Neue Anlagen sollen Geruchsbelästigungen der Ölwerke in Wilhelmsburg deutlich mindern. Anwohner hatten sich bereits beschwert.

Hamburg. Wenn Niels Jensen, 42, Geschäftsführer des Schiffsausrüsters Vquipu, abends den Puhsthof an der Neuhöfer Straße in Wilhelmsburg verlässt, ärgert er sich häufig über Gestank - Gestank in seinen Klamotten und Gestank in seinem Auto.

Der üble Geruch riecht oft penetrant süßlich, manchmal nussig und manchmal auch nach Klärgrube. Er kommt von den Nordischen Oelwerken Walther Carroux GmbH & Co. KG (NOW) an der Industriestraße 61-65, Ecke Neuhöfer Straße am Veringkanal. Viele Wilhelmsburger nennen die 1921 gegründete Fabrik spöttisch "Katzenkocherei". Die NOW verarbeiten nach Firmenangaben pflanzliche Öle und Fette und gewinnen daraus destillierte Fettsäuren und pharmazeutisches Glycerin. Der NOW-Geschäftsführer und General Manager der Carroux Group sagte dem Hamburger Abendblatt: "Eine geruchsneutrale Produktion ist nicht möglich - nicht nur bei den NOW, sondern auch bei keiner Bäckerei oder Mälzerei." Allerdings hätten die NOW in den vergangenen zwei Jahren einen "zweistelligen Millionenbetrag" investiert - das werde sich "in weniger Geruchsemissionen" niederschlagen.

Niels Jensen hat noch nicht feststellen können, dass es weniger stinkt auf dem Puhsthof, 200 Meter von den Nordischen Oelwerken entfernt. Es stinkt auf dem Hof und im Büro; der Geruch, davon hat sich das Hamburger Abendblatt überzeugen können, dringt durch geschlossene Türen und Fenster. Niels Jensen sagt: "Das Geruchsempfinden stumpft insgesamt ab. Aber wenn ich nach Hause komme und in Winterhude aus dem Auto steige, dann merke ich, wie frisch die Luft ist - und das im citynahen Winterhude!"

Besserung für die Anwohner im Reiherstiegviertel ist in Sicht. NOW hat Maßnahmen eingeleitet, damit die Fabrik weniger stinkt und das Wohlbefinden Tausender Wilhelmsburger weniger belastet. Seit Juli 2009 würden in dem Werk keine Fette und Fettsäuren tierischen Ursprungs mehr verarbeitet, sagen NOW-Geschäftsführer Christan Halfmann und der Sprecher der Umweltbehörde Volker Dumann. "Zudem bekommen die Nordischen Oelwerke eine neue Abwasseranlage, die derzeit von Hamburg Wasser optimal eingestellt wird", sagt Volker Dumann. Bislang sei das Abwasser durch offene Becken gelaufen, jetzt werde auf geschlossene Tanks umgestellt.

Auch bei den "Mischtanks" gebe es nach Behörden und NOW-Angaben Verbesserungen. Die alten "Mischtanks" für pflanzliche Futterfette werden durch neue ersetzt. Die alten Tanks wurden von Düsen mit Druckluft betrieben - die acht neuen Tanks haben "Rührwerke", so Volker Dumann, "so dass keine Geruchsemissionen mehr nach außen dringen können". NOW-Geschäftsführer Christian Halfmann hingegen sagt, durch die neue Technik "entstehen weniger Emissionen". Der achte Tank sei vergangene Woche "herein gehoben" worden.

"Dinge werden alt und müssen erneuert werden", sagt Christian Halfmann. "Sie müssen in ein Unternehmen kontinuierlich investieren, um auf der Höhe der Zeit zu sein." Einen Zusammenhang mit den Anwohnerprotesten vom Juli 2009 und den vier Strafanzeigen wegen Körperverletzung aufgrund der Geruchsbelästigung sieht er nicht. Sieben weitere Tanks würden noch errichtet werden - "wir wollen bis Ende 2011 fertig sein, bis dahin werden die zwei Tanks mit Druckluft außer Betrieb kommen, und wir werden die Be- und Entladung überdachen."

NOW erarbeite mit dem US-Unternehmen BioWish eine Versuchsreihe zur Minimierung der Emissionen durch ein Filtersystem, der TÜV Nord werde die Versuchsreihe ab Mitte Juni begleiten. Bereits 2010 habe man mit der Braunschweiger Umwelt-Biotechnologie GmbH eine Versuchsphase mit Biofiltern durchgeführt - "die Ergebnisse waren leider nicht zufriedenstellend".

Enormen Druck, die Luft weniger zu verpesten, haben die Nordischen Oelwerke auch von der Internationalen Bauausstellung (IBA), die bis 2013 an der Neuhöfer Straße den alten Flakbunker in einen Energiebunker umbauen wird. Betreiber wird Hamburg Energie sein. Der Energiebunker soll rund 3000 Haushalte mit Wärme und rund 1000 Haushalte mit Strom versorgen.

Rund ein Viertel der Wärme soll von den NOW kommen - durch eine Leitung vom Werk bis zum Energiebunker, die noch verlegt werden muss. Nun gibt es aber ein Problem für die NOW: Das Projekt wird scheitern, wenn das Werk den Gestank nicht deutlich reduziert. "Wir nehmen die Geruchsbelastung der Anwohner durch die Nordischen Oelwerke sehr ernst", sagt IBA-Chef Uli Hellweg. "Die IBA wir im Rahmen des Energiebunkers nur dann mit den NOW kooperieren, wenn es zu einer deutlichen Reduzierung der Geruchsbelastung kommt. Dies ist auch mit Hamburg Energie, dem Betreiber des Energiebunkers, vereinbart. Die NOW investieren bereits in neue Technik, deren Wirksamkeit wir durch ein Gutachten untersuchen lassen."

Der TÜV soll Anfang Juni in einer Vorabfassung des Gutachtens klären, in wie weit die technischen Investitionen, die General Manager Christian Halfmann getätigt hat, den NOW-Gestank reduzieren. Das wird nicht nur Niels Jensen vom Puhsthof interessieren.