Susanne und Michael Koch sind das neue Hausmeisterpaar im Stavenhagenhaus in Groß Borstel, das mehr als 300 Jahre alt ist .

Hamburg. Sie sehen aus wie ein junges Paar, das gekommen ist, um sich mal das Standesamt in der oberen Etage anzugucken, bevor sie ernst machen. Doch Susanne und Michael Koch sind bereits seit einem Jahr verheiratet. Die beiden sind vielmehr die neuen "Hausherren" und haben die Schlüsselgewalt über das imposante Gebäude. Genauer gesagt: Sie sind das neue Hausmeisterpaar im Stavenhagenhaus in Groß Borstel und wohnen jetzt im Dachgeschoss.

Anfang Mai haben sie die Geschäfte von Ehepaar Schlaack übernommen, das 22 Jahre in dem Haus tätig war und nun in Rente gegangen ist. "Das Schönste ist, dass wir jetzt gemeinsam arbeiten", sagt Susanne Koch. Die 25-Jährige, die ihren Mann schon während der Lehre kennengelernt hat, freut sich über die neue Aufgabe, die sie nun so kurz vor dem 50. Jubiläum des Stavenhagenhauses übernommen haben. "Hier arbeiten wir jetzt auch bis zu unserer Rente", sagt sie strahlend.

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Doch die 50 Jahre führen etwas in die Irre. Tatsächlich steht über der Eingangstür nämlich die Jahreszahl 1703. Die Stadt hatte das damals schon mehr als 200 Jahre alte Anwesen Ende der 1920er-Jahre gekauft. Weil es aber über die Jahre so verfallen war, wurde es 1956 für unbewohnbar erklärt und sollte abgerissen werden. Die Groß Borsteler setzten sich für den Erhalt ein, sodass es vor 50 Jahren aus Lottoeinnahmen der Stadt saniert wurde.

Wenn am 12. Oktober 2012 das Jubiläum groß gefeiert wird, sollten auch die anstehenden Sanierungsarbeiten abgeschlossen sein, sagt Harald Rösler, kommissarischer Leiter des Bezirksamts Nord. Der Bezirk hat dafür 220 000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Sprossenfenster sollen aufgearbeitet, das Mauerwerk saniert, die kleine Küche optimiert werden. "Der Küchenbereich ist viel zu klein, aber wir wollen und können das Gebäude nicht verändern", sagt Rösler.

Eine umfangreiche Gastronomie wird es aber auch künftig nicht geben. "Die Hamburg-Häuser basieren auf der Überlegung, dass sie dem Stadtteil zur Verfügung stehen", sagt der Bezirkschef. Neben dem Stavenhagenhaus gibt es laut Rösler ein weiteres Hamburg-Haus im Bezirk Nord (Langenhorn) sowie jeweils eines in Eimsbüttel und Bergedorf. "Wir haben das Stavenhagenhaus bisher durch alle Konsolidierungsüberlegungen gerettet, aber natürlich gehört es zum Tafelsilber", sagt er.

Derzeit finden an die 500 vorwiegend kulturelle Veranstaltungen pro Jahr in dem Haus an der Frustbergstraße statt. Das wolle man gern noch intensivieren, sagt Rösler, "dann können wir das noch für viele Jahre vorhalten". Das Bezirksamt nutzt Schulungsräume in der oberen Etage, wo seit ein paar Jahren auch eine Außenstelle des Standesamts untergebracht ist. Bis zu 125 Paare würden pro Jahr im Stavenhagenhaus getraut, sagt Rösler.

Außerdem nutzen mehrere Vereine das Haus, darunter der 1889 gegründete Kommunalverein Groß Borstel, mit 1035 Mitgliedern der größte Bürgerverein Hamburgs. 13 Prozent der Bevölkerung seien im Verein, sagt Wolf Wieters, der Vereinsvorsitzende. Und unter ihnen gebe es etliche, die sich eine Ausweitung der Gastronomie vorstellen könnten. Doch das Hamburg-Haus liegt an der ruhigen Frustbergstraße, in der sonst nur Wohnhäuser stehen. Zudem soll es der örtlichen Gastronomie keine Konkurrenz machen. Böse Zungen im Stadtteil sprachen von den "Latte-macchiato-Müttern", die sich dann im Stavenhagenhaus treffen würden, nachdem sie ihre Kinder in die Kita gebracht hätten. "Andere Stadtteile träumen von solchen Einrichtungen. Die haben den Latte macchiato, wir das Stavenhagenhaus", sagt Harald Rösler bestimmt.

Mit dem Ehepaar Koch gehen allerdings zwei Gastronomieprofis ans Werk. Die gebürtigen Greifswalder, die seit 2006 in Hamburg arbeiten, heißen nicht nur Koch, beide haben diesen Beruf auch gelernt. Und deshalb wird es bei Michael Koch, der zuletzt in einem Volksdorfer Restaurant gearbeitet hat, bei Veranstaltungen nicht nur belegte Brötchen geben, sondern auch deutsche Hausmannskost. Ob Schnitzel mit schwäbischem Kartoffelsalat, Königsberger Klopse oder Hackbraten, er kocht, was gewünscht wird. Susanne Koch wird selbst gebackenen Kuchen anbieten.

Eine geregelte Arbeitszeit werden sie auch künftig nicht haben, denn viele Veranstaltungen sind abends. "Aber das macht nichts", sagt Michael Koch. "Früher hatten wir am Wochenende nie frei, jetzt wird es auch Tage geben, an denen hier gar nichts los ist." Und weil beide in der Dienstwohnung im Haus wohnen, können sie ihre Arbeitspausen nach Bedarf legen. Arbeit werde es in dem 500 Quadratmeter großen Haus aber genug geben, da sind sich die beiden sicher. Neben ihren Aufgaben als Gastgeber müssen sie das Haus sauber halten und kleinere Reparaturen erledigen. Und dann ist da noch der 2500 Quadratmeter große Park, der das Haus umgibt und gepflegt werden muss.

Reis und Konfetti sind für die Brautpaare übrigens verpönt, das besagt ein kleines Schild am Eingang. Und das wird auch stehen bleiben, denn Susanne und Michael Koch haben auch so alle Hände voll zu tun, um das Haus bis zum Oktober sauber zu halten und auf Hochglanz zu bringen.