Bei mindestens fünf Menschen haben EHEC-Bakterien schweren Durchfall ausgelöst

Winsen/Buchholz. Die Welle schwerer Darmerkrankungen, die zurzeit in Norddeutschland grassiert, hat den Landkreis Harburg erreicht. Gestern waren bereits fünf Menschen mit dem EHEC-Erreger (Enterohämorrhagische Escherichia coli) infiziert. Bei weiteren fünf Patienten besteht der dringende Verdacht auf eine Infektion.

Betroffen sind laut Bernhard Frosdorfer von der Pressestelle des Landkreises überwiegend Frauen, darunter ein Mutter-Tochter-Paar. Sie werden in Winsen, Buchholz, Harburg und Barmbek behandelt. Jüngste Patientin sei eine 19-Jährige, Kinder seien bisher nicht erkrankt. Da der Erreger ansteckend ist und lebensgefährliches Nierenversagen auslösen kann, würden Patienten, bei denen ein Verdacht auf eine EHEC-Infektion besteht, isoliert.

"Das ist schon eine ungewöhnliche regionale Häufung", sagt Dr. Wolfgang Wedel, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus Winsen. Dort wird eine 83-Jährige mit Infusionen behandelt. Zwei weitere Patienten wurden nach Hamburg verlegt. Bei ihnen war eine schwere Komplikation, das Hämolytisch-urämische Symptom (HUS), aufgetreten. "Es ist zurzeit gar nicht so einfach, eine aufnehmende Klinik zu finden", sagt Wedel. Statistisch käme es nur in etwa zehn Prozent der Fälle zu einem solch schweren Verlauf.

Der Arzt warnt vor Panik. "Ich plädiere für Abwarten, bis die Ursache gefunden ist." Im Krankenhaus Buchholz wurden vier Menschen mit den typischen Symptomen, wie Durchfall und Fieber, eingeliefert. Bei einem 31-Jährigen hat sich der Verdacht bereits bestätigt, drei weitere Patienten sind wahrscheinlich ebenfalls infiziert.

Hygiene in Küche und Bad schützt vor einer Ansteckung

Wo die Quelle für die Infektionswelle liegt, ist noch nicht geklärt. Das Bakterium kommt vor allem im Kot von Wiederkäuern, wie zum Beispiel Rindern, vor. Über den Dung kann auch ungewaschenes Gemüse belastet sein. Zurzeit holt das Veterinäramt des Landkreises Proben ein. Das Bakterium löst wässrige oder blutige Durchfälle, Fieber, Erbrechen und schließlich Nierenversagen aus. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts kann der Erreger, der bisher vor allem in rohem Fleisch oder Rohmilch aufgetreten ist, auch von rohem Gemüse übertragen werden. Die Keime werden beim Essen von verunreinigten Lebensmitteln oder von Mensch zu Mensch verbreitet.

Bester Schutz vor einer Ansteckung ist gründliche Hygiene. Das Gesundheitsamt des Landkreises rät, Speisen gründlich durchzugaren, Arbeitsflächen regelmäßig mit heißem Seifenwasser zu reinigen und Küchenpapier zu benutzen. Nasse Spültücher und Bürsten sollten regelmäßig ausgetauscht werden. Gründliches Händewaschen schützt vor einer Kontaktansteckung.

Von der Infektion bis zum Auftreten der Symptome vergehen ein bis drei, selten bis zu zehn Tage. Wer unter blutigem Durchfall und schweren Bauchschmerzen leidet, sollte sofort zum Arzt gehen. In der Regel bekommen die Patienten kein Antibiotikum, sondern Medikamente, mit denen der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ausgeglichen wird. Weitere Informationen beim Gesundheitsschutz im Kreishaus unter Telefon 04171/693-372.