Hamburg. Verwaltungsbeamte konnten sich zu Standesbeamten fortbilden lassen. Beim Workshop waren auch Promis dabei.

Wer sich trauen will, braucht in Hamburg vielleicht nicht unbedingt Mut, aber vor allem Zeit: Die Standesämter sind teils überlastet, die Termine für Eheschließungen deshalb rar und begehrt. Die Folgen: Im vergangenen Jahr wurden in den Standesämtern der Hansestadt nur 4223 Paare standesamtlich getraut, vor der Pandemie (2019) waren es laut Statistik knapp 5900. Und immer mehr Heiratswillige sagen Ja zu einer Trauung im Umland.

Deshalb kamen Alexander von Vogel, Staatsrat in der Wissenschaftsbehörde, und „seine“ Senatorin, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), auf eine ebenso schöne wie pragmatische Idee: Jeder Beamte der Verwaltung, vom Bezirksamtsleiter bis zum Senator, kann sich zum „Eheschließungsstandesbeamten“ fortbilden lassen.

Hochzeit Hamburg: Trauungen – es geht vor allem um Empathie

Hintergrund: Anders als für andere Aufgaben im Standesamt (zum Beispiel die Beurkundung einer Geburt im Ausland), die viel Einarbeitung erfordern, muss man für Trauungen kein vollwertiger Standesbeamter sein. Natürlich handelt es sich formal um einen Verwaltungsakt, er erfordert jedoch weniger Fachwissen als viel mehr Empathie.

Und es gab gleich großes Interesse an dem Vorschlag: In einem rund vierstündigen Workshop haben sich unter anderen Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), Katharina Fegebank selbst und auch Sportstaatsrat Christoph Holstein weitergebildet.

„Wir haben im Anschluss an das Seminar auch ein bisschen Material an die Hand bekommen, denn es muss bei einer Trauung natürlich alles verfahrenstechnisch korrekt ablaufen“, sagt Christoph Holstein, der seinen ersten Einsatz Mitte Februar haben wird – genau wie Katharina Fegebank.

Hochzeit Hamburg: Sportstaatsrat Holstein ist seit 26 Jahren verheiratet

Selbstverständlich werde er vorab mit dem betreffenden Paar Kontakt aufnehmen, sagt Christoph Holstein dem Abendblatt: „Es soll doch so persönlich wie möglich werden und für das Paar ein unvergesslich schöner Moment“, sagt Holstein.

Beim Workshop: Verkehrsstaatsrat Martin Bill (v. l.), Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Sportstaatsrat Christoph Holstein, Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Alexander von Vogel, Staatsrat der Wissenschaftsbehörde.
Beim Workshop: Verkehrsstaatsrat Martin Bill (v. l.), Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Sportstaatsrat Christoph Holstein, Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Alexander von Vogel, Staatsrat der Wissenschaftsbehörde. © Christoph Holstein | Christoph Holstein

Menschen bei „der besten Entscheidung ihres Lebens zu begleiten“ sei eine schöne Aufgabe, sagt Holstein, der selbst seit 26 Jahren mit seiner Frau Katharina verheiratet ist. Auch Finanzsenator Andreas Dressel, der bereits am 24. Januar im Bezirksamt Wandsbek sein erstes Paar trauen wird, sagt: „Es soll von uns vor allem eine Geste der praktischen Unterstützung sein.“ Und selbstverständlich ein besonderer Tag für das jeweilige Brautpaar. „Ich bin gespannt, wer aufgeregter ist“, scherzt Dressel, „das Paar oder ich.“

Hochzeit Hamburg: „Aushilfskräfte“ sollen kein PR-Gag sein

Ein bisschen „positiv nervös“ sei er schon gewesen, sagt Ralf Neubauer (SPD). Der Bezirksamtschef von Hamburg-Mitte traute vor wenigen Tagen auf der Barkasse „Commodore“ auf der Elbe Hamburgs City-Managerin Brigitte Engler, die jetzt Allkemper heißt. Es war Neubauers Premiere als „prominente Aushilfskraft“.

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Ein „PR-Gag“ soll die Aktion mitnichten sein, betont auch Katharina Fegebank. So könne man auch keine Wunschtermine mit den Senatsmitgliedern vereinbaren. „Es soll keine Sonderbehandlungen geben“, sagt Christoph Holstein. „Wir helfen bei Bedarf und freuen uns auf die Aufgabe.“ Aber natürlich habe jeder in seinem eigentlichen Amt ausreichend Aufgaben zu bewältigen und Herausforderungen zu meistern.

Hochzeit Hamburg: Pensionierte Standesbeamte kehren zurück

Die größte Unterstützung werden daher pensionierte Standesbeamte sein, die für einzelne Eheschließungen aus dem Ruhestand zurückkehren dürfen. Insgesamt, so Katharina Fegebank, könne man in Hamburg bei ausreichendem Interesse dann pro Monat 400 statt bisher 300 Hochzeitstermine anbieten.