Der Eigentümer des linken Kulturzentrums lässt das Ultimatum des Senats verstreichen. „Wir verkaufen nicht“, sagt Immobilienkaufmann Klausmartin Kretschmer. Jetzt ist Hamburg unter Zugzwang.

Hamburg. Montag, 3. Februar 2014, 24 Uhr – die Botschaft des Senats ist eindeutig. Spätestens in drei Tagen soll der Eigentümer des besetzten Hamburger Autonomen-Treffpunkts Rote Flora, Klausmartin Kretschmer, seine Neubaupläne fallen lassen. Gleichzeitig bietet die Stadt 1,1 Millionen Euro für das Gebäude im Schanzenviertel. Sollte Kretschmer auf beides nicht eingehen, werde man – so hieß es – einen Rückkauf des früheren stadteigenen Hauses juristisch durchsetzen, zu einem erheblich geringeren Preis.

Seit Donnerstagabend steht jetzt fest: Flora-Eigentümer Kretschmer wird das Ultimatum verstreichen lassen. Dies kündigte sein Bevollmächtigter Gert Baer gegenüber dem Abendblatt an. Kretschmer werde auf keinen Fall darauf eingehen, sagte der Immobilienberater: „Das Thema ist durch, wir verkaufen nicht und wollen neu bauen!“

Damit dürfte die Auseinandersetzung um das alte Theatergebäude erneut eskalieren. Der Senat wäre nun am Zuge und müsste seine Drohung mit einer Klage wahrmachen – mit offenem Ausgang, wie Juristen bereits angedeutet hatten.

In den vergangenen Wochen hatte sich der Streit immer weiter hochgeschaukelt. Stadt und Eigentümer verhandelten hinter verschlossenen Türen um einen Rückkauf, dann wurden die Gespräche abgebrochen, und Kretschmer drohte den linksautonomen Besetzern mit einer Räumung. Vorläufiger Höhepunkt war kurz vor Weihnachten eine Solidaritätsdemo für die Flora mit Ausschreitungen und etlichen Verletzten. Kretschmer gieße mit seinen Drohungen Öl ins Feuer, um den Preis hochzutreiben, argumentieren viele Politiker.

Doch der Immobilienkaufmann und sein Berater haben eine ganz andere Betrachtungsweise. In einer schriftlichen Erklärung stellt sich der Flora-Eigentümer als Opfer eines undankbaren SPD-Senats um Bürgermeister Olaf Scholz dar. Ihm, dem rechtmäßigen Eigentümer der Roten Flora, werde die Benutzung und sogar das Betreten durch linksradikale Besetzer entzogen, „und die Behörden erlassen einen Bebauungsplan, der diese Teilenteignung faktisch unterfüttert“, heißt es in dem Schreiben.

Kretschmers Berater Baer: „Am Ende wird dem Eigentümer die Pistole auf die Brust gesetzt: Verkaufst du nicht zu unseren Bedingungen, dann nehmen wir uns das Ganze mit Zwang.“ Dabei habe Kretschmer dem damaligen Innensenator Scholz sogar geholfen, als er im Jahr 2001 von der Stadt das Gebäude kaufte. Die Opposition hatte damals die Räumung des besetzten Hauses gefordert, doch mit dem Kauf für 190.000 Euro sei das Thema aus dem Wahlkampf heraus gewesen.