". Dies stelle zusätzlich sicher, dass sie schwimmen können und über Baderegeln aufgeklärt seien.

Ein solch verantwortungsvolles Verhalten von Eltern kann sich Günther Menke, Vorsitzender der DLRG- Ortsgruppe Hanstedt nur wünschen. "Viele Eltern wissen gar nicht über die Baderegeln Bescheid", so der 62-Jährige. "Sie müssten in die Pflicht genommen werden und die Baderegeln auseinander nehmen."

Bei Jana Betz, 14, scheint genau dies passiert zu sein, allerdings nicht ausschließlich durch die Eltern. "Ich habe einige Abzeichen beim Schwimmen gemacht, daher kenne ich die Baderegeln gut", so die Harburger Schülerin. Sie ist mit ihren beiden Freundinnen Florentine, 13, und Maxine, 13, an den Baggerteich gekommen. Über die Verbindung von Alkohol und Schwimmen sind sich die Mädchen einig: "Wenn man Alkohol getrunken hat, sollte man nicht ins Wasser gehen", so Jana. Und ihre Freundin Florentine fügt ungläubig hinzu: "Das macht doch wohl auch niemand." Leider machen diese doch einige, denn: "Mehrere Hundert ertrinken pro Jahr in Deutschland", so Andreas Hohheisel, 39, Leiter der DRK-Wasserwacht Hamburg. Bei den Unfallursachen seien zwei Richtungen auszumachen: "Junge Leute können nicht mehr richtig schwimmen." Grund hierfür sei vor allem, dass der Schwimmunterricht in der Schule kein Bestandteil des Unterrichts mehr sei. Den Kindern Schwimmen beizubringen, läge dann vor allem in der Hand der Eltern.

Außerdem seien alkoholische Getränke vermehrt für Unfälle verantwortlich. Mutproben, bei denen die eigenen Kräfte überschätzt würden, indem die Jugendlichen zu weit rausschwimmen, seien häufig die Folge.

DLRG-Ortsgruppenvorsitzender Günter Menke kann dies leider nur bestätigen: "An den Baggerseen herrscht oft Leichtsinn. Alkohol spielt da eine große Rolle", berichtet Menke. Auch Mutproben unter alkoholisierten Jugendlichen habe er schon beobachtet. Und ganz sachlich fügt er hinzu: "Dieser jugendliche Leichtsinn kostet dann natürlich leider auch Geld." Doch Menke betont auch, ganz, wie man es von einem Mitglied der Deutschen-Lebensrettungsgesellschaft hören möchte: Es sei schwierig, größere Seen zu überwachen, doch "im Ganzen gesehen, haben wir da ein Auge drauf."