Hamburg. 13.000 Hamburger erhalten Schienenanschluss. Bis dahin gibt es erhebliche Behinderungen. Was neben der Baustelle noch entsteht.

Kräne schwenken über die offene Baustelle, die tief ins Erdreich hinunterreicht, Bagger senken ihre Schaufeln in den Bauschutt. Direkt neben dem Einkaufszentrum Horner Rennbahn wächst derzeit eines der größten Verkehrsprojekte Hamburgs – in die Tiefe und in die Breite. Zwischen den Straßen Meurerweg und Bauerberg in Horn laufen die Arbeiten zur Ausfädelung der U4 in Richtung Horner Geest auf Hochtouren.

Das Ziel: Mit der U4-Verlängerung erhalten rund 13.000 Hamburgerinnen und Hamburger erstmals einen Schienenanschluss. Bisher verbindet die U4 die HafenCity und die Innenstadt und fährt anschließend auf der Strecke der U2 über die Horner Rennbahn in Richtung Billstedt.

U4 in Hamburg: Züge fädeln künftig an der Horner Rennbahn aus

In Zukunft ändert sich die Anbindung: Dann werden die Züge hinter der Horner Rennbahn in Richtung Nordosten auf einer 1,9 Kilometer langen Strecke die zwei neuen Haltestellen Stoltenstraße und Horner Geest bedienen.

Bei der Besichtigung der Baustelle an der Haltestelle Horner Rennbahn geben sich die Verantwortlichen der Hochbahn optimistisch. Man sei nach wie vor „im Zeitplan“, sagt Gesamtprojektleiter Dirk Göhring.

Hochbahn: Gesperrte Strecke im nächsten Jahr wieder frei

Die Pendler in der Region wird diese Nachricht aufatmen lassen, denn derzeit ist die Strecke gesperrt. Die Bauarbeiten in Horn erfordern eine knapp einjährige Unterbrechung auf dem östlichen U2/U4-Abschnitt zwischen den Haltestellen Legienstraße und Rauhes Haus. Die Folge: Zehntausende Menschen müssen täglich auf Ersatzbusse und -bahnen ausweichen.

„Das ist ein großer Einschnitt“, gibt Göhring im Hinblick auf diese Beeinträchtigungen zu, in absehbarer Zeit würden diese aufgehoben: Wie schon vor Beginn der Maßnahme vorausgesagt, soll die Sperrung im April kommenden Jahres beendet sein und die U-Bahn wieder die Haltestelle Horner Rennbahn anfahren.

Arbeiter installieren am Montag bereits die Kabel für den Internetempfang in der Haltestelle, „das ist ja das wichtigste für die Fahrgäste“, sagt Jens-Günter Lang, Technikvorstand der Hochbahn.

Die Bauarbeiter bringen an der neu gebauten Haltestelle Horner Rennbahn bereits die Verkabelung an: Dadurch können die Fahrgäste auch unter der Erde im Internet surfen.
Die Bauarbeiter bringen an der neu gebauten Haltestelle Horner Rennbahn bereits die Verkabelung an: Dadurch können die Fahrgäste auch unter der Erde im Internet surfen. © Marcelo Hernandez

Hamburg-Horn: Tiefe Baugrube für Kreuzung der U-Bahnen

Bei dem Rundgang zwischen rohen Betonmauern und Sicherheitswänden, die möglicherweise einlaufendes Grundwasser abhalten sollen, beschreiben die Experten der Hochbahn die Herausforderungen der Maßnahme.

Zunächst musste der alte, 60 Jahre alte Tunnel abgerissen werden. Neben der Horner Freiheit sei zudem ein neuer Tunnel entstanden, und das während ein paar Meter höher nach wie vor der Verkehr über die Straßen rauscht. Denn wo sich die U-Bahn-Linien trennen, entsteht ein Kreuzungsbauwerk – derzeit klafft hier noch eine 80 Meter lange Baugrube.

Das Kreuzungsbauwerk für die U2 und U4 in Hamburg-Horn.
Das Kreuzungsbauwerk für die U2 und U4 in Hamburg-Horn. © HA Grafik, | Frank Hasse

Der bestehende U-Bahn-Tunnel wurde aufgrund seiner geringen Tiefenlage abgerissen. Im Anschluss werden zwei übereinanderliegende Tunnel für die U2 und U4 gebaut.

U-Bahn: Baukosten für neue Strecke sind erheblich gestiegen

Die Kreuzung der U-Bahn-Linien erfordert die tiefen Grabungen. Doch Überraschungen wie große Findlinge, die im Erdreich für Behinderungen der Arbeiten sorgen können, habe es nicht gegeben, sagt Projektleiter Göhring.

Dennoch musste die Hochbahn, wie bereits im Frühjahr berichtet, die Kosten für die Bauarbeiten neu kalkulieren. Jens-Günter Lang, Technikvorstand der Hochbahn, äußert sich jetzt noch einmal zu den Gründen: Beton und Stahl seien 30 Prozent teurer als vor Beginn der Arbeiten, und die Ausrüstung der Haltestelle mit Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Lüftungsanlagen würde ebenfalls mehr kosten als zunächst angenommen.

Hochbahn: U4 wird 20 Prozent teurer als geplant

Diese Faktoren ergeben eine Verteuerung um etwa 100 Millionen Euro, das sind 20 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr geschätzt, rechnet Lang vor. Insgesamt ergeben sich nun für die Verlängerung der U4 zur Horner Geest Ausgaben von 561 Millionen Euro statt wie früher angenommen 465 Millionen Euro.

Bis diese Strecke einsatzbereit ist, wird es aber noch dauern: Erst ab Ende 2026 soll die U4 an der Haltestelle Horner Rennbahn ausfädeln.

Neuer Bahnsteig für die stadtauswärts fahrenden U-Bahnen

Die stadtauswärts fahrenden Züge halten künftig an einem neuen Bahnsteig. Dieser ist für die Fahrgäste über eine Stahl-Glas-Konstruktion vor Regen und Wind geschützt zu erreichen. Die Bahnen wiederum werden die Haltestelle über den neuen Tunnel anfahren.

Während sich die Arbeiten derzeit auf Maßnahmen unter der Erdoberfläche konzentrieren, machte die Hochbahn Hoffnung auf eine zukünftig attraktive, neue Gestaltung der Flächen oberhalb der U-Bahn.

Horner Rennbahn: Neue Wohnungen entstehen an Haltestelle

Sowohl am Meurerweg würde wie früher ein Park mit Bäumen angelegt, als auch vor dem Café May wieder eine Außenterrasse mit Sitzplätzen gebaut, die ab dem Frühjahr 2024 genutzt werden könne. Dazu kommt: Auf dem Gelände entstehen etliche neue Wohnungen, nachdem die Telekom ihren Techniksitz dort verlassen und Platz für Neubauten gemacht hat.