Vielen Wilhelmsburgern stinkts, und zwar gewaltig! Ihnen missfällt der klebrig-süße Gestank, der manchmal auch nach Klärgrube riecht und sogar in Wohnungen und Büros wabert.

Der Mief kommt ohne Wenn und Aber von einem alteingesessenen Wilhelmsburger Unternehmen, das am Veringkanal im Reiherstiegviertel Öle und Fette verarbeitet: den Nordischen Oelwerken (NOW).

Nun ist die Multi-Kulti-Elbinsel spätestens seit der Industrialisierung kein Ort für ruhiges Wohnen und schöne Naturgerüche mehr. Prächtige Natur gibt es, etwa im Naturschutzgebiet Heuckenlock an der Süderelbe. Aber es gibt auch viel Gestank durch Firmen im Freihafen und in Industriegebieten. Und es gibt Lärm von einer Autobahn, einer Reichsstraße und einer Eisenbahntrasse. Das reicht für die größte Flussinsel Europas.

Die Stadt Hamburg will Wilhelmsburg mit Hilfe der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der Internationalen Gartenschau (igs) schick und für Investoren interessant machen. Hamburg will die Insel zwischen den Elbarmen aufwerten, gentrifizieren. Erst sollen junge Kreative und Künstler kommen, später die besser verdienenden Yuppies und Doppelverdiener mit und ohne Kinder.

Dann soll Wilhelmsburg, dass ja nicht im Süden, sondern in der Mitte im Bezirk Mitte liegt, in etwa so werden wie Ottensen oder St. Georg, denken die Hamburg-Planer. Sie haben nur vergessen, dass die Besserverdiener keine Lust auf den Gestank eines Ölwerkes haben. Also ganz klar: Ohne gute Luft keine guten Wilhelmsburger.