Offenbar ist eine verbotene Liebschaft zwischen den Kindern zweier verfeindeter Zirkusfamilien der Hintergrund für die Razzia im Circus Kaiser.

Hamburg. Romeo und Julia im Zirkusmilieu. Zwei Tage nach der Razzia im Circus Kaiser, der bis gestern am Langenfort in Barmbek-Nord gastierte, scheint sich der erste Verdacht zu bestätigen: Offenbar ist eine verbotene Liebschaft zwischen Kindern verfeindeter Zirkusfamilien der Hintergrund. Bei dem Einsatz waren mehrere Waffen im Zirkus gefunden worden, darunter zwei Pumpguns, eine Smith&Wesson-Pistole, zwei Schreckschusspistolen und diverse Stich- und Schlagwaffen.

Die Hamburger Polizei leistete Amtshilfe für die Staatsanwaltschaft in Darmstadt. Die Betreiberfamilien des Circus Kaiser und des Circus Danielo im hessischen Bad König waren durch die Romanze zwischen den jungen Familienangehörigen offenbar in tiefe Feindschaft geraten. Die Tochter des Kaiser-Direktors und der Sohn des Danielo-Direktors sollen eine Beziehung gehabt haben, wie es heißt. Die "Hamburger Morgenpost" berichtete am Sonntag, die 18 Jahre alte Zirkustochter Tonyta sei schon vor drei Monaten ausgebüxt und seitdem mit dem Circus Danielo unterwegs.

+++ Streit unter Zirkus-Clans Grund für Waffendepot? +++

Vor einer Woche eskalierte der Familienstreit dann laut Medienberichten: Mitglieder des Circus Kaiser fuhren mit ihren Waffen nach Hessen, wollten die Familie des Circus Danielo zur Rede stellen. Doch gesprochen wurde offenbar nicht viel. Die Kaisers prügelten laut "Bild"-Zeitung mit Eisenstangen auf die Danielos ein, ein 19 Jahre alter Zirkusmitarbeiter wurde angeschossen. Er kam ins Krankenhaus.

Die "Hamburger Morgenpost" berichtete weiter, zwei Männer seien mit Kopfverletzungen in Kliniken gekommen. Für die Razzia am Freitag in Barmbek-Nord mit mehr als 50 Beamten gab es nach Angaben der Polizei einen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Darmstadt, das die Ermittlungen führt. Dortige Mitarbeiter erklärten am Sonntag, dass man sich erst am Montag zu dem Vorfall äußern wolle.

Ob sich der Verdacht gegen namentlich bekannte Mitglieder der Familie Kaiser richtet, war gestern noch nicht bekannt. Auch die Frage, ob die Waffen in den Wohnwagen der Zirkusmitarbeiter oder im Zirkuszelt, das zu den Aufführungen von Kindern besucht worden war, gefunden wurden, blieb zunächst unbeantwortet.