Behörde sieht „keinen Grund“, warum Protest in der Unterrichtszeit stattfinden soll. Zu den Forderungen der Schüler zählt ein „Bleiberecht für alle“ und ein Stopp der „mörderischen Abschottungspolitik Europas.“

Hamburg. Streik statt Schulunterricht: Mit einem Protestzug durch die Innenstadt wollen an diesem Donnerstag rund 3000 Schüler für die Rechte von Flüchtlingen demonstrieren. Der Protestzug soll sich um zehn Uhr vom Hachmannplatz am Hauptbahnhof über die Mönckebergstraße bis zur SPD-Zentrale in Bewegung setzen.

Organisiert wird der dreistündige Schulstreik von Schülern aus ganz Hamburg, die Kritik am Umgang des Senats mit der Flüchtlingsgruppe „Lampedusa in Hamburg“ üben. Zu den Forderungen zählt ein „Bleiberecht für alle“ und ein Stopp der „mörderischen Abschottungspolitik Europas“, wie es auf den rund 20.000 verteilten Flyern mit dem Aufruf zum Schulstreik heißt.

Im Haus der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – sie unterstützt die Aktion – informierten am Dienstag drei Schüler über die geplante Veranstaltung. Leonie Meliones, 23, von der Anna-Warburg-Schule kritisierte, Innensenator Michael Neumann (SPD) habe auf der ganzen Linie versagt. Er müsse sofort zurücktreten.

Die Protestbewegung formiert sich vor allem über soziale Netzwerke

Nadia Abd El Hafez, 16, vom Gymnasium Allee verwies auf einen erfolgreichen Schülerstreik in Frankreich, mit dem eine drohende Abschiebung verhindert worden sei. Und Mitja Nikolaus, 17, ebenfalls Gymnasium Allee, forderte ein Bleiberecht für alle Flüchtlinge in der Hansestadt. Die Organisation der jungen Protestbewegung erfolge vor allem über soziale Netzwerke.

Zu weiteren Unterstützern des Schulstreiks gehören Jan von Aken, Bundestagsabgeordneter der Linken, sowie die Linke-Fraktion in der Bürgerschaft. Nach Schülerangaben stellten die Linken rund 1500 Euro für Werbezwecke zur Verfügung. „Die Schülerinnen und Schüler sind Teil einer beeindruckenden Solidaritätsbewegung, wie es sie in Hamburg vielleicht noch nie zuvor gegeben hat“, sagte Christiane Schneider, flüchtlingspolitische Sprecherin der Fraktion.

Die Schulbehörde begrüßt zwar, dass sich die Schüler mit gesellschaftlich relevanten Themen kritisch auseinandersetzen. „Es gibt aber keinen überzeugenden Grund, weshalb dies in der Unterrichtszeit passieren muss“, sagte Behördensprecher Peter Albrecht dem Abendblatt. „Sollten Schüler am Donnerstag dem Unterricht fernbleiben, gilt dies als unentschuldigtes Fehlen und wird entsprechend vermerkt“, fügte er hinzu. Es sei nicht zulässig, den Politikunterricht quasi auf die Straße zu tragen, wie es die Gewerkschaft GEW nahelege.