Bis 2013 werden im Landkreis Harburg 400 neue Plätze geschaffen. Die Nachfrage ist deutlich höher als 35 Prozent

Winsen. Überall im Landkreis wird in diesem Jahr neu gebaut, umgebaut, angebaut - die Quote treibt die Kommunen an, fleißig Räume für Kinderkrippen zu schaffen. Für jedes dritte Kind soll es ab Mitte 2013 einen Krippenplatz geben, so die Vorgabe aus Berlin. 35 Prozent, diese Betreuungsquote wird im Landkreis Harburg wohl pünktlich erfüllt. Schon jetzt zeigt sich aber, dass der Bedarf noch höher ist.

Vor fünf Jahren gab es nur 130 Krippenplätze im Landkreis, zu Beginn des laufenden Kindergartenjahrs waren es rund 790, in zwei Jahren werden es knapp 1200 sein. In den Gemeinden sei bereits viel passiert, um die Betreuungssituation der unter Dreijährigen zu verbessern, sagt Landkreissprecher Georg Krümpelmann. "Aber wir haben noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht." Denn in vielen Kommunen zeigt sich schon jetzt, dass die 35-Prozent-Quote für die Bedürfnisse der Eltern zu niedrig angesetzt ist.

In Winsen wünschten sich zurzeit etwa 50 Prozent der Eltern einen Krippenplatz für ihr Kind, sagt Stadtsprecher Christian Riech. Zurzeit können aber nur rund 24 Prozent der Kleinkinder in Krippen betreut werden, in zwei Jahren wird eine Quote von 33 Prozent erreicht sein. Dafür werden 30 Plätze in der Kita Fuhlentwiete geschaffen, noch einmal so viele sind in der Kita Borstel möglich. "Aber das reicht nicht aus", sagt Riech. Die Anmeldezahlen zeigten, dass die Nachfrage deutlich höher sei. Außerdem sei es nicht realistisch, ein Drittel der Betreuungsplätze bei Tagesmüttern zu schaffen. "Die meisten Eltern wünschen sich doch eine hoch verlässliche Krippe."

In Krippen und bei Tageseltern in Buchholz können sogar schon 46 Prozent der Kleinkinder betreut werden. Durch zwei neue Gruppen mit jeweils 15 Plätzen in einer privaten Krippe neben der Berufsbildenden Schule steigt die Quote im Sommer auf 51 Prozent. "Die Nachfrage ist aber noch höher", sagt Stadtsprecher Heinrich Helms. Da Eltern ab 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben, sollen weitere Plätze geschaffen werden, zum Beispiel am Buki-Kindergarten am Königsgrund.

Auch in der Samtgemeinde Hollenstedt hat man die Quote im Blick. Bisher wird hier eine Betreuungsquote von etwa zwölf Prozent erreicht. 2012 sollen zwei weitere Gruppen für jeweils 15 Kinder eingerichtet werden. Bürgermeister Uwe Rennwald (parteilos) geht davon aus, dass die Samtgemeinde damit gut aufgestellt ist: "Ich habe eher Sorge, dass wir zu viele Plätze schaffen."

Ganz knapp werde man die Quote erreichen, sagt dagegen Volker Hintz (parteilos), Bürgermeister der Samtgemeinde Hanstedt. Noch werden auch hier nur knapp zwölf Prozent der Kinder bis drei Jahren betreut. 15 Plätze gibt es bereits. Eine zweite Krippe soll im September eröffnen, 2012 folgt die dritte. 45 Kleinkinder können dann in Hanstedt betreut werden. "Wir rechnen aber damit, dass die Quote in absehbarer Zeit auf mindestens 40 Prozent erhöht wird", sagt Hintz. Dann soll eine vierte Gruppe eingerichtet werden, das neue Gebäude ist auf eine Erweiterung ausgerichtet. Die Warteliste sei lang. "35 Prozent reichen hinten und vorn nicht."

Hintz kritisiert, dass der Bund die Quote so niedrig angesetzt hat - und deshalb auch seinen finanziellen Beitrag danach berechnet hat. "Uns Kommunen lässt man im Regen stehen. Dabei wird das mit der Kinderbetreuung noch richtig ins Geld gehen."

Die Kosten für den Krippenausbau teilen sich das Land und die Kommunen. Etwa sieben Millionen Euro seien an die Städte und Gemeinden im Landkreise verteilt worden, sagt Reiner Kaminski, Bereichsleiter Soziales bei der Kreisverwaltung. "Die Kommunen haben noch einmal ungefähr die gleiche Summe investiert."

Denn die Einrichtung eines Krippenplatzes koste rund 15 000 Euro. Das sei bereits eine "immense Investitionssumme", so Kaminski. Dazu kämen die laufenden Kosten, die vom Land teilweise erstattet würden: Für einen Krippenplatz müssten pro Jahr etwa 13 000 Euro ausgegeben werden - die Beiträge der Eltern bereits abgezogen. In Winsen seien die Investitionsbeihilfen des Bundes schon größtenteils verbraucht", sagt Sprecher Christian Riech. "Alles, was jetzt noch kommt, geht auf unsere Rechnung."