Hamburg. Virtuelle Haltestelle, Buchung per App: Wie die Hochbahn den autonom fahrenden Holon-Mover nutzen will und welche Auswirkungen das hat.

Die Hamburger Hochbahn plant ab Ende 2024 den Einsatz von autonom fahrenden Fahrzeugen als Ergänzung zu ihren Buslinien. Zunächst im Testbetrieb und ab Mitte 2025 mit Fahrgästen an Bord.

Einen Vorgeschmack gab es am Donnerstag im Prototyp Automuseum an der Shanghaiallee in der HafenCity: Dort wurde der sogenannte Holon-Mover zum ersten Mal in Deutschland präsentiert: Ein vollelektrisches und autonomes Fahrzeug – das also im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ohne Fahrer fährt.

Verkehr Hamburg: Holon-Mover soll den ÖPNV revolutionieren

Bereits im Januar hatte es eine Präsentation gegeben, doch damals wurde das Shuttle nur als Visualisierung vorgestellt. Nun gab es den Holon-Mover erstmals zum Anfassen: Der Kleinbus mit zehn Sitzplätzen und insgesamt Platz für bis zu 15 Fahrgäste verkehrt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern und hat eine Reichweite von 290 Kilometern. Der Prototyp ist mit einer silbernen Kunststoffhaut und grünen Leuchtröhren ausgestattet, die rund um das Fahrzeug verlaufen.

Die Sitzbänke sind mit grünem Stoff bezogen, die Rückenlehnen in Weiß gehalten. Man sitzt bequem. Der barrierefreie Shuttle hat außerdem eine automatisierte Rampe sowie einen gesicherten Rollstuhlplatz und ein Fahrgastinformationssystem.

Holon-Mover soll ab Mitte 2025 Fahrgäste durch Hamburg befördern

Zunächst sollen zehn Holon-Mover ab Ende 2024 auf den Hamburger Straßen fahren. Die Hochbahn und Holon mit Sitz in Paderborn vereinbarten im vergangenen Jahr eine entsprechende Absichtserklärung zum Einsatz autonomer Shuttle im öffentlichen Nahverkehr.

„Unser Holon-Mover macht Mobilität nachhaltiger, sicherer und inklusiver. Wir sind überzeugt, erschwingliche und robuste Shuttles werden im ÖPNV der Zukunft eine wichtige Rolle spielen“, sagte Holon-Chef Marco Kollmeier.

Deutschlandpremiere vom Holon-Mover im Prototyp Automuseum: Hochbahn-Chef Henrik Falk (l.), Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Holon-Chef Marco Kollmeier setzen auf autonom fahrende Shuttlebusse.
Deutschlandpremiere vom Holon-Mover im Prototyp Automuseum: Hochbahn-Chef Henrik Falk (l.), Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Holon-Chef Marco Kollmeier setzen auf autonom fahrende Shuttlebusse. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Das Angebot soll wie der Fahrservice Moia funktionieren: Die Kunden können – voraussichtlich ab Mitte 2025 – den Holon-Mover über die HVV Switch App ordern. Hochbahn-Chef Henrik Falk drückt auf das Tempo: „Wir wollen baldmöglichst in den Regelbetrieb mit autonomen On-Demand-Diensten einsteigen, um die Mobilität für die Menschen möglichst einfach und unkompliziert zu machen.“

Verkehrssenator Tjarks: Hamburg „will Vorreiter für moderne Mobilität sein“

Dem Vernehmen nach arbeitet auch Moia an einer Integration der Holon-Mover ins eigene System. Aktuell ist die Hochbahn aber erstmal damit beschäftigt, das Einsatzgebiet festzulegen. Zunächst wird das neue Shuttleangebot wohl in der Innenstadt und in angrenzenden Stadtteilen abrufbar sein.

Wie teuer der neue Service sein wird, steht noch nicht fest. Es dürfte – wie bei Moia – teurer als die Fahrt mit Bus und Bahn, aber spürbar günstiger als ein Taxi sein. Die Fahrgäste steigen dabei an virtuellen Haltestellen in der Nähe ihres Start und Ziels ein beziehungsweise aus.

„Wir wollen Vorreiter für moderne Mobilität sein und diese nutzen, um das tägliche Leben der Menschen angenehmer und komfortabler zu machen. Das autonome Fahren soll dabei gerade in Kombination mit dem klassischen ÖPNV eine Schlüsselrolle bekommen“, sagte Anjes Tjarks (Grüne).

Verkehr Hamburg: Bis zu 10.000 autonom fahrende Shuttle soll es 2030 geben

Der Verkehrssenator kündigte weiter an, dass bis 2030 bis zu 10.000 autonom fahrende Shuttlebusse verschiedener Hersteller in Hamburg zum Einsatz bekommen sollen. Das sei eine Revolution für den ÖPNV. Und es sei äußerst wichtig, um ein ehrgeiziges Ziel zu erreichen. Anjes Tjarks kündigte an: „Mit autonom fahrenden Shuttles wollen wir es schaffen, bis 2030 den Hamburg-Takt in der ganzen Stadt anzubieten.“ Das bedeutet: „Tagsüber sollen alle Menschen binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot erhalten.“

Zur Deutschlandpremiere im Prototyp Automuseum in der HafenCity war auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) eingeladen, konnte aber aus Termingründen nicht persönlich erscheinen.

Bundesverkehrsminister Wissing: „Mobilität muss sich verändern“

Wie wichtig dieses neue Verkehrsangebot ist, ließ Wissing in einem Statement verlauten. „Autonom fahrende Shuttles , wie der Holon-Mover, werden ein essenzieller Bestandteil des Nahverkehrs der Zukunft sein.“

Der Bundesverkehrsminister sagte weiter: „Mobilität muss sich verändern und autonome Mover sind eine Antwort auf gesellschaftliche Megatrends wie Urbanisierung, Klimawandel und Demografie. Es ist gut, dass Spitzentechnologie dieser Art in Deutschland entwickelt wird und nun auch immer stärker konkret zum Einsatz kommt.“

Hamburger und Touristen können sich den Holon-Mover noch bis Ende August jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr im Prototyp Automuseum in der HafenCity anschauen.