Hamburg. Gründer der beliebten Patisserie expandiert. Die Geschichte hinter seiner zweiten Filiale hat einen bewegenden Hintergrund.

Kuchen, Torten, Tartes und Muffins: Manche nennen ihn den feinsten Konditor im Schanzenviertel in Hamburg-Altona, bekannt für ausgefallene Tortendekorationen und raffinierte Rezepte. Die Schlange vor seinem Café am Schulterblatt ist daher meist lang, seine süßen Spezialitäten beliebt. Nun ist Matthias Max mit einem zweiten „Herr Max“ in Hoheluft-Ost an den Start gegangen. Es ist ein besonderer, sehr emotionaler Neubeginn.

Verlockend sieht das aus, was hinter Glas in der großen Kühlvitrine präsentiert wird: vegane Schokotorte mit Früchten, Mandel-Frischkäse-Torte, Schoko-Mousse-Torte. Auffällig dabei: Alles ist ein bisschen kleiner als im Hauptladen am Schulterblatt. Die Torten messen hier im Schnitt nur 14 Zentimeter im Durchmesser statt der üblichen 24 Zentimeter.

Hamburg-Hoheluft: Café „Herr Max“ aus der Schanze eröffnet zweiten Standort

Das hat einen Grund: „Wir setzen hier den Fokus auf Außer-Haus-Verkauf“, erzählt Matthias Max. Die kleineren Torten können als Ganzes gekauft und bei Bedarf personalisiert werden. Der Clou: Der Konditor hat in dem gerade einmal 50 Quadratmeter großen Raum ein kleines Atelier, um Torten spontan auf Kundenwunsch dekorieren zu können.

In seinem Café „Herr Max“ an der Hegestraße bietet Matthias Max kleinere Torten als in der Schanze an.
In seinem Café „Herr Max“ an der Hegestraße bietet Matthias Max kleinere Torten als in der Schanze an. © Funke Foto Services | Michael Rauhe

Wer möchte, kann auch vor Ort Kaffee trinken und Kuchen essen, im Sommer dann draußen. Erst Anfang der Woche hat der 53-Jährige seine zweite Filiale an der Hegestraße 44 eröffnet.

Wegen Corona: Der zweite Standort ist Herzenswunsch und wirtschaftlich notwendig

Es ist ein Neustart für Matthias Max, der vor 15 Jahren mit „Herr Max“ sehr erfolgreich am Schulterblatt begonnen hat. Aber wie so viele andere gastronomischen Betriebe hat die Corona-Zeit mit ihren Lockdowns und Zwangsschließungen auch bei ihm Spuren hinterlassen, viele Kollegen sind sogar pleitegegangen. Die zweite Filiale ist zwar ein Herzenswunsch, aber zugleich auch wirtschaftlich notwendig.

„So viele gute Kollegen mussten ihre Geschäfte nach Corona aufgeben, obwohl sie hochwertig produzieren und gut sind“, sagt Matthias Max beim Treffen in seinem neuen Café. Wie zum Beispiel die Tortenmanufaktur „Liebes Bisschen“ in Ottensen.

Alles ist selbst gebaut, so auch der Tresen in dem neuen Café an der Hegestraße.
Alles ist selbst gebaut, so auch der Tresen in dem neuen Café an der Hegestraße. © Funke Foto Services | Michael Rauhe

Um die Defizite aus der Corona-Zeit aufzuholen, musste Max expandieren und wäre fast an seiner Hausbank gescheitert, die ihm völlig unerwartet den notwendigen Kredit verweigert hat.

Wie gut ein Netzwerk aus Freunden und Familie in solchen Zeiten ist, das konnte Matthias Max erleben, als es darauf ankam. Geldgeber waren schließlich sein Zwillingsbruder und Freunde, gemeinsam haben alle mit bei der Renovierung angepackt: „Wir haben hier alles innerhalb von sechs Wochen renoviert.“ Seine Tochter, die als Ärztin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ohnehin lange Arbeitstage hat, kam nach Feierabend noch vorbei zum Helfen.

Hegestraße 44: Ein rosa Verkaufstresen ist Herzstück in dem 50-Quadratmeter-Laden

Den Verkaufstresen hat Max mithilfe eines befreundeten Tischlers gebaut und eigenhändig mit rosa Fliesen beklebt, die Messingränder mühsam zurechtgeschnitten und montiert. Herausgekommen ist ein echter Hingucker und das Herzstück des Geschäftes.

Einfach war der Bau nicht. Aber: „So anders als schwierige Hochzeitstorten herzustellen, zu dekorieren, ist es dann gar nicht“, sagt er. Beides erfordert viel Fingerspitzengefühl und Geduld. Beides hat er.

Torten, Tartes und Kuchen können Kunden vor Ort essen oder auch mitnehmen.
Torten, Tartes und Kuchen können Kunden vor Ort essen oder auch mitnehmen. © Funke Foto Services | Michael Rauhe

Und dann wird der fünffache Vater (die älteste Tochter ist 28, der Jüngste gerade einmal fünf Monate alt) emotional: „Ohne meine Familie, ohne meine Freunde hätte ich das alles nicht geschafft.“ Es liegen schwierige Zeiten hinter ihm. Kurz bevor er nach der Corona-Zwangspause am Schulterblatt mit seinen drei Konditoren und zwei Auszubildenden wieder richtig durchstarten wollte, hatte er Anfang 2022 einen schweren Fahrradunfall.

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„Ich bin bei regennasser Fahrbahn ausgerutscht, es war niemand sonst beteiligt. Ich war noch nicht einmal schnell.“ Er erlitt einen Schädelbruch, war eine Woche im Krankenhaus und konnte vier Monate lang nicht arbeiten, litt unter einem Dauerschwindel. Geblieben sind Ohrengeräusche. Seitdem fährt er nur noch mit Helm.

Hamburg-Hoheluft: Offizielle Eröffnungsparty von „Herr Max“ ist nach den Ferien

Jetzt also startet er wieder voll durch. „Ich gehe lieber einen Schritt nach vorn statt zurück“, sagt er. Und an Energie und Optimismus mangelt es definitiv nicht. Er träumt schon von einer dritten Filiale.

Aber erst einmal wird es noch eine offizielle Eröffnungsparty geben, nach den Herbstferien. „Ich habe ja eine Handvoll Kinder“, sagt Matthias Max und lacht. Um die Kleineren müssen sich er und seine Frau Julia auch noch kümmern.