Hamburg. Würgeschlange Chantal oder Hahn Eike sind die vergessenen Rekordhalter im Tierheim Hamburg. Warum sie so schwer zu vermitteln sind.

Niedliche Hundewelpen wollen viele haben, aber Schlangen, Hähne oder kranke Katzen haben es da deutlich schwerer. Sie bleiben besonders lange im Tierheim Süderstraße in Hamburg-Hamm. So wie die Würgeschlangen Chantal und Sam. Die beiden Boa Constrictors leben bereits seit 2015 dort.

21 Schlangen suchen derzeit ein Zuhause, die fünf Boas haben es besonders schwer und warten seit fast zehn Jahren darauf, von Menschen aufgenommen zu werden. Sie sind die Rekordhalter im Tierheim Süderstraße.

Tierheim Hamburg: Würgeschlangen suchen seit Jahren neues Zuhause

Das liegt auch daran, dass die Boa Constrictor, auch Abgottschlange genannt, nicht so ganz leicht zu halten ist Und wer sie aufnimmt, geht eine lange Verpflichtung ein, denn sie können 25 Jahre alt werden und eine Größe von zwei bis drei Metern erreichen. Die Würgeschlange ist enorm stark und daher nicht für Anfänger geeignet. Ihre Haltung ist in Hamburg nur mit amtlicher Genehmigung möglich.

Dazu kommen die Kosten: Die Schlangen müssen in großen, zwischen 27 und 30 Grad warmen und lichtdurchfluteten Terrarien gehalten werden, das sorgt für höhere Stromkosten. Sie mögen es nicht nur mollig warm, sondern brauchen auch Kletter- und Versteck- sowie Bademöglichkeiten.

Interessierte müssen die Exoten jedoch nicht direkt adoptieren, sie können auch eine Patenschaft übernehmen. „Mit einer Patenschaft helfen Sie uns dabei, die Schlangen medizinisch und artgerecht zu versorgen sowie einen angemessenen künstlichen Lebensraum für die Tiere zu schaffen“, so Urte Inkmann, tierärztliche Leiterin des Hamburger Tierschutzvereins.

Das sind die Sorgentiere im Tierheim Süderstraße:

  • Momentan leben 13 Hähne dort. Während die Hennen relativ schnell ein Zuhause finden, warten die Hähne teilweise jahrelang. Rekordhalter ist Hahn Eike, der Ende 2020 noch als Küken zusammen mit seinen Geschwistern ins Tierheim gekommen ist. Während alle anderen schon vermittelt worden sind, wohnt Eike bereits seit mehr als drei Jahren im Tierheim. Bei Hähnen gelingt es aufgrund von Konkurrenzverhalten nur sehr selten, sie miteinander zu vergesellschaften. Am besten ist daher die Haltung in kleinen Gruppen mit nur einem Hahn und mehreren Hennen.
  • Chantal ist derzeit die größte und kräftigste Boa Constrictor im Tierheim. Sie liebt es, in ihrer Hütte zu liegen und die Wärme der Lampe zu genießen. Wie fast alle Schlangen mag sie es nicht, getragen zu werden, lässt es sich aber ohne Probleme gefallen. Leider hat Chantal die Einschlusskörperchenkrankheit: Daher kann sie nur einzeln gehalten werden – oder mit Artgenossen, die ebenfalls daran erkrankt sind.Denn die Einschlusskörperchenkrankheit ist hochgradig ansteckend für andere Boas und Pythons, aber es gibt keine Hinweise auf eine Übertragung auf den Menschen. Auch wenn die unheilbare Krankheit tödlich verläuft, kann Chantal damit alt werden.
  • Sam leidet wie Chantal an der Einschlusskörperchenkrankheit. Die Boa Constrictor wurde von einem Angler entdeckt, als Sam an einem See in den Schlafsack des Anglers kriechen wollte. Wenn Menschen in seiner Umgebung sauber machen, ist Sam sehr neugierig und muss immer alles im Blick behalten. Auch Sam mag es nicht gern, getragen zu werden, lässt es sich aber gefallen.
  • Kater Hubert ist ein freundlicher kleiner Kerl, der gerne Streicheleinheiten fordert und sich extrem für Futter begeistert. Er kam im November als Fundtier und wird seitdem behandelt und aufgepäppelt, da er in einem schlechten Zustand gefunden wurde. Der etwa 16 Jahre alte Kater bekommt eine Nierendiät, eine Zahnsanierung und weitere Behandlungen, bis er ausziehen kann.
  • Auch die sogenannten Listenhunde sind schwer zu vermitteln. So wie die fünf Jahre alte Lala zum Beispiel. Der Pitbull-American-Staffordshire-Terrier-Mischling kam als Sicherstellung ins Tierheim und ist auf der Suche nach verantwortungsbewussten Haltern. Die liebe Hündin mit kleinen Besonderheiten ist gegenüber ihren Bezugspersonen absolut loyal und will ihrem Menschen gefallen. Leider lebt sie mit starken gesundheitlichen Einschränkungen, hat am rechten Vorderlauf einen Zeh zu viel und hat Operationen und Physiotherapie hinter sich. Letztere sollte sie auch im neuen Zuhause unbedingt weiterhin bekommen. Aufgrund ihrer Rasse wird sie nur außerhalb Hamburgs vermittelt.
Bislang unvermittelbar: Hahn Eike. Er lebt mittlerweile seit mehr als drei Jahren im Tierheim Süderstraße.
Bislang unvermittelbar: Hahn Eike. Er lebt mittlerweile seit mehr als drei Jahren im Tierheim Süderstraße. © Picasa | Picasa

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