Am Montag kam ein junges Mädchen bei einem Badeunfall ums Leben, der Zustand ihrer Freundin ist noch kritisch. Retter mahnen zur Vorsicht.

Scharnebeck. Der tragische Badeunfall zweier Mädchen am Pfingstmontag an einem Badesee im Hamburger Stadtteil Neuallermöhe führt auch Rettungskräften, Eltern, Betreuern und Kindern im Landkreis Lüneburg vor Augen, welche Risiken das Schwimmvergnügen in natürlichen Gewässern birgt. Einen Todesfall wie in Hamburg hat es in der Region zuletzt an Christi Himmelfahrt vor drei Jahren gegeben. Traditionell hatten sich Jugendliche zum Feiern am Inselsee bei Scharnebeck getroffen. Rettungskräften zogen damals einen 20-Jährigen aus dem See, konnten ihn aber nicht wiederbeleben.

+++14-jähriges Mädchen im Allermöher See ertrunken+++

"In diesem Jahr gab es für die Rettungsschwimmer glücklicherweise noch nicht viel zu tun", sagt Karin-Ose Röckseisen, Vorsitzende des Förderkreis Inselsee. Großen Anteil daran hatte ein Beschluss, das Gelände des Baggersees am diesjährigen Himmelfahrtstag, am 17. Mai, weiträumig für den Publikumsbesuch zu sperren.

Dass es im Sommer auch fernab aufufernder Feierlichkeiten zu Badeunfällen kommen kann, weiß auch Anette Klinge vom Adendorfer Verein Schülerbetreuung Dorfmäuse. Sie besucht trotzdem mit den von ihr beaufsichtigten 18 Kindern im Alter zwischen sechs und neun Jahren bei gutem Wetter gerne den Scharnebecker Baggersee. "Ich gehe mit den Kindern nicht ins Freibad, weil man hier an normalen Tagen viel besser die Übersicht behalten kann." Auch gestern Vormittag tummelten sich etwa 50 Gäste an dem künstlich angelegten Sandstrand.

"Wir sagen 'unseren' Kindern, dass sie nur bis zum Bauchnabel ins Wasser gehen ürfen", sagt Klinges Kollegin Tanja Fetzner. "Die Jungen und Mädchen halten sich daran." Der achtjährige Tobias zum Beispiel sagt von sich selbst: "Ich kann schon ganz schön gut schwimmen." Seit einem Jahr trägt er das Bronze-Abzeichen des Deutschen Schwimmpasses. Im nassen Element fühlt er sich wohl, Angst vorm Untergehen kennt er nicht mehr.

Im Fall der Fälle wären für Tobias beim Schwimmen im Inselsee gestern Vormittag keine Rettungsschwimmer zur Stelle gewesen. "Unsere Wache ist nur an Wochenenden und an Feiertagen besetzt", sagt Jürgen Schmidt, Vorsitzender der Ortsgruppe Adendorf-Scharnebeck der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). "An Wochentagen sind die Badegäste selbst verantwortlich." Die Saison beginnt für die jeweils bis zu zwölf in Bereitschaft stehenden DLRG-Schwimmer Anfang Mai und endet im September.

Komplett ohne Aufsicht baden die Besucher des Barumer Sees. Durch ihn fließt die Neetze, die ebenfalls den Reihersee bei Lüdershausen speist. Dort schieben sonnabends und sonntags zwischen 13 und 18 Uhr die Rettungsschwimmer der DLRG-Ortsgruppe Lüneburg Dienst. Deren stellvertretender Vorsitender, Eckhard Menzel, sieht ein "demografisches Problem" bei der Gewinnung von ehrenamtlich Engagierten für die Arbeit in der Wachstation Reihersee. Allerdings äußert DLRG-Vorsitzender Menzel auch Kritik am verantwortungslosen Verhalten mancher Badegäste, insbesondere wenn sie in Seen steigen, die mit Drahtzäunen vor Gästen geschützt sind.

"Dabei bleibt immer ein Restrisiko", warnt er vor Übermut. Mit dem Leben bezahlt hat ein 28-Jähriger zum Beispiel im Juli 2006, dass er sich selbst überschätzte. Der Mann hatte mit Freunden an einem Wochenende an der Elbe bei Alt Garge gezeltet. Bei einem morgendlichen Bad in dem Fluss erlitt er aus Erschöpfung einen Schwächeanfall. Die Strömung riss ihn vom Uferbereich mit, sodass ihn seine Freunde nicht mehr rechtzeitig aus dem Wasser ziehen konnten.

In niedersächsischen Flüssen ertranken im vorigen Jahr landesweit insgesamt 19 Personen. 14 Menschen kamen in Seen und Teichen ums Leben. In bewachten Schwimmbädern starb dagegen nur eine einzige Person. Sieben der insgesamt 58 Ertrunkenen war ebenso wie die beiden Mädchen, die am Montag in Neuallermöhe tot beziehungsweise verletzt aus dem Wasser gezogen wurden, jünger als 15 Jahre.