Unbekannte rissen am Sonntag 60 Meter eines Zauns der Gartenanlage Erntezeit am Fischbeker Langengrund heraus und nahmen die Beute mit.

Fischbek. Henry Vickery zuckt mit den Schultern und seufzt. "Keine Ahnung, wer so etwas macht", sagt er und schaut mit hilflosem Blick auf die Ackerfläche am Fischbeker Langengrund. Eigentlich wollte er hier nur 60 harmlosen Hobbygärtnern die Möglichkeit bieten, in idyllischer Lage ihr eigenes Gemüse zu ziehen und sich an frischen, ökologisch angebauten Zucchini, Tomaten und Möhren zu erfreuen. Doch jetzt sieht sich der Schenefelder, der vor einem Jahr gemeinsam mit seiner Frau Jule das Projekt Erntezeit in Fischbek gestartet hat, blinder Zerstörungswut ausgesetzt.

Unbekannte haben am Sonntag vermutlich zwischen 14 und 16 Uhr den Zaun, der die 8000 Quadratmeter große Ackerfläche umgibt, auf einer Länge von 60 Metern zerstört. Einige Teile warfen sie ins angrenzende Waldstück, andere nahmen sie mit, inklusive einiger Metallpfosten, die den Zaun stützten. Die Pfosten, die sie nicht verwenden konnten, ließen sie verbogen am Rand des Ackers zurück. Außerdem rissen sie einige Holzpflöcke heraus, die die zwei Meter breiten und 25 Meter langen Beete jeweils von den Nachbarbeeten abgrenzen.

"Da ist jemand vorsätzlich hergekommen", ist sich Vickery sicher. Einfach spontan den Zaun herauszureißen ist seiner Meinung nach gar nicht möglich, weil die Pfosten tief im Boden stecken und mit einer speziellen Vorrichtung in die Erde gedrückt worden sind. "Da braucht man unheimlich viel Kraft für, wenn man die herausbekommen will." Wirklich wertvoll seien Zaun und Pfähle ebenfalls nicht. Warum sollte sich also jemand die Mühe machen, sie mitten am Tage zu klauen?

Für Vickery ist die ganze Sache ein Rätsel, zumal der jetzige Vorfall nicht der erste dieser Art ist. "Ende des vergangenen Jahres ist schon einmal ein Stück des Zauns zerschnitten worden", erzählt er. Auch einige Reihen Kartoffeln wurden zertreten. Im Frühjahr gab es dann erneut ein größeres Loch im Zaun, das er mit seiner Frau am vergangenen Sonnabend repariert hatte - nur einen Tag, bevor die Täter wieder zuschlugen. Die Vickerys waren sozusagen so nett gewesen, ihnen keinen kaputten Zaun, sondern einen frisch ausgebesserten zu servieren.

Enttäuscht und wütend seien sie, sagt Jule Vickery. Damit meint sie den Vorfall an sich und die Tatsache, dass anscheinend niemand der Anlieger etwas Wesentliches bemerkt haben will. Bei der Polizei ging erst um 17.50 Uhr eine Anzeige ein. Nachbarn hätten entdeckt, dass der Zaun rund um das Areal in Teilen beschädigt sei, sagt Andreas Schöpflin, Pressesprecher der Hamburger Polizei. Sie hätten zudem drei Jugendliche in Tarnkleidung bemerkt, die sich im angrenzenden Waldstück aufgehalten haben sollen. Die Kriminalpolizei sei eingeschaltet worden, die Ermittlungen dauern an.

Auf ein Ergebnis können die Pächter der Parzellen allerdings nicht warten. Sie ziehen jetzt in Eigeninitiative einen neuen Zaun, damit sich das Wild nicht auf die zarten Pflänzchen stürzen kann. Am Montagabend sind Michael Haase und Björn Purwin vorbeigekommen, um sich gemeinsam mit Henry Vickery ans Werk zu machen. "Ein paar Stunden brauchen wir bestimmt dafür", sagt Vickery. Er geht von Kosten in Höhe von circa 400 Euro aus.

Elke Haase ist währenddessen dabei, auf dem Familienbeet nach dem Rechten zu sehen. Doch Gott sei Dank ist es von den Zerstörungen nicht betroffen. Seit dem vergangenen Jahr, also von Beginn des Projekts an, sind die Haases Pächter. "Eine tolle Sache", schwärmt die Hausbrucherin. Die Möhren vom vergangenen Jahr seien immer noch nicht alle aufgegessen, und lecker seien sie auch. Warum jemand eine harmlose Gartenanlage mutwillig zerstört, kann sie sich nicht erklären.

"Es lief doch alles gut", sagt auch Henry Vickery. Die Probleme der Anfangszeit, als die Anlieger gegen das Projekt protestierten, weil sie Lärm und wildes Parken im Wohngebiet befürchteten, sind seiner Meinung nach überwunden. Mittlerweile sei das Verhältnis neutral. "Wir erfüllen alle Auflagen", fügt er hinzu. Das heißt, die Kleingärtner feiern keine wilden Partys und halten keine Versammlungen ab. So etwas gehöre sowieso nicht zum Erntezeit-Konzept, da sich das Projekt nicht als klassische Kleingartenkolonie begreift, sondern als schlichte Anbaufläche, bei der es vor allem ums Ernten geht.